«Das schwerste Kapitel meines Lebens»
Die schwedische Skifahrerin Kajsa Kling leidet unter Depressionen und nimmt ein Timeout. Gerade Sportler sind häufig von der Krankheit betroffen.

Es ist eine Nachricht, die für Aufregung sorgt in der Skiszene: Die schwedische Abfahrtsspezialistin Kajsa Kling zieht sich unmittelbar vor dem Saisonstart zurück und muss eine Zwangspause einlegen. Grund: Die 28-Jährige leidet an Depressionen und sieht sich ausser Stande, die Reise zu den Nordamerika-Rennen Ende Monat anzutreten. Wann Kling in den Weltcup zurückkehrt, ist derzeit völlig offen.
«Mir geht es gar nicht gut, und deshalb muss ich jetzt den Stecker ziehen und jeden weiteren Stress vermeiden», sagt sie. Der schwedische Team-Arzt Per Liljeholm erklärt: «Eine Depression nimmt dir unter anderem die Fähigkeit, dich zu konzentrieren. Natürlich verträgt sich das nicht mit Hochgeschwindigkeits-Skifahren.»
Agassi, Hannawald, Kaeslin
In ihrer Karriere ist Kling zweimal aufs Podest eines Weltcuprennens gefahren, je einmal in der Abfahrt und im Super-G. Nun steht sie am Scheideweg. «Es ist nicht so, dass ich mich jeden einzelnen Tag schlecht fühlen würde», schildert sie. «Aber es ist das schwerste Kapitel meines Leben, und ich muss auf die wichtigen Dinge fokussieren. Wir werden sehen, wie lange das dauert. Bevor ich nicht ganz gesund bin, kehre ich nicht auf die Skis zurück.»

Andre Agassi oder Michael Phelps, Sven Hannawald oder Robert Enke. Und auch die frühere Schweizer Spitzenturnerin Ariella Kaeslin – Depressionen sind bei Spitzensportler häufiger verbreitet als vermutet und quälen sie in ganz verschiedenen Facetten. Jeder dritte Athlet weise im Laufe seines Lebens Symptome einer Schwermut auf, ergab eine Studie aus dem Jahr 2013. «Bei Hochleistungssportlern existieren andere Risikofaktoren für psychische Erkrankungen als in der Allgemeinbevölkerung. Sie sind anderen Belastungen ausgesetzt», sagt der Psychiater Andreas Ströhle gegenüber «Spiegel Online».
Wie ein hochrangiger Manager
Abgesehen vom Druck, in der Öffentlichkeit Höchstleistungen abliefern zu müssen, gehen Psychologen davon aus, dass Sportler verstärkt darunter leiden, nicht selbstbestimmen zu können. «Der Sportleralltag ist wie das Berufsleben eines hochrangigen Managers», erklärt Psychologin Marion Sulprizio, die an der Sporthochschule Köln lehrt und Sportler coacht. Der Drang zu Perfektionismus ist beiden Spezies eigen. Und perfekt zu sein, heisst auch: Über eine Depression nicht zu sprechen.
Über seine Krankheit sagte Andre Agassi einmal dem ZDF: «Das Leben, das ich damals führte, hatte ich gar nicht selbst gewählt. Ich war deprimiert. Ich hatte wirkliche Depressionen. Nur sprach man nicht darüber.»
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