Das passiert, wenn Trump aufgibt
Je mieser die Umfragewerte für Donald Trump werden, desto lauter wird in den USA darüber diskutiert, ob der Milliardär sich aus dem Präsidentschaftsrennen zurückziehen könnte.

Es werden schon Wetten abgeschlossen. Nicht nur auf Donald Trumps Sieg oder Niederlage bei den Präsidentschaftswahlen im November, sondern auch auf sein vorzeitiges Ausscheiden. Wie die «New York Times» schreibt, sehen die Märkte derzeit eine Chance zwischen drei und zehn Prozent, dass Trump seine Kandidatur zurückzieht.
In den US-Medien ist ein möglicher Drop-out Trumps derzeit eines der Top-Themen. Obwohl das Umfeld des Milliardärs nicht müde wird, zu betonen, dass er keinerlei Gedanken an eine Aufgabe verschwende, meldete der Fernsehsender ABC am Mittwoch, dass sich hohe Repräsentanten der Republikaner mit diesem Szenario beschäftigen würden. Und löste damit eine Kaskade von Artikeln und Berichten bei der Konkurrenz aus.
Hintergrund der ganzen Hysterie sind die Katastrophentage, die Trump hinter sich hat. Seine politischen Fehltritte haben sich derart stark gehäuft, dass er nicht nur in den Umfragen abgestürzt ist, sondern darüber spekuliert wird, ob Trump nicht bewusst das Terrain für ein vorzeitiges Ausscheiden vorbereite. Auch seine unbegründete Aussage vom Montag gegenüber dem TV-Sender Fox News, wonach die Wahlen ohnehin manipuliert seien und ihm der Sieg gestohlen werden könnte, wurde als Zeichen für eine Aufgabe interpretiert.
Trumps Siegeschance sehen verschiedene Prognose-Monitore jedenfalls nur noch zwischen 20 und 25 Prozent.
Dieser Prognose-Monitor wird laufend weiterentwickelt. Feedback willkommen: marc.brupbacher@tages-anzeiger.ch
Die Wut auf Trump in der Elite der Republikaner wächst von Tag zu Tag. Als Kandidaten absetzen kann die Partei ihn aber nicht mehr. Gegenüber ABC gaben Parteivertreter an, dass es keinen Mechanismus gebe, um Trump zur Aufgabe zu zwingen.
Sollte Trump sich allerdings tatsächlich selber dazu entschliessen aufzugeben, wofür es – um es nochmals in aller Deutlichkeit zu sagen – derzeit keinerlei echte Hinweise gibt, dann wäre dieser Vorgang in den Statuten der republikanischen Partei geregelt. Dann müsste das 168-köpfige Republican National Committee (RNC), der Strategieausschuss der Partei, einen Nachfolger bestimmen – entweder direkt oder über einen zweiten Parteitag. Für Letzteres würde die Zeit wohl nicht mehr reichen.
Ziemlich sicher käme es in diesem Fall zu einem juristischen Nachspiel. Bei den Vorwahlen unterlegene Kandidaten könnten die Partei mit Klagen eindecken.
Einfach auf Distanz gehen
Daneben hat die Partei aber eine Reihe von Möglichkeiten, um sich von Trump zu distanzieren, ohne ihn durch einen neuen Kandidaten zu ersetzen:
- Das RNC könnte sich offiziell von Kandidat Trump lossagen und seinen Wahlkampf finanziell nicht mehr unterstützen. Allerdings ist der Milliardär finanziell unabhängig. Im Gegensatz zum RNC. Dieses organisiert und verteilt zwar die Parteispenden. In einem normalen Wahljahr ist aber der Präsidentschaftskandidat das wichtigste Zugpferd beim Geldsammeln für die Partei.
- Die Parteielite könnte wichtige Exponenten dazu anhalten, sich öffentlich von Trump abzuwenden. Dieser Prozess hat bereits begonnen. Wie Vox analysiert, könnte sich das für die Republikaner allerdings in Zukunft rächen: Trump gilt als extrem nachtragend. Sollte er im November die Wahl verlieren und der Parteielite dafür die Schuld geben, ist zu erwarten, dass er künftig viel Geld darauf verwenden wird, um die «Heckenschützen» zu sabotieren. Auch deshalb haben sich Schwergewichte wie John McCain bislang nicht offiziell von Trump distanziert.
Beide Varianten würden ohnehin mit ziemlicher Sicherheit dazu führen, dass Hillary Clinton im November die Präsidentschaftswahl haushoch gewinnt.
Deshalb bleibt den Republikanern wohl nur ein Ausweg: Nichts tun und darauf hoffen, dass sich Trump bald wieder fängt.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch