Das Versagen der ukrainischen Justiz
Ein Jahr ist seit dem Blutbad auf dem Maidan vergangen. Opfer und Angehörige warten noch immer auf Gerechtigkeit. Die Ukraine hat eine schnelle und gründliche Aufarbeitung verpasst.
Dann war er plötzlich weg. Dmitri Sadownik (38), dreifacher Vater, beschuldigt der Erschiessung von 39 unbewaffneten Demonstranten. Der Major der Spezialeinheit Berkut ist seit dem 3. Oktober 2014 untergetaucht. Vermutlich hat er sich auf die Krim oder nach Russland abgesetzt. Erst zwei Wochen zuvor wurde er auf Anordnung eines Kiewer Richters aus der Untersuchungshaft in den Hausarrest entlassen. Seitdem konnte er sich praktisch frei bewegen. Der Arrest galt nur von 23 bis 7 Uhr, die elektronische Fussfessel wurde erst Tage nach der Entlassung angebracht, wie Sadownik in einem Interview erzählte. «Warum sollte ich fliehen?», fragte er rhetorisch. «Die Ukraine ist doch das Land, in dem meine Kinder geboren wurden.»