«Dass ich früh aufstehen muss, war mir längst klar»
Maturandin Isabelle Dumont aus Gränichen macht Landdienst auf dem Hof Chüefer der Familie Höhn in Wädenswil. Sie mag Kontraste und liebt die Nähe zur Natur.
Am 12. August kam ich auf dem Hof der Familie Höhn an. Es ist mein erster Landdienst. Früher habe ich mit meiner Familie mal Ferien auf dem Bauernhof gemacht, das hat mir gefallen. Dann hat eine Kollegin von ihrem Landdienst erzählt. So bin ich auf die Internetseite gekommen, auf der man sich eine Familie aussuchen kann. Es gibt dort eine Suchmaschine, in der man seine Vorlieben eingeben kann. So kann man sich die verschiedenen Familien in Ruhe ansehen, ohne dass man sie schon kontaktieren muss. Das fand ich noch gäbig. An der Familie Höhn gefiel mir, dass sie Pferde haben und dass man im Stroh schlafen kann.
Über die Arbeit auf dem Hof habe ich mir nicht so viele Gedanken gemacht. Dass man früh aufstehen muss, ist ja logisch. Ich habe mir aber vorgestellt, dass es eher anstrengend wird. So kann ich keine negativen Überraschungen erleben. Aber ich will ja auch nicht Ferien machen, sondern mitarbeiten.
Im Juni hatte ich meine Matur. Jetzt mache ich ein Zwischenjahr, danach will ich studieren. Wahrscheinlich Wirtschaft. Ein ziemlicher Kontrast zum Landdienst, ich weiss. Aber auch deshalb sagte ich mir: «Das mache ich jetzt erst recht.» Ich mag Kontraste. Die Nähe zur Natur gefällt mir sehr. Und auch, dass man hier in Wädenswil nicht ab der Welt ist. Eine Alp im Kanton Graubünden wäre nichts für mich gewesen.
Mit der Arbeit ging es schon am ersten Tag los. Ich arbeitete auf der Baustelle für den neuen Kuhstall und habe dort Eisen gebunden. Etwas, das halt jeder machen kann. Danach sind wir in den Stall gegangen. Kühe füttern, melken und sauber machen. Am Abend des ersten Tages war ich noch nicht so müde, aber als am Morgen um fünf Uhr der Wecker läutete, war das schon ein bisschen früh. Immerhin muss man hier nur in die Kleider schlüpfen und ist parat für den Tag. Zu Hause ziehe ich mich gerne schön an, aber hier werden die Kleider ja sowieso dreckig.
Um halb sechs sind wir losgefahren zum Stall - noch vor dem Frühstück. Dabei ist das Essen wichtig. Es gibt einem die nötige Energie. So ein richtiges Znüni mit Brot und Fleisch und Käse, das gleicht die Morgen-Müdigkeit wieder aus.
Ich komme aus Gränichen bei Aarau. Mein Leben dort ist schon anders als hier auf dem Hof. Hier leben drei Generationen unter einem Dach. Jede Tür führt zu einer anderen Generation. Das könnte ich mir zu Hause nicht vorstellen.
In Wädenswil bin ich noch am kommenden Wochenende. Beim Landdienst bekommt man Kost und Logis plus einen kleinen Geldbetrag pro Tag. Ich finde es gut, dass es nicht viel Geld gibt, schliesslich soll man es nicht des Geldes wegen machen.»
Aufgezeichnet von Andreas Kurz
Isabelle Dumont vertilgt im Landdienst auch das Unkraut auf der Kuhweide.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch