Trotz Niederlage von LuganoDem SC Bern war nicht zu helfen
Der Meister verpasst zum zweiten Mal nach 2014 das Playoff. Nach dem 2:3 in Lausanne ist das Scheitern besiegelt.

Wann beginnt das Playoff? Wird überhaupt Playoff gespielt und ein Meistertitel vergeben? Zumindest eine Gewissheit hat die letzte Qualifikationsrunde gebracht: Der SC Bern wird im Titelkampf kein Faktor sein. Ambri leistete zwar tatsächlich Schützenhilfe und gewann in Lugano 4:1. Doch dem SCB ist in dieser Saison offensichtlich nicht zu helfen. Er unterlag Lausanne in der Anonymität der Vaudoise-Arena 2:3. Womit der stolze Club als Titelverteidiger das Playoff verpasst – notabene zum zweiten Mal nach 2014. Passend zur tristen Kulisse und frei von jeglichem Kalauer sagte SCB-Captain Moser: «Ich verspüre eine grosse Leere.»
In jüngerer Vergangenheit vermochte der SCB manchem Widerstand zu trotzen. Der Aufgabe am Samstagabend war er nicht gewachsen. Trotz hoher Dringlichkeit konnte die Equipe das notwendige Mass an Intensität und Überzeugung nicht aufbringen. Wobei dieser Umstand zu einem klitzekleinen Teil dem Drumherum geschuldet war. In einer leeren Halle fehlt die Resonanz auf Kombinationen und Checks, fehlen die Reaktionen aus dem Publikum, all diese «Aaaaahs» und «Ooooohs», die Emotionen befeuern können. Die Berner suchten also andere Wege. Diese fanden sie im Startdrittel nicht. Lausanne hatte durch Genazzi und Herren die besten Möglichkeiten. Und Lausanne ging zu Spielmitte in Führung. SCB-Verteidiger Andersson hatte sich bei einem Frick-Schuss schmal statt breit gemacht.
Wie so häufig fand Bern den Weg in die Niederlage
Weil Lugano zu diesem Zeitpunkt gegen Ambri führte, war das Playoff für Bern in der Momentaufnahme meilenweit entfernt. Doch der Meister steckte nicht auf. Speziell einer krempelte sinnbildlich die Ärmel hoch, der gar nicht anders kann: Beat Gerber, 37 Jahre alt, Haudegen aus dem Emmental und erfolgreichster Akteur in der SCB-Historie mit sechs Meisterschaften. Weil bei den Bernern vorne wenig lief, schaltete sich der Inbegriff des Defensivverteidigers gar in den Angriff ein. Und wie. Gerber bereitete das 1:1 (Pestoni) und das 2:2 (Scherwey) vor. Gleichzeitig leistete Ambri Schützenhilfe und ging in der Resega 3:1 in Führung. Plötzlich hatte der Meister sein Schicksal in den eigenen Handschuhen.
Wie so häufig in den letzten Monaten fand er auch aus dieser vielversprechenden Situation den Weg in die Niederlage. Obwohl die Waadtländer nicht mehr auf Punkte angewiesen waren, erhöhten sie die Kadenz. Bern wurde nervös, verlor die Orientierung, Jooris gelang das Siegtor. SCB-Stürmer Rüfenacht sagte: «Der Gegner bestrafte unsere Fehler, wir bestraften seine nicht – ein Spiegelbild unserer Saison.»
Wer während Monaten mehrheitlich verunsichert, ineffizient und in höchstem Mass inkonstant agiert, der steht zu Recht in der Platzierungsrunde. Zuletzt irrte die Auswahl zwischen passiver Jalonen- und aktiver Kossmann-Taktik umher. Im Gegensatz zu seiner Aufgabe vor zwei Jahren in Zürich ist es Kossmann nicht gelungen, ein anderes Schwergewicht des Schweizer Eishockeys zu stabilisieren.
Nur: Im Vergleich zur damaligen ZSC-Ausgabe mangelt es diesem SCB an Wucht, Tempo, Breite. Weshalb er das geforderte, aktive Spiel mit intensivem Forechecking nicht umsetzen konnte. Offensichtlich hat das Team den Zenit überschritten. Durch das verpasste Playoff wird der Druck auf die Entscheidungsträger um Sportchef Chatelain weiter zunehmen.
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