Denis Zakaria hat viele Follower
Denis Zakaria wird von allen europäischen Topklubs beobachtet. Er dürfte YB verlassen, geht aber vermutlich noch nicht zu einer Premiumadresse. Der 20-Jährige bleibt im Rummel gelassen.

Wenn man wissen will, wie es ist, wenn einem alle Türen offenstehen, sollte man bei Denis Zakaria nachfragen. Mit 18 wechselte der Mittelfeldspieler zu YB, mit 19 stand er im Schweizer Kader für die Euro 2016, 20 wurde er Ende November – und retten kann er sich nicht mehr vor Avancen jener Vereine, mit denen er seit Jahren auf der Playstation spielt.
Jeden Tag werden neue Interessenten bekannt, kein Topklub, der sich nicht mit dem Grosstalent beschäftigt. Sie beobachten jeden Schritt des umworbenen Juwels, der lässig im Restaurant Eleven im Stade de Suisse sitzt und gelassen Auskunft gibt.
Wie ist es, Denis Zakaria, wenn einen die Fussballwelt jagt?
Bevor der Sohn einer Sudanesin und eines Kongolesen, aufgewachsen in Genf, antwortet, lacht er herzhaft. Zakaria ist fröhlich, aufgeweckt, freundlich, Allüren sind ihm fremd, er ist einer jener Menschen, die man auf Anhieb irgendwie mag. Er sagt: «Das stört oder stresst mich nicht. Ehrlich gesagt denke ich gar nicht so oft daran.»
Das kann stimmen, muss aber nicht, der Jungprofi beherrscht das Spiel mit den Medien erstaunlich gut, die Aussagen sind weichgespült, bevor sie ein Pressemensch weichspülen wird. Zakaria spricht viel, sagt aber wenig. Zum Beispiel: «Ich habe keinen Druck, wechseln zu müssen.» Oder: «Ich konzentriere mich auf YB.» Und auch: «Wir werden sehen, was passiert.»
Das «Feeling» muss passen
Denis Zakaria ist, das bestätigen alle, die ihn näher kennen, ein guter Kerl. Er ist anständig und bodenständig, lebt bei einer Gastfamilie im Neufeld und wird sich, diese Prognose sei erlaubt, nicht zu einem jener schnoddrigen Fussballstars entwickeln, die auch auf den bunten Seiten einer Zeitung auftauchen. Sein Business ist der Fussball, darum geht es, und natürlich hat er klare Vorstellungen, wie seine gerade sehr aufregende Reise weitergehen soll.
«Wie damals beim Wechsel zu YB» soll sein Transfer sein, er wolle also zu einem Verein, der sich «stark um mich bemüht» und bei dem er das Gefühl erhalte, gefördert zu werden. Bei den Young Boys vermittelten vor zwei Jahren vor allem Chefscout Stéphane Chapuisat und Talentmanager Christoph Spycher positive Empfindungen beim jungen Genfer. Spycher ist heute Sportchef. Auch er weiss, wie begehrt der Aufbauer geworden ist. «Und seine Entwicklung ist noch lange nicht zu Ende», sagt Spycher.
Ein bisschen was lässt sich Zakaria dann doch entlocken, ein Wechsel etwa zu Chelsea oder Tottenham würde noch kaum Sinn ergeben. Selbstredend würde er diese Vereine niemals selbst erwähnen, es ist der Journalist, der die Premiumadressen ins Gespräch brachte. Auch sie beobachten Zakaria. «Ein junger Fussballer muss spielen, spielen, spielen», sagt Zakaria. Irgendwann meint er, am Ende verlasse er sich auf sein Gefühl, das «Feeling» müsse passen. So wie 2015 bei YB.
Sein Spielertyp ist gefragt
Selbst wenn Denis Zakaria sagt, es sei möglich, dass er noch ein Jahr oder bis 2019 in Bern bleibe, darf man von einem Abgang im Sommer ausgehen. Der Spieler hat sich in der Super League durchgesetzt und etabliert, er wird klug beraten, der Zeitpunkt ist gekommen für den nächsten Schritt, wobei eine weitere Saison in der Schweiz nicht schaden würde. «Ich muss an meinen Defiziten arbeiten», sagt Zakaria, der nicht besonders torgefährlich ist und mit seiner Dynamik effizienter werden muss. Oder «entscheidender», wie er es ausdrückt.
Positioniert er sich aber auch im Ausland sofort, rückt sein Traum vom Stammplatz an der WM 2018 näher. Derzeit sind Granit Xhaka und Valon Behrami im zentralen Schweizer Mittelfeld gesetzt, und pflichtbewusst nennt Zakaria noch einige andere Spieler, die vom Potenzial her aber deutlich schwächer als der YB-Youngster einzustufen sind. Seine Qualitäten wie die Zweikampfstärke und die Wucht sind gesucht, er ist ein robuster Balljäger, der die Gegenspieler mit langen Beinen nervt.
Es sind Fähigkeiten, die beispielsweise bei Leverkusen dringend gebraucht werden, aber auch bei Schalke oder Leipzig, derzeit gilt Gladbach als aussichtsreichster Kandidat. Doch selbst bei Dortmund benötigen all die begabten Passgrossmeister wie Julian Weigl und bald Mo Dahoud, den Zakaria vielleicht in Gladbach ersetzt, einen Balleroberer im Aufbau. Und möglicherweise wird ja Lucien Favre, der Zakaria sehr schätzt, bald Trainer in Dortmund. Oder in Monaco. Wo schon viele Nachwuchshoffnungen zu internationalen Topspielern reiften.
Zakaria nennt Deutschland und England als bevorzugte Länder, schliesst aber – logischerweise – nichts aus. Auch in Italien hat er einige reizvolle Follower.
Wohl in die Bundesliga
Eine Entscheidung über Zakarias Zukunft ist noch nicht gefallen. «Ich will nun die Saison mit YB erfolgreich zu Ende spielen», sagt Zakaria, «leider ist es uns im Cup nicht gelungen, eine gute Saison zu krönen.» Der Abgang des dreifachen Nationalspielers wird eine Lücke ins Kader reissen – selbst wenn Zakaria, teilweise angeschlagen, zuletztwenig konstant agierte. Ein Transfer in die Premier League würde den Young Boys noch höhere Einnahmen bescheren, aber 10 Millionen Franken Ablösesumme plus Bonuszahlungen bei entsprechender Entwicklung des Spielers dürften es ohnehin mindestens sein.
Ein Wechsel Zakarias in die Bundesliga würde nicht überraschen. Zumal in England keine 20-Jährigen im zentralen Mittelfeld spielen. Die Premier League läuft Denis Zakaria nicht davon.
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