Das Fumoir-Sponsoring der Zigarettenkonzerne
Laut einem Zeitungsbericht finanzieren die beiden Tabakmultis British American Tobacco und Philip Morris den Bau von Raucherräumen in der Schweiz.

Seit dem 1. Mai 2010 ist das Rauchverbot in öffentlichen Räumen in Kraft. Die Bestimmungen des Bundes erlauben aber Ausnahmen für die Gastronomie. Kleine Restaurants dürften als Raucherlokale geführt werden, grössere dürfen sogenannte Fumoirs – spezielle Raucherräume – haben.
Das Tabakgeschäft leidet unter diesen vom Bund auferlegten Restriktionen. Deshalb verfolgen die Hersteller von Zigaretten eine neue Strategie, um ihre Kunden nicht vom Nikotinkonsum abzuhalten. Wie die «Aargauer Zeitung» und die «Südostschweiz» schreiben, setzt sich an vorderster Front der Zigarettenkonzern British American Tobacco (BAT) mit Sitz in Lausanne für den Bau zusätzlicher Fumoirs ein. Das Unternehmen, das mit Marken wie Parisienne oder Lucky Strike mehr als ein Drittel des Schweizer Marktes kontrolliert, beteiligt sich seit geraumer Zeit mit 15 Prozent an den Baukosten von Raucherräumen. Das bestätigt ein Sprecher gegenüber dem Blatt.
Nur wenige Auflagen für Wirte
Die Beteiligung mag auf den ersten Blick als tief erscheinen. Für Wirte kann sie dennoch stark ins Gewicht fallen. Je nach Grösse und Ausstattung beträgt der Investitionsbedarf zwischen einigen Tausend bis mehreren Zehntausend Franken. Damit ein Wirt den Zuschuss von British American Tobacco bekommt, muss er laut AZ wenig dafür tun. Bloss eine Auflage erlegt der Zigarettenhersteller den Wirten auf: In ihrem Restaurant dürfen ausschliesslich BAT-Zigarettenautomaten stehen. Ist dies der Fall, dürfen die Gastrounternehmer zwischen zwei Unternehmen auswählen, die auf die Einrichtung von Raucherräumen spezialisiert sind. Eines stammt aus dem Kanton Aargau, das andere aus Frankreich. Über die Anzahl Fumoirs, die durch diese Praxis entstanden sind, schweigt British American Tobacco.
Unterstützt auch der Marktführer Philip Morris (Marktanteil: 43,5 Prozent) Gastronomen finanziell? Das Unternehmen dementiert einen entsprechende Rabattepraxis. Wie Recherchen der AZ ergeben haben, soll sich aber auch Philip Morris an den Baukosten von Fumoirs beteiligen. Allerdings liege die finanzielle Unterstützung unter jener des Konkurrenten British American Tobacco.
«Klassisches Beispiel für das Agieren der Tabaklobby»
Gesundheitspolitiker zeigten sich gegenüber der AZ über das Vorgehen der Tabakmultis entsetzt. Der Tessiner Medizinprofessor und Alt-Nationalrat Franco Cavalli (SP) kritisiert: «Die Tabakindustrie hat in den letzten Jahrzehnten auf der ganzen Welt schon alles Mögliche unternommen, um das Rauchen weiter zu verbreiten. Dass die Zigarettenhersteller in der Schweiz jetzt auch noch Fumoirs finanzieren, finde ich bedenklich.»
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