Debattierfreudige Jungpolitiker
Keine Spur von Politikverdrossenheit: Sechs Jungpolitiker diskutierten im Kofmehl vor grossem, jugendlichen Publikum.
Zahlreiche Jungpolitiker kandidieren für die Kantonsratswahlen vom kommenden Wochenende. Sechs von ihnen diskutierten am Sonntag in der Kulturfabrik Kofmehl. Pascal Walter (JCVP), Anna Rüefli (Juso), Christof Schauwecker (Junge Grüne), Stefanie Gasser (JSVP), Diana Hausamman sowie Johannes Bohren (Grünliberale) stellten sich den Fragen von Moderator Bähram Alagheband und dem Publikum. Rhetorisch fest im SattelSchon in der ersten Fragerunde zeigte sich, dass die Jungpolitiker im Alter zwischen 18 und 25 Jahren den Politikerjargon tadellos beherrschen: Gefragt, was sie im Fall einer Wahl als erstes im Kantonsrat anpacken würden, sprudelten die Schlagworte wie «ein Gefäss für die Jugendlichen schaffen», «den Jugendlichen eine Perspektive bieten» nur so aus den Kandidaten heraus. Eine angeregte Diskussion entwickelte sich schnell zum Thema Bildung: Diana Hausammann von den Jungfreisinnigen meinte, dass jeder Jugendliche eine Lehrstelle finde, wenn er nur etwas kompromissbereit sei. Anna Rüefli von der Juso warb für einen Ausbildungsfonds, in den Firmen, die keine Lehrlinge ausbilden, einzahlen sollen, während Firmen, die Lehrlinge ausbilden, daraus belohnt werden. In die selbe Richtung argumentierte Christof Schauwecker von den Jungen Grünen: «Es muss sich lohnen Lehrlinge auszubilden», meinte er. Wie genau dies umgesetzt werden könnte, wisse er nicht, gab er mit entwaffnender Offenheit zu: «Das ist ehrlich gesagt nicht gerade mein Spezialgebiet.» Nüchterne DiskussionenZiemlich sachlich wurde die Frage diskutiert, ob die heutigen Jugendlichen verwahrlost seien und eine härtere Hand brauchen. Nicht einmal Stefanie Gasser von der JSVP mochte ein Klagelied über die heutige Jugend anstimmen und die antiautoritäre Erziehung anprangern. Fast alle Podiumsteilnehmer waren sich einig, dass man vermehrt auch die Eltern in die Pflicht nehmen müsse, wenn etwa Dreizehnjährige sich in der Stadt betrinken. Johannes Bohren von den Grünliberalen mahnte aber auch beim Thema Jugendalkoholismus zur nüchternen Betrachtung: «Ehrlich gesagt sehe ich nie dreizehnjährige Besoffene in der Stadt». Im Publikum sassen vor allem Jugendliche. Viele von ihnen nutzten am Schluss die Gelegenheit, den Kandidaten Fragen zu stellen. Ein junger Wirrkopf meinte ernsthaft, dass nur eine absichtlich herbeigeführte Verarmung der Schweiz die Ungerechtigkeiten aus der Welt schaffen könne. Insgesamt wirkten die Jungpolitiker kompetent und diskussionsfreudig. Nicht alle kamen jedoch ohne die Phrasen ihrer Mutterparteien aus – aber sie droschen auch nicht mehr Phrasen als «die Grossen».
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