Das Schnäppchen glänzt im Schaufenster
nicht mehr erwünscht gewesene Nikola Isailovic sieht die Auftritte mit Wacker Thun als Bühne. Von den Oberländer Juroren gibts für die Darbietungen des Serben bislang gute Kritiken.
Ein in Frankreich unter Vertrag stehender Serbe wird von einem Kroaten in die Schweiz vermittelt und lebt nun bei Spaniern: Das Engagement von Nikola Isailovic bei Wacker Thun ist eine internationale Angelegenheit. Aber zum 25-Jährigen, der schon mancherorts gespielt hat, passt das ganz gut. Er sagt: «Ich bin hier gleich integriert worden.» Selbstverständlich war das diesmal nicht. Der Vorstand der Berner Oberländer hatte im Sommer beschlossen, heuer aus finanziellen Überlegungen keinen Spieler zu verpflichten – die Kaderangehörigen fanden sich damit ab und hatten sich in der Hierarchie längst aufgestellt, als im Januar – mitten in der Saison – doch noch einer kam. Aufbauer Borna Franic war letztlich als Bindeglied zwischen Verein und Akteur in Erscheinung getreten, als er von einem slowenischen Kollegen erfahren hatte, dass ein guter Linkshänder auf Klubsuche sei. Isailovic gefiel in Probetraining und Testspiel, woraus sich eine Zusammenarbeit ergab. Dass der Vorstand wider Ankündigung gehandelt hatte, stiess im Umfeld Wacker Thuns offenbar auf Unbehagen. Sportchef Thomas Fahrni sah sich gezwungen, eine Stellungnahme zu verfassen. Er legte dar, dass der Zuzug nur sehr niedrige Kosten verursachte. Und nun, da der Rückraumakteur nach zwei Ligapartien schon zehn Tore erzielt hat, dürften auch die letzten Kritiker verstummt sein. Coach Martin Rubin sagt: «Er macht das wirklich gut. Im athletischen Bereich hat er noch Potenzial.» «Werden sie überrennen» Der Kontrakt zwischen dem Aufbauer und dem Zweiten der Schweizer Meisterschaft endet nach jetziger Vereinbarung mit Saisonschluss. Isailovic will sich bis dahin präsentieren – die Oberländer sind für den Serben ein Schaufenster, deren Auftritte im Europacup eine willkommene Sache. Beim französischen Zweitligisten Pays Aix, seinem letzten Arbeitgeber, geriet er nach einem Trainerwechsel aufs Abstellgleis. Davor war er viel gereist. Erst hatte er in seiner Heimat gespielt; später war er in Bologna engagiert, der Wechsel nach Frankreich folgte. In Thun schliessen Klub und Spieler nicht aus, den Vertrag zu verlängern. «Warum nicht?», sagt Isailovic und schmunzelt. Der Linkshänder, der höflich auftritt und die Atmosphäre im Team lobt, ist gemäss Assistenzcoach Dragan Dejanovic bemüht, sich so schnell wie möglich anzupassen. «Teils gibt es auf dem Feld noch Probleme mit der Verständigung. Aber das wird schon», sagt der 48-Jährige, der dem Serben rät, nicht nur mit Landsleuten auszugehen, damit er die hiesige Sprache lernt. Während des Gesprächs fungiert Dejanovic als Übersetzer. Im Verein ist er dieser Tage eine der wichtigsten Ansprechpersonen für Isailovic, der in Steffisburg ein Zimmer bei einer spanischen Familie besitzt, die er zu seinem Debüt gegen Pfadi gleich einlud. Der Rückraumspieler hat es mit Bologna einst in den Halbfinal des Challenge-Cups geschafft; nun will er mit Wacker Ähnliches erreichen. Heute empfangen die Berner Kolubara Lazarevac aus Serbien, der Heimat des Zuzugs. Er sieht sein Team in der Rolle des Favoriten. «Ich glaube, wir werden sie überrennen. Hier wird viel schneller gespielt; damit werden unsere Gegner nicht klarkommen», sagt der Aufbauer, der für die Nationalmannschaft noch keine Spiele bestritten hat. Nikola Isailovic will die Bühne Lachenhalle jedenfalls nutzen. Zuschauer war er lange genug.Adrian Horn>
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