Den Lawinen ein Schnippchen schlagen
Das Trassee der Schynige-Platte-Bahn führt zwischen der Mittelstation und dem Kehrtunnel durch zwei Lawinenzüge. Derzeit wird es neu montiert.

«Bevor wir an den Wiederaufbau der Fahrleitung in den beiden Lawinenzügen Kräuterwang und Sattelwang zwischen der Station Breitlauenen und dem Grätlitunnel gehen, räumt der Bahndienst den Schnee auf dem Gleis», erklärt Teamleiter Lukas Seiler. Dazu setzt ein Heli die Schneefräse unterhalb des Tunnels ab, von wo aus sie das Gleis auf- und abwärts von der schweren Last befreit.
Zur Montage der Fahrleitung auf rund 500 Metern Länge setzten die Männer auch vergangene Woche die Dampflok vor der Eröffnung der Schynige-Platte-Bahn ein, die Freiwillige des Vereins Lok 5 mit über 2300 Stunden Freiwilligenarbeit revidiert hatten (wir haben berichtet).
Zweimal Spannung weg
Trotz erfolgreicher Lastfahrt mit Bremsprobe fordert der «Dampfer», wie ihn die Mannschaft liebevoll nennt, beim ersten Versuch Nachjustierungen. Regen und andere Arbeiten verzögern den zweiten Anlauf. «Jetzt ist die Spannung weg», freut sich Lukas Seiler bei der Ankunft auf Breitlauenen einige Tage später. Ab hier ist auch die Spannung am Fahrdraht weg, da dieser weiter oben samt Masten im Herbst zu Boden gelegt wurde.
Bis hierher hat eine «Elektrische» einen Wasserwagen mitgebracht, weil das kostbare Nass dort zuerst der Alpwirtschaft zur Verfügung steht. Nun gehts per Dampf weiter bis oberhalb des Grätlitunnels. Erst wenn die alte Dame kaum noch Rauchgase entwickelt, «rutschen» die Männer mit Lok und Montagewagen in den Tunnel zurück, wo sie mit der Rekonstruktion des Fahrdrahtes beginnen.
Über die Jahre entwickelte die eingespielte Crew Arbeitsschritte, die ein rasches Vorwärtskommen ermöglichen. So vereinfachen im Herbst angebrachte Zeichen an den Aufhängepunkten des Fahrdrahtes die Montage an den Auslegern ohne aufwendiges Messen. Jeder kennt seine Aufgaben, geredet wird nur das Nötigste, und Hektik wäre gefährlich. Die körperliche Anforderung wird umso sichtbarer, wenn sie im unteren Lawinenbereich die Holzmasten aufstellen.

Kaum hat die Mannschaft die Knochenarbeit beendet, schaltet sie auf Breitlauenen den Strom ein, und die «Elektrische» geht auf Probefahrt. «Alles okay», meldet der Lokführer beim Grätlitunnel. Doch anderntags heisst es: Nochmals ausrücken. Denn auf dem Abschnitt Grätli bis Bergstation sind noch einige Winterschäden zu beheben.
«In der Regel brauchen wir mit fünf bis sechs Leuten zwei Tage», fasst Lukas Seiler den Auftrag zur Instandstellung der Fahrleitung zusammen. Zum Abbau im Herbst werden sie «'s Füfi» im Depot Wilderswil lassen. Dann fahren sie elektrisch zum Grätlitunnel, schalten die Fahrleitung ab und verheizen auf der Talfahrt die Bremsenergie auf dem Dach der Lok – eine geniale Einrichtung, die technisch Interessierten auch im Sommerbetrieb auffällt, wenn die Maschinen mit gesenkten Stromabnehmern talwärts fahren.
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