Der 6.12.1992 war kein schwarzer Sonntag
Nach mehrwöchigen Gedenkveranstaltungen zum historischen Nein vom 6. Dezember 1992 haben sich die meisten damaligen Schwergewichte im Ringkampf um den EWR-Beitritt zu Wort gemeldet. Was dabei auffällt: Fast ausnahmslos sind sie heute noch der gleichen Überzeugung wie damals.
Das bedeutet aber nicht, dass sich seither in der Schweiz aussenpolitisch nichts bewegt hätte. In der Bevölkerung hat die Bereitschaft zu einer europäischen Integration dramatisch abgenommen und einen neuen Tiefstand erreicht. Etwas mehr als 10 Prozent befürworten zurzeit einen Beitritt zur EU, ein knappes Drittel wäre gemäss aktuellsten Umfragewerten für eine Neuauflage des EWR. Die Welt ist in diesen 20 Jahren auch nicht stehen geblieben. In Europa entpuppt sich die Währungsunion als überstürzter Schritt mit schweren Konstruktionsmängeln. Der Euro scheint Europa wieder zu teilen, statt es zusammenwachsen zu lassen. Der alte Kontinent taumelt. Im globalen Machtgefüge erschüttern tektonische Verschiebungen die bestehende Ordnung. Während Asien erstarkt, häufen die Vereinigten Staaten Schulden an, um ihre Herrlichkeit über die Runden zu retten.