«Das Heck war viel zu niedrig»
Augenzeugen schildern den Moment, als die Boeing 777 der Asiana Airlines verunglückte. Ihren Berichten zufolge versuchte der Pilot noch, die Maschine hochzuziehen.
Bruchlandung am Ende eines Flugs über dem Pazifischen Ozean: Für 305 Menschen endet das Horrorszenario auf dem Flughafen in San Francisco glimpflich - zwei Chinesinnen jedoch sterben. Via Twitter beschreiben Überlebende und Augenzeugen das Unglück.
Diesen Flug werden sie wohl nie mehr vergessen: Den Gesichtern der überlebenden Passagiere auf dem Flughafen in San Francisco ist anzusehen, was sie in den vergangenen Stunden durchgemacht haben müssen. Sie sind blass und sehen müde aus. Viele werden von Helfern gestützt und haben eine Schutzhaltung eingenommen, als sie durch den Terminal gehen. Die Wunden einiger Fluggäste sind provisorisch verbunden.
Diese Menschen haben gerade eine Bruchlandung hinter sich. Ein Betroffener schafft es trotz des Schocks, das Erlebnis sofort über den Kurznachrichtendienst Twitter zu verbreiten. Auch Anwohner und Gäste eines anliegenden Hotels können nicht fassen, was sich gerade vor ihren Augen abgespielt hat.
«Nicht so gefühlt seit 9/11»
Ein Manager, der nach eigenen Angaben an Bord des Flugzeugs war, berichtet: «Ich bin gerade in SFO bruchgelandet. Heck abgerissen. Den meisten scheint es gut zu gehen. Mir geht's gut. Surreal...». Weiter schreibt David Eun: «Feuerwehrleute und Retter überall. Sie holen die Verletzten raus. Habe mich nicht so gefühlt seit 9/11.» Das bezieht sich auf die Anschläge vom 11. September 2001 in New York. Später, als er durch den Zoll geht, twittert er: «Der Adrenalinstoss klingt ab. Ich versuche, das alles zu verarbeiten.»
Offenbar fragen sich überlebende Passagiere, was eigentlich geschehen ist - es scheint grosse Unklarheit zu herrschen. Eun twittert auf dem Flughafen: «VIELE Beamten mit Abzeichen und Uniformen, aber keine Updates. Keine Kommunikation. Warten ...»
Was war passiert? Eine Boeing 777 der Asiana Airlines fliegt vom südkoreanischen Seoul über den Pazifischen Ozean nach San Francisco in den USA. Kurz vor der Landung kommt es am Samstag zur Katastrophe - Bruchlandung auf dem Zielflughafen. 305 Menschen überleben - zwei junge Chinesinnen sterben. Die Maschine liegt nach der Notlandung mit aufgerissener und verbrannter Kabinendecke auf dem Rollfeld. Trümmerteile sind weit über die Landebahn verstreut.
Auf einem Amateurvideo, das auf der Plattform Youtube hochgeladen ist, sind starke Rauchwolken zu sehen, die vom vorderen Teil des Fliegers aufsteigen. Das Heck ist deutlich tiefer als der Bug. Notrutschen sind zu sehen.
«Ein Wunder, dass wir überlebt haben»
Vedpal Singh steht der Schock noch ins Gesicht geschrieben. «Es ist ein Wunder, dass wir überlebt haben», sagt er. Mit seiner Familie befand er sich in der Boeing 777.
Die Familie Singh sass etwa in der Mitte des Kabinenraums. Niemand habe eine Warnung ausgesprochen, berichtet Singh, der sich bei dem Unglück das Schlüsselbein brach. Plötzlich sei das Flugzeug hart aufgeschlagen, und es habe einen lauten Krach gegeben. «Wir wussten, dass etwas schrecklich falsch lief», erzählt der Mann. Sein 15-jähriger Sohn berichtet, dass Gepäckstücke aus den Ablagen über den Sitzen gefallen seien. Der gesamte Vorfall habe nicht länger als zehn Sekunden gedauert.
Alle Menschen an Bord hätten versucht, so schnell wie möglich aus der Maschine rauszukommen, sagt Singh weiter. Ein anderer Passagier, Benjamin Levy, erzählt, dass viele Mitreisende vor Angst geschrien hätten. Er habe versucht, sie zu beruhigen, sagt der 39-Jährige, der einen Platz an einem der Notausgänge hatte. «Ich habe gesagt: Bleibt ruhig, hört auf zu schreien und helft Euch gegenseitig. Hört auf zu drängeln.»
Nach den Worten Levys versuchte der Pilot vor der missglückten Landung offenbar, die Maschine hochzuziehen. Womöglich habe er damit einigen Menschen das Leben gerettet, erklärt Levy. Er habe den Eindruck gehabt, dass das Flugzeug beim Anflug auf die Landebahn zu niedrig geflogen sei und sich zu nahe bei der Bucht befunden habe.
Andere Fluggäste bestätigen dies offenbar. Mike Barr, ehemaliger Pilot der Luftwaffe und Flugsicherheitsexperte der Universität von Southern California in Los Angeles, sagt, Augenzeugen hätten berichtet, sie hätten den Motor vor der Bruchlandung aufheulen gehört. Möglicherweise habe also der Pilot bemerkt, dass die Maschine zu niedrig geflogen sei und in letzter Minute versucht, noch an Höhe zu gewinnen.
«Ich kann nicht aufhören zu weinen»
Die Umstehenden am Flughafen können offenbar nicht begreifen, dass sie gerade Zeuge eines Flugzeugunglücks geworden sind. Eine junge Frau, die nach eigenen Angaben vor einem Hotel mit direktem Blick auf die Landebahn steht, twittert: «Ich habe gerade buchstäblich einen Flugzeugabsturz von Anfang bis Ende miterlebt. Ich kann nicht aufhören zu weinen. Ich kann das nicht glauben.» Sie sendet via Twitter ein Foto und antwortet sofort auf Fragen von anderen.
Sie habe Donner gehört und sich umgedreht: Der Flieger sei instabil gewesen und ein Flügel sei auf die Landebahn aufgeschlagen - danach sei das Flugzeug abgestürzt. Sie lädt ein Foto hoch, das die riesigen Qualmwolken aus einiger Entfernung zeigt. Um sie herum stehen Menschen, die gebannt auf das Unglück sehen. «Es ist traumatisierend», schreibt sie.
«Ich kann nicht glauben, was ich sah»
Eine Frau, die nach eigenen Angaben Gast eines Hotels am Flughafen ist, hat das Unglück so erlebt: «Wir liefen gerade vom Frühstück zurück und hielten an, um ein Foto von der Start- und Landebahn zu schiessen, und ein Flugzeug war beim Landen in einem schlechten Winkel, kippte, explodierte.» Später, als sich Stephanie Turner wieder auf ihrem Hotelzimmer befindet, schreibt sie: «Ich kann nicht glauben, was ich sah.» Den Unfall beschreibt sie so: «Das Heck war viel zu niedrig und schlug zuerst auf.»
Ein Mann, der nach eigenen Angaben in der Nähe des Flughafens wohnt, twittert: «So etwas habe ich noch nie gesehen. Ich wohne fünf Minuten vom Flughafen entfernt. Die Nachbarn reden nur noch darüber.» Die Augenzeugen der Bruchlandung, die darüber direkt twittern, sprechen sich Mut zu. Der Schock sitzt tief
SDA/kle
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