Den Partner als Gegner
Die Ligaqualifikation der Frauen hat es in sich: B-Meister Brandis hat nichts anderes im Sinn, als sein A-Partnerteam Bomo Thun absteigen zu lassen.

Die Konstellation ist brisant. Im vergangenen Sommer haben Bomo Thun und die Brandis Ladies eine Zusammenarbeit verkündet, mit dem Ziel, das Fraueneishockey in der Region Emmental – Berner Oberland zu stärken. «Die Zusammenarbeit existiert, es gab gemeinsame Trainings, sie ist aber zuletzt etwas eingeschlafen», sagt Anita Rohrer.
Für die Brandis-Präsidentin ist klar, dass die Partnerschaft weitergeführt werden soll: «Aber es besteht Gesprächsbedarf.» Gut möglich, dass beim nächsten Meeting die Rollen vertauscht sind. Denn Brandis will aufsteigen. «Diesen Entscheid haben wir schon im letzten Jahr gefällt, sind dort aber in der Ligaqualifikation an Weinfelden gescheitert», sagt Rohrer. Jetzt treffen sich Brandis und Bomo in der Best-of-3-Serie der Ligaqualifikation.
Vor zwei Wochen sind die Brandis Ladies zum dritten Mal in Serie B-Meister geworden. Derweil verlor Bomo Thun das Playout gegen Weinfelden (1:3 Siege). Die Oberländerinnen haben eine schwierige Saison. Vor einem Jahr stand das Team noch im Cupfinal und unterlag den ZSC Lions nur denkbar knapp 1:2. Doch im Frühjahr kam aus Kostengründen der Umbruch.
Man trennte sich von Trainer Steve Huard – der Kanadier führte jetzt Lugano zum Meistertitel – den vier Ausländerinnen und Nationalspielerin Sarah Forster. Während der Meisterschaft hat mit Tess Allemann auch noch die international erfahrenste Akteurin das Team verlassen. Im Zuge der internen Turbulenzen hat ihr Vater Bruno Allemann das Traineramt abgegeben.
Im letzten Qualifikationsspiel und im Playout coachte der frühere Gottéron-Akteur Peter Brand das Team. Allemann ist weiterhin Sportchef und hält fest: «Ein Abstieg wäre nicht gut.» Noch will er sich nicht zu stark mit dem Schreckensszenario befassen. «Unsere Spielerinnen sind technisch gut. Am Können fehlt es nicht.» Aber weil Bomo das Kader radikal verjüngt hat, fehlt es an Erfahrung. «Gerade in solchen Drucksituationen, das hat man in den Playouts gesehen», so Allemann.
Cupspiel an Brandis
Auch Trainer Brand hat das festgestellt. Deshalb hat der 65-Jährige, der von 1972 bis 1980 für Gottéron stürmte und mit den Freiburgern in die NLA aufstieg, viel auf die mentale Arbeit geachtet. «Eishockey ist zu 70 Prozent Kopfsache. Da mangelte es.»
Brand ist überzeugt: «Stimmt es im Kopf, dann sind auch das Feuer, die Leidenschaft und die Kampfbereitschaft vorhanden.» Dass es ausgerechnet gegen das Partnerteam ums Überleben geht, stört Brand nicht. «Das ist jetzt unser Gegner. Meine Spielerinnen freuen sich auf diese Partien, Angst hat keine, deshalb bin ich zuversichtlich.»
Die Teams waren sich bereits im Cup gegenübergestanden. Brandis gewann deutlich mit 6:3. «Ich bin froh, gab es dieses Spiel», sagt Brand. «So sind wir auf jeden Fall gewarnt.»
Schwestern-Duell
Auf beiden Seiten gibt es Akteurinnen, die eine Vergangenheit beim anderen Team haben. Die 35-jährige Tschechin Petra Melicherikova etwa schiesst jetzt Tore für Brandis. Auch Verteidigerin Domenica Maurer hat die Seiten gewechselt. Die 19-Jährige aus Röthenbach trifft zumindest am Samstag in Hasle auf ihre zwei Jahre jüngere Schwester Saskia.
Die Nationaltorhüterin wird zum Auftakt bei Bomo zwischen den Pfosten stehen. Ob sie auch am Sonntag in Spiel 2 in Wichtrach dabei ist, bleibt ungewiss, da auch eine Partie mit ihrem Stammteam, den Thuner Elite-B-Junioren, angesetzt ist.
Ohne Maurer steigt die Möglichkeit, dass Bomo erstmals seit dem Aufstieg am grünen Tisch im Jahr 2006 wieder absteigen muss. Nur wenn die Liga von sechs auf acht Teams aufgestockt werden sollte, könnte Bomo wohl oben bleiben. Brandis würde bei einem Aufstieg eine Vorwärtsstrategie umsetzen. «Wir würden zwei, drei gute Spielerinnen, Schweizerinnen oder Ausländerinnen, holen», sagt Rohrer.
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