Das Facebook-Geheimnis
Facebook soll Sie mit ihren Freunden verbinden – aber sehen diese Freunde Ihre Statusmeldungen und Fotos überhaupt und wenn nein, warum nicht? Wir verraten, wie man auf Facebook populär wird.

An Facebook kommt niemand vorbei. Facebook verspricht, uns mit unseren Freunden zu verbinden. Aber wer sich dem Giganten unter den sozialen Netzwerken anschliesst, um in den Genuss personalisierter News der Sorte «Ich koche gerade Hörnli mit Hackfleisch» zu kommen, sieht sich plötzlich mit den Mysterien der virtuellen Gesellschaft konfrontiert. Warum zum Beispiel will Facebook mich unbedingt mit jener Freundin aus Gymizeiten verkuppeln, mit der ich eigentlich nichts mehr zu tun haben möchte? Warum werde ich mit Statusmeldungen der einen Freunde zugemüllt, während die der anderen und vielleicht interessanteren gar nicht in meinem Newsfeed auftauchen. Wenn ich die Seiten meiner Freunde obsessiv besuche, stehen dann die Chancen grösser, dass sie meine Statusposts ebenfalls sehen?
Facebook bestimmt, was wir von anderen und was die anderen von uns zu Gesicht bekommen. Dafür benutzt es Algorithmen, die definieren, wer wann warum bei wem sichtbar wird. Facebook macht ein grosses Geheimnis um die Kriterien, nach welchen die Popularität von FB-Mitgliedern bewertet wird. Deshalb hat sich Thomas E. Weber, Journalist der Website The Daily Beast, zum Ziel gesetzt, den Code mit einem kleinen Experiment zu knacken. Das Resultat hat er in einem Artikel mit dem Titel «discovering 10 of Facebook's biggest secrets» veröffentlicht.
Das Experiment
Für das Experiment liess Weber einen Bekannten namens Phil einen neuen Facebook-Account einrichten. Versuchskaninchen Phil «befreundete» sich mit einer handverlesenen Gruppe anderer Facebook-Mitglieder, alles nach der Anweisung Webers, der auch untersuchte, welche Aktionen Phils dazu führten, dass seine Statusmeldungen in den Newsfeeds seiner Freunde auftauchten. Seine Erkenntnisse hat Weber in einer 10-Punkte-Liste festgehalten, die wir Ihnen natürlich auch nicht vorenthalten wollen:
1. Neulinge haben es schwer auf Facebook. Phil schrieb eine Woche lang mehrmals pro Tag Statusmeldungen, ohne dass auch nur ein Piep in den Newsfeeds seiner neuen «Freunde» erschien. Insbesondere bei Freunden mit einer bereits gut etablierten Friendslist hatte Phil keine Chance, wahrgenommen zu werden. Besser wurde es erst, als einige Freunde aktiv mit Phil zu kommunizieren begannen.
2. Facebooks Zwickmühle: Um auf Facebook wahrgenommen zu werden, braucht man Freunde, die mit einem in bestimmter Weise interagieren. Was natürlich schwierig ist, wenn die Freunde einen gar nicht wahrnehmen können. Facebook-Neulinge tun also gut daran, einige Freunde dazu anzuhalten, wie wild auf ihr Facebookprofil zu klicken.
3. Die Sache mit den «Hauptmeldungen»: Nachdem einige Freunde sich um Phil kümmerten, erschienen dessen Statusmeldungen nun plötzlich auch in deren Newsfeeds. Ein erster Durchbruch. Nun gibt es in den Newsfeeds zwei Kategorien, einerseits die «Hauptmeldungen», also ausgewählte Meldungen von ausgewählten Freunden. Und dann die «neusten Meldungen», welche die Statusmeldungen aller Freunde unsortiert und chronologisch anzeigt. Ziel ist natürlich, in den Hauptmeldungen der Freunde zu erscheinen. Dies gelang Phil bei den einen Freunden, bei andern nicht. Die Gründe dafür werden weiter unten angeführt. Zunächst aber gilt es zu bemerken...
4. Die neuesten Meldungen sind ebenfalls zensuriert. Webers Experiment zeigte, dass auch der Newsfeed «neueste Meldungen» nicht alle Meldungen der Freunde anzeigt. Phil konnte wie verrückt Statusmeldungen, Fotos und Links posten, ohne dass er in den «neuesten Meldungen» seiner Freunde erschien.
5. Auch wer seine Freunde stalkt, wird auf deren FB-Pages nicht sichtbarer. Um herauszufinden, ob die FB-Algorithmen Phils Aktivitäten auf den Seiten seiner Freunde belohnt, indem es diesen Freunden von der Existenz Phils berichtet, liess Weber sein Testobjekt wie wild auf den Seiten seiner Freunde herumklicken. Ohne Erfolg. Phil wurde deshalb nicht öfters in deren Newsfeeds angezeigt.
6. Wer von andern gestalkt wird, wird auch populärer. Erst als Weber Phils Freunde dazu anstiftete, mehr Interesse an dessen Profil zu zeigen, änderte sich das. Sie besuchten seine Seite und klickten seine Photos und Links an, was für Newcomer Phil endlich zum Durchbruch führte. Nicht nur erschien Phil endlich auf der Seite jener Freunde, die sich für ihn interessierten, plötzlich waren seine Statusupdates auch für andere sichtbar.
7. Facebook platziert Links prominenter als Statusmeldungen.Links, die zu Content auf einer anderen Seite führen, wurden bei Phils Freunden öfter angezeigt als seine blossen Statusposts.
8. Facebook platziert Fotos prominenter als Links. Wer Fotos auf seiner FB-Page postet, hat mehr Chancen, bei seinen Freunden angezeigt zu werden. Denn Fotos werden gern angeklickt und Facebook mag Klicks.
9. Kommentare sind das Eintrittsticket zum FB-Ruhm.Wer Statusmeldungen postet, die Kommentare nach sich ziehen, wird bei seinen Freunden eher sichtbar.
10. Die FB-Hackordnung unterscheidet sich kaum vom realen Leben:Nach Wochen der Tests und kontrollierten Anweisungen für Phil musste Weber feststellen, dass Phil es trotz all seiner Bemühungen bei gewissen Freunden noch immer nicht in die Newsfeeds geschafft hatte. Dabei handelte es sich um die sogenannten «Popular Kids», also FB-Benutzer mit mehr als 600 Freunden. Wer neu auf FB ist, so Webers Schlussfolgerung, sollte sich ebenfalls mit Newcomern anfreunden. Man muss sich also um Freunde bemühen, deren Netzwerk auch noch nicht allzu riesig ist. Denn damit steigt die Chance, dass diese das eigene Profil besuchen und man so bei anderen eher sichtbar und damit populärer wird.
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