
Hinter dem Rücken eines Menschen Häme zu verbreiten und schlecht über ihn zu reden, ist unschön, aber alltäglich. Was hinter dem breiten Rücken Donald Trumps gesagt wird, könnte inzwischen Bände füllen. Unweigerlich ist das Gesagte negativ. Eben deshalb wird es geflüstert oder in vertrautem Kreise geäussert.
Summieren lässt sich das Gerede in einem Satz: Donald Trump ist verrückt und untauglich für die Präsidentschaft. Ihm dies ins Gesicht zu sagen, wagt offenbar niemand. Natürlich wird der Befund dadurch stark entwertet.
Neuestes Beispiel dafür ist Trumps Schwester Maryanne Trump Barry. In langen Telefonaten mit ihrer Nichte Mary Trump, die ein wenig schmeichelhaftes Buch über ihren präsidialen Onkel geschrieben hat, klagte die Schwester, Donald sei «prinzipienlos», dazu «gemein» und «unauthentisch». Seine «gottverdammten Tweets und seine Lügen, oh mein Gott», sagt die Schwester (zum Bericht).
Angst vor Rachsucht
Wir wissen das, weil Mary Trump die heimlich mitgeschnittenen Gespräche mit ihrer Tante der «Washington Post» zur Verfügung stellte, wo sie auszugsweise am Samstag veröffentlicht wurden. Sensationell daran ist nichts: Wer Gemeinheiten über Trump in vertraulichem Tonfall hören wollte, musste nur mit gewissen Kongressrepublikanern befreundet sein. Über einem Whiskey oder auch mehreren zogen manche Parteifreunde hemmungslos über ihren Mann im Weissen Haus her.
Ins Gesicht hätten sie es ihm niemals gesagt. Trump wäre rachsüchtig über die Kritiker hergefallen, seine Basis draussen in der republikanischen Provinz hätte ihnen bei den nächsten parteiinternen Vorwahlen den Laufpass gegeben.

Sogar Sean Hannity, Leibjournalist des Präsidenten bei Fox News, redet offenbar schlecht über ihn, wenn man dem CNN-Medienkritiker Brian Stelter glauben darf. «Trump ist eine total bekloppte Person», wird Hannity in Stelters neuem Buch über Fox News zitiert. Natürlich sagt Hannity derlei nur hinter dem Rücken des Präsidenten. Wenn er es denn wirklich gesagt hat.
Kritik stösst bei Trump-Anhängern auf taube Ohren
Aber es gibt wenig Zweifel, dass Trumps erster Aussenminister Rex Tillerson den Präsidenten intern als «Trottel» bezeichnete. Und laut Ex-Sicherheitsberater John Bolton sagte der nach aussen stets servile Aussenminister Mike Pompeo, der Präsident sei «voller Scheisse». Natürlich befand sich Trump ausser Hörweite.
Ihm Derartiges entgegenzuschleudern und öffentlich an die grosse Glocke zu hängen, bliebe sowieso wirkungslos: Trumps Anhänger sehen in ihm ein letztes Bollwerk gegen angebliche Überfremdung und die Zerstörung ihres «American Way of Life». Was hinter seinem Rücken über ihn gelästert wird, lässt sie kalt. Und wenn es wie jetzt im Falle von Trumps Schwester seinen Weg in die liberalen Medien findet, lässt es sie erst recht kalt. Fake News, Baby!
Wenn er «mitten auf der Fifth Avenue» in Manhattan jemanden erschiessen würde, reagierte seine Basis mit einem Schulterzucken, behauptete Trump 2016. Es stimmt, und was immer klandestin über den Präsidenten verbreitet und kolportiert wird, ändert daran rein gar nichts.
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Aus den engsten Reihen – Das Gerede hinter Trumps Rücken
Schon wieder gibt es neue negative Enthüllungen über Donald Trump. Diesmal kommen sie von seiner Schwester. Die Warnungen bleiben jedoch weiterhin wirkungslos.