Dänische Ministerin provoziert mit Mohammed-Karikatur
Die dänische Migrationsministerin Inger Støjberg sorgt mit einer Mohammed-Karikatur für heftige Diskussionen. Sie selbst verteidigt sich.

Auch wenn sich die Dänen schon daran gewöhnt haben, dass Migrationsministerin Inger Støjberg unterschiedliche Einwanderungsregeln für Christen und Moslems fordert und ankommenden Flüchtlingen von der Polizei den Goldschmuck abnehmen lässt, sorgt ihr jüngstes Ausspiel doch wieder für eine Debatte: Die Migrationsministerin hat auf Facebook ein Bild veröffentlicht, das den Bildschirm ihres privaten iPads zeigt. Als Hintergrundbild sieht man eine Karikatur, die den islamischen Propheten Mohammed mit einer Bombe im Turban abbildet. Nun wird gefragt, ob es richtig ist, so etwas als Migrationsministerin zu tun und es auch noch an die grosse Glocke zu hängen.
Wut auf Dänemark
2006 kam es in islamischen Ländern zu gewaltsamen Demonstrationen gegen Dänemark und später zu Terroranschlägen wegen dieser und elf weiterer Mohammed-Karikaturen, die in der Zeitung «Jyllands-Posten» veröffentlicht worden waren. Der Karikaturist Kurt Westergaard, der den Bomben-Mohammed gezeichnet hat, lebt seitdem in Angst und entkam nur knapp daheim einem Mordanschlag.
Die Migