Das grosse Sesselrücken
In drei grösseren Gemeinden der Subregion ist es im Gemeindepräsidium zum Wechsel gekommen. Peter Haudenschild (Niederbipp) und Daniel Zumstein (Attiswil) blicken auf ihre Amtszeit zurück.

Peter Haudenschild (FDP) verlässt den Niederbipper Gemeinderat wegen Amtszeitbeschränkung, Daniel Zumstein (SVP) den Attiswiler dagegen aus freien Stücken. Haudenschild hatte das Präsidium vier Jahre lang inne und war zuvor bereits zehn Jahre lang Mitglied der Exekutive.
Auch Zumstein prägte die Politik von Attiswil über lange Zeit: Das Amt des Präsidenten bekleidete er acht Jahre lang, insgesamt war er zwölf Jahre als Gemeinderat tätig. Das letzte Jahr der beiden scheidenden Präsidenten war geprägt durch das Fusionsprojekt Oberaargau-Nord. Haudenschild amtet gar als Co-Präsident der Interkommunalen Arbeitsgruppe (IK), gemeinsam mit Fritz Scheidegger, Gemeindepräsident von Wangen an der Aare.
«Als die Zusammenarbeit Fahrt aufnahm und ich die einzelnen Gemeinden mit all ihren Eigenheiten besser kennen lernte, wurde ich Feuer und Flamme.»
Zumstein war Mitglied des Teilprojektes Finanzen, eines von sechs, die in den Fusionsabklärungen beinhaltet sind.«Als das Fusionsprojekt seinen Anfang nahm, war ich nur mässig begeistert», gibt Haudenschild unumwunden zu. Niederbipp stehe zurzeit politisch auf stabilen Beinen, und auch einwohnermässig sei eine Fusion für das Dorf nicht unbedingt nötig.
Auf Stärken bauen
«Als die Zusammenarbeit jedoch Fahrt aufnahm und ich die einzelnen Gemeinden mit all ihren Eigenheiten besser kennen lernte, wurde ich Feuer und Flamme», sagt der Niederbipper Gemeindepräsident. Er gerät ins Schwärmen: «Attiswil hat eine legendäre Chilbi und ein gut funktionierendes Vereinsleben. Hier schaut man noch zueinander.
Dann haben wir die Berggemeinden mit wunderschönen Naherholungsgebieten. Und die schönen historischen Städtchen von Wangen und Wiedlisbach sind auch nicht zu verachten. Und schliesslich Niederbipp, das als Zentrum gut funktioniert.» Gerade diese Eigenheiten gilt es laut Haudenschild nach einer allfälligen Fusion beizubehalten und darauf zu bauen.
«Die Bevölkerung ist zum jetzigen Zeitpunkt meiner Meinung nach noch nicht bereit. Wie im Film ‹Zurück in die Zukunft›, als Marty McFly ‹Johnny B. Goode› spielt.»
Nicht ganz so begeistert zeigt sich Daniel Zumstein: «Der Attiswiler Gemeinderat steht zwar zu 100 Prozent hinter dem Fusionsprojekt, doch ich persönlich glaube, die Bevölkerung ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht bereit. Wie im Film ‹Zurück in die Zukunft›, als Marty McFly ‹Johnny B. Goode› spielt.»
Sowohl Zumstein als auch Haudenschild sind sich bewusst, dass das Fusionsprojekt jetzt in die heisse Phase geht. Denn 2017 kann die Bevölkerung des nördlichen Oberaargaus aktiv am Projekt mitwirken. «Wir haben ein Jahr lang hart dafür gearbeitet. Natürlich ist man gespannt, wie die Bevölkerung nun darauf reagieren wird», sagt Haudenschild. Die Arbeit der IK geriet im Sommer ins Stocken.
«Die Gemeindepräsidenten waren sich uneinig, und man war sich nicht sicher, in welche Richtung das Ganze gehen soll», erinnert sich der Niederbipper Gemeindepräsident. Schliesslich wurde eine Visionsgruppe ins Leben gerufen, in der alle elf Gemeindepräsidenten Einsitz nehmen. Ziel dieser Visionsgruppe ist es, ein Bild der neuen Gemeinde – mit all ihren Stärken, aber auch Schwächen – zu zeichnen.
