Damien Hirst will Ökohäuser bauen
Der Gegenwartskünstler Damien Hirst plant in seiner britischen Heimat eine Ökosiedlung und will damit das Dorf vor dem wirtschaftlichen Ruin retten. Die Pläne stossen dennoch auf Kritik.
Damien Hirst will hoch hinaus: Seine eigene Kunstgalerie in London ist im Bau, Ölscheichs und Topdiplomaten sind seine Nachbarn im Millionärsviertel Regents Park. Haie in Formaldehyd und Diamantschädel machten ihn berühmt.
Heute hängen Werke des ehemaligen Enfant terrible der Young British Artists in den Salons der High Society. Aber mit seinem jüngsten Plan, in der südwestenglischen Grafschaft Devon eine Ökosiedlung zu errichten, stösst Hirst auf Kritik.
Die Wahl des idyllischen Küstenortes Ilfracombe, an der wilden Nordwestküste Devons, ist nicht zufällig. Denn dort ist Hirst bereits Hausherr einer grossen Farm in naturgeschützter Landschaft sowie Besitzer eines ganzen Strassenzugs in zentraler Lage – inklusive eines Restaurants und Kunstgalerien.
Über allem ragt «Verity» – eine von Hirst geschaffene 20 Meter hohe Bronzestatue einer schwangeren Frau mit transparenter Bauchpartie und erhobenem Schwert. Sie wurde vor zwei Jahren begleitet von heftigen Kontroversen am Hafeneingang aufgestellt. Die Stadtväter preisen den touristischen Zugewinn des Kunsteffekts.
«Verhirstung»
Nach der Statue hat der zuständige Bezirksrat von North Devon nun auch in einer ersten Abstimmung den Plan von Hirst abgesegnet, am Hang unterhalb seiner Winsham Farm – zusammen mit vier weiteren Landbesitzern – eine Ökosiedlung mit 750 Häusern zu errichten.
Das Argument, die idyllische Küstengemeinde von 11'000 Seelen könne durch weitere 3000 Bewohner vor einem drohenden wirtschaftlichen Ruin gerettet werden, hat sie überzeugt. Anwohner stellen den Nutzen des Projekts dennoch infrage. Sie befürchten eine «Verhirstung» ihres Städtchens – schon jetzt im Volksmund als «Hirst-on-Sea» verlacht.
Nichts für den Durchschnitt
Nach dem Willen der Planer soll die Siedlung auf einer Fläche von knapp einem Quadratkilometer auch eine Grundschule, Geschäfte, Gesundheitseinrichtungen, Sportanlagen und Kleingärten beherbergen. Wohl auch weil der Planungsprozess noch läuft, hat der Künstler seine Sprecher, Planer und Agenten zur Verschwiegenheit verdonnert. «Wir können zu diesem Projekt auf Wunsch unseres Klienten nichts sagen», hiess es von dem zuständigen Architektenbüro. Auch die PR-Agentur von Hirst gab sich zugeknöpft.
Allerdings, so liess Architekt Mike Rundell auf einer öffentlichen Veranstaltung im Dezember 2013 wissen, finde Hirst sein Projekt «unglaublich aufregend». Der Künstler verabscheue «anonyme, leblose Gebäude» und wolle Häuser errichten, «in denen die Menschen auch wirklich leben wollen».
Kritiker verweisen unterdessen darauf, dass nach den bisherigen Plänen nur etwa 10 Prozent der Häuser für den Durchschnittsbürger erschwinglich sein dürften und dass an dem Hang nur Luxusunterkünfte mit Seeblick geboten würden.
Hirst, dessen Vermögen die «Sunday Times Rich List» auf 215 Millionen Pfund (333 Millionen Franken) schätzt, hatte Winsham Farm vor etwa 10 Jahren gekauft.
SDA/clp
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