«Dass keine Spuren gefunden werden, ist nicht vorstellbar»
Die Suche nach dem Motorboot, das die Frau auf dem Bielersee tötete, ist schwierig. Laut Fachleuten dürfte es Unfallspuren geben, auch wenn diese nicht auf den ersten Blick ersichtlich sind.

Die Berner Kantonspolizei arbeitet seit Dienstag mit einer Sonderkommission an der Aufklärung des tödlichen Bootsunfalls im Bielersee. Im Fokus der Fahndung stehen der Mann, der das Motorboot lenkte, sowie das Unfallboot. Inzwischen geht es nicht mehr nur um ein Boot der Marke Boesch oder Pedrazzini, das gesucht wird, sondern um ein typähnliches Boot. Laut Branchenkennern kommen in der Schweiz 15 bis 20 Marken in Frage. Für Laien ist es praktisch unmöglich, eine Bootsmarke zu erkennen.
Eine andere Frage ist, inwiefern am Unfallboot Spuren des Dramas vom letzten Sonntag identifiziert werden können. «Wenn ein Boot einen Körper oder Gegenstand anfährt, hinterlässt das immer Spuren», sagt David Clavadetscher, Geschäftsführer des Schweizerischen Bootbauer-Verbands. Falls das Motorboot in das Gummiboot fuhr, auf dem die getötete Frau und ihr Freund waren, sollte es möglich sein, Schleifspuren festzustellen. Als Folge der Kollision mit der Frau sind auch Kratzer am Lack des Motorboots, Dellen oder Beulen denkbar.
Schlagspuren an der Schraube
Das Ausmass der Schäden am Motorboot hängt aber auch von anderen Faktoren ab, etwa vom Tempo bei der Kollision, vom Aufprallwinkel oder vom Material des Motorboots. Clavadetscher schränkt allerdings ein, dass die Spuren des Unfalls nicht unbedingt auf den ersten Blick sichtbar seien. «Dass keine Spuren gefunden werden, ist aber nicht vorstellbar.» Und sollte das Unfallboot in der Zwischenzeit repariert worden sein, macht es das verdächtig.
Clavadetscher geht davon aus, dass es auch an der Schiffsschraube Hinweise auf den Unfall geben kann. Möglich seien Schlagspuren an der Schraube, in die die tödlich verunglückte Frau geraten war. Die 24-Jährige hatte laut Medienberichten, die sich auf Aussagen ihres Freunds berufen, beide Beine verloren. Gemäss dem Institut für Rechtsmedizin der Universität Bern starb sie an den Folgen des hohen Blutverlusts.
Rechtsmediziner: «Spurenarme Situation»
Die Rechtsmedizin geht von einer «spurenarmen Situation» am gesuchten Motorboot aus. An einer Schiffsschraube, die sich im Wasser weiter bewege, bleiben keine biologischen Spuren des Opfers haften, sagt Walter Bär, Leiter des Rechtsmedizinischen Instituts der Universität Zürich, auf Anfrage von Redaktion Tamedia. Denkbar seien aber andere Spuren wie Schäden am Boot.
Auch laut Bär muss die Frau die Beine verloren haben, weil sie von der Schiffsschraube erfasst wurde (theoretisch könnte dies auch durch scharfe Kanten des Bootes geschehen sein). Eine Schiffsschraube füge dem Menschen tiefe Wunden zu. Und wenn die grossen Arterien in den Beinen durchtrennt würden, sei nichts mehr zu machen. Dann trete der Tod in wenigen Minuten ein, sagt Rechtsmediziner Bär. Die Frau konnte denn auch nicht mehr gerettet werden. Sie starb auf der Unfallstelle.
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