Zudem befasst sich der Kreis der Gemeindepräsidenten mit Schlüsselkriterien, wie beispielsweise dem Schulwesen, der Ortsplanung sowie der Steuerbelastung. Den Stimmberechtigten soll damit vor dem Grundsatzentscheid aufgezeigt werden, wie sich die Exekutiven eine neue, grosse Gemeinde vorstellen. «Die Zusammenarbeit innerhalb der IK, aber auch in der Visionsgruppe, verlief stets sehr angenehm», sind sich beide einig.
Sie werden der Interkommunalen Arbeitsgruppe zu Beginn dieses Jahres noch erhalten bleiben. «An den Informationsabenden im März werde ich mein Teilprojekt, die Finanzen, vorstellen», sagt Zumstein. Und Haudenschild wird sich weiterhin mit dem Gesamtperimeter der möglichen Grossgemeinde befassen. «Es macht Sinn, dass wir unsere Arbeit in der IK zu Ende bringen», betont der Unternehmer. Anschliessend werden sich aber ihre Nachfolger in das Fusionsprojekt einbringen müssen.
Höhere Anforderungen
Nebst den Fusionsabklärungen, die 2016 gestartet sind, beschäftigten Zumstein und Haudenschild in ihrer acht- beziehungsweise vierjährigen Amtszeit auch andere Geschehnisse. So wurde in Attiswil in den vergangenen Jahren viel gebaut, das Dorf am Jurasüdfuss hat sich zu einer attraktiven Wohngemeinde entwickelt. «Mir war es wichtig, unserem schönen Dorf wieder mehr Selbstvertrauen zu geben», sagt Zumstein.
Andere Themen beschäftigten Haudenschild während seiner Amtszeit. So wuchs die Industrie stetig, und die Kantonsgrenze musste gar verschoben werden. Ausserdem ist der Durchgangsverkehr im Dorf ein ständiges Thema. Zudem vertrat der Gemeindepräsident die Region Oberaargau-Nord innerhalb des ganzen Oberaargaus.
«Die Anforderungen an die Kommunalpolitiker sind in den letzten Jahren massiv gestiegen», sind sich die beiden einig. Zumstein kam mit der Doppelbelastung von Arbeit und Politik an seine Grenzen. «Das wird sich auch in Zukunft nicht bessern», ist der Niederlassungsleiter einer Bank überzeugt.
«Das Präsidialamt einer derart grossen Gemeinde wäre ein Fulltime-Job.»
«Dem könnte eine Fusion Abhilfe schaffen. Denn das Präsidialamt einer derart grossen Gemeinde wäre ein Fulltime-Job, wie es ein Stadtpräsidium auch ist. Es könnte sich jemand also voll und ganz auf sein Amt konzentrieren», so Haudenschild.
Pläne mit und ohne Politik
Beide Herren haben bereits Pläne für ihre Zeit nach dem Gemeindepräsidium. «Ich möchte meinem Arbeitgeber etwas zurückgeben. Er hat mich oftmals springen lassen, wenn ich an einem Anlass teilnehmen musste», erklärt der Attiswiler. Zudem wolle er endlich Portugiesisch lernen. «Meine Frau kommt von dort, und ich spreche zu meiner Schande noch fast kein Wort Portugiesisch», sagt Zumstein schmunzelnd.
Haudenschild möchte sich mehr Zeit für seine Familie nehmen, die in den vergangenen Jahren häufig auf ihn verzichten musste. Der Politik bleibt er als Vorstandsmitglied der FDP Oberaargau weiterhin erhalten. Und beruflich möchte er in seiner Zimmerei eine neue Abteilung gründen, die sich auf die Umnutzung von alten Gebäuden spezialisiert.
«Ich finde es sehr wichtig, dass man aktiv rausgeht, sich den Leuten zeigt und ihnen zuhört.»
Die abtretenden Gemeindepräsidenten lassen es sich nicht nehmen, ihren Nachfolgern etwas mit auf den Weg zu geben: «Ich finde es sehr wichtig, dass man aktiv rausgeht, sich den Leuten zeigt und ihnen zuhört. An Vereinsanlässen sollte man als Gemeindepräsident zum Beispiel regelmässig teilnehmen, um so die Arbeit der Vereine zu würdigen», erklärt Daniel Zumstein.
Peter Haudenschild unterstützt diese Aussage und ergänzt: «Als Präsidentin einer Subzentrumsgemeinde muss sich meine Nachfolgerin auch in den umliegenden Gemeinden zeigen und ein offenes Ohr für deren Bedürfnisse haben.» Ausserdem sei die Raumplanung ein grosser Brocken, mit dem sich seine Nachfolgerin werde auseinandersetzen müssen.
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