Dänu bleibt extrem unbequem
Alles so schön brav hier? Keine Angst: Dänu Extrem pinkelt den flotten Folkloreoptimisten des Mundartpop auf seinem Album «Äx-Tra Nomal» wieder kräftig ans Bein.

«I bi no da, i stah my Maa», singt Daniel Rohrer alias Dänu Extrem in seinem neuen Song «I stah no da». Eine Soulballade mit schwerer Hammondorgel und einem mindestens ebenso schwer verdaulichen Text. Verrat, Intrige und Einsamkeit sind die Themen.
Gegen flotte Folklore
«I stah no da» hat den Hühnerhautfaktor. Das liegt auch an Dänu Extrems Stimme: Eine Stimme der Subversion, die gern auf ironische Distanz geht, aber nie davor zurückscheut, die Dinge beim Namen zu nennen. Wenns sein muss, lässt Dänu Extrem sogar die Hose herunter.
Und es muss sein. Denn Rohrers neues Album «Äx-Tra Nomal» ist als Statement gegen den flotten Folklorepop der Gegenwart gedacht. Schon in den 1980er-Jahren hatte er mit seinem Trio Ex-Trem Normal in «Subito Gig»-Manier gegen den damaligen Mundartmainstream angesungen und stattdessen einen Mix von punkiger Wut, Ganja-geschuldeter Schläfrigkeit und frechen Texten serviert. Damit beeinflusste er typähnliche Bands wie Züri West, die allerdings bald schon erfolgreicher waren als er selber. Dänu war es da schon zu eng geworden in der Schweiz: Er verschwand nach Dänemark. Aus den Ohren, aus dem Sinn.
Diskrete Protestsongs
Jetzt ist Rohrer Ende 50, lebt seit langem in Basel und betreibt dort sein eigenes Studio. An musikalischen Ideen mangelt es ihm nicht. 15 Songs sind auf «Äx-Tra Nomal» zu hören, die vom Afro über Funk und Doo-Wop bis zum straighten Rock gehen. Dänu singt gegen Nestlé («Nestlait») und Monsanto, spottet über Hipster und – politisch unkorrekt – über balkanische Secondos.
Gerne packt er seine schonungslosen Beobachtungen in liebe Liedchen, die sich erst beim zweiten Anhören als eigentliche Wölfe im Schafspelz outen. Mit diesen diskreten Protestsongs wird er kaum noch für Aufregung sorgen, denn anders als in den frühen 1980ern ist man sich mittlerweile einiges an Provokationen gewöhnt.
Wirklich unter die Haut gehen die Songs, in denen Dänu statt zu witzeln im Tiefenschlamm schürft. Etwa in «Nümme läbe», das zu Mandolinen und Hawaiiklängen das obligate Berner Fernweh in ganz unerwartete Richtungen ausschweifen lässt. Dänu bleibt extrem unbequem und kann behaupten, was er will: Die von ihm kreierte «Deppe App» wird ihn so schnell nicht ersetzen.
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