«Das Ende der Welt: Ich war dort»
Sämtliche Prophezeiungen zum Weltuntergang haben sich bisher nicht erfüllt. Die Endzeitjünger wollen jedoch noch nicht aufgeben und ringen um eine Erklärung. Ist es vielleicht erst am Sonntag so weit?
An den Ruinen der alten Maya-Stadt Chichen Itza haben Tausende Menschen am Freitag das Ende eines 5125 Jahre langen Zyklus im Kalender der Maya gefeiert. Viele tanzten um die Pyramiden und begrüssten den Beginn einer neuen Zeitrechnung.
Der von Apokalyptikern für den 21. Dezember vorhergesagte Weltuntergang blieb aus, doch auch viele der Feiernden nahmen die Prophezeiung vom Jüngsten Tag mit Humor. «Das Ende der Welt: Ich war dort» war auf zahlreichen T-Shirts zu lesen. Im Internet – ob auf Facebook, Twitter, Blogs oder Nachrichtenseiten – dominierten den ganzen Tag über Scherze und Meldungen über die Apokalypse.
Ende der Zeitrechnung unklar
Das Auslaufen des Maya-Kalenders am 21. Dezember war unter Endzeitjüngern das als Hinweis auf den Weltuntergang oder zumindest welterschütternde Ereignisse ausgelegt worden. Dabei war nicht einmal klar, wann die Zeitrechnung der alten Hochkultur eigentlich genau endet.
Die einen gingen von Donnerstag um Mitternacht aus, die anderen von der Morgendämmerung am Freitag, wieder andere dachten an einen noch späteren Zeitpunkt. «Wartet bis Tagesanbruch am 22.; dann werden wir Maya sprechen», erklärte die Friedensnobelpreisträgerin Rigoberta Menchu aus Guatemala.
Die Maya hatten einen beeindruckend genauen Kalender entwickelt, der die Zeit in Perioden von 394 Jahren – sogenannten Bak'tunen – mass. Einige Wissenschaftler glauben, dass der 13. Bak'tun-Zyklus am 21. Dezember endet und dann einfach eine neue Epoche beginnt. Andere Forscher haben andere Daten errechnet, die noch weiter in der Zukunft liegen.
Anbruch der «neuen Ära» gefeiert
Das mexikanische Nationalinstitut für Anthropologie und Geschichte deutete an, dass die alten Umrechnungen der Maya- in die moderne Zeitrechnung um ein paar Tage daneben liegen könnten. Möglicherweise ende der lange Zeitzyklus der Maya tatsächlich erst am Sonntag. Dessen ungeachtet versammelten sich in Merida auf der Halbinsel Yucatan in der Nähe der Ruinen von Chichen Itza Tausende und feierten mit Tanz und Trommel den Anbruch der «neuen Ära».
Auf Berggipfeln, in Bunkern und Steinkreisen, vor allem aber in der Heimat der Maya in Mexiko haben Esoteriker in aller Welt des Weltuntergangs am Freitag geharrt. Mangels jeglicher Anzeichen einer Apokalypse begingen Schamanen und Seher im mexikanischen Yucatan das Ende eines uralten Maya-Kalenders als Beginn eines neuen spirituellen Zeitalters. Das kryptische Datum 21. Dezember bewegte neben Untergangsgläubigen auch schlicht Neugierige, Feierwütige und Geschäftemacher.
Rummel in Bergdörfern
Anderswo auf der Welt zog es Ängstliche an Orte, denen besondere Schutzkräfte nachgesagt werden. Einem Gerücht zufolge soll der Berg Bugarach in den französischen Pyrenäen der einzige Ort auf Erden sein, der dem Untergang entgeht. Ein riesiges UFO mit Ausserirdischen warte unter dem Gipfel darauf, hervorzubrechen und die Gläubigen in Sicherheit zu bringen. Die Gendarmerie allerdings hält Fremde vom Bugarach und dem gleichnamigen Dorf dort fern. Dessen Bewohnern reicht der Rummel allmählich. «Hier wird eine urbane Legende geboren», schimpfte ein Einwohner über den «Medienrummel».
Serbien kontert mit einem eigenen mystischen Berg, dem pyramidenförmigen Rtanj, der sich ebenfalls auftun und Rettung bieten soll. «Wir bekommen Anfragen bis aus Holland von Leuten, die Zuflucht suchen möchten», berichtete eine Anwohnerin. Auch der kleine türkische Winzerort Sirince präsentiert sich, aus ungeklärtem Grund, als Zufluchtsort. Zur grossen Enttäuschung der örtlichen Gastronomie fanden sich dort jedoch mehr Journalisten und Sicherheitsleute als Endzeitjünger ein.
In Stonehenge fanden sich Hunderte Menschen zu einer «Weltuntergangsparty» ein. Das Datum fällt mit der Wintersonnenwende zusammen, wie sie dort am Steinkreis immer gefeiert wird. Der britische Druide Artur Uther Pendragon erwartete dieses Jahr mehr Besucher als sonst. In Moskau bot ein Museum in einem alten Weltkriegsbunker Rettung vor dem Weltuntergang für umgerechnet 1.100 Euro; die Hälfte des Geldes gibt es zurück, wenn nichts passiert. Alle tausend Plätze waren ausverkauft.
sda/dapd/chk/mw/mrs
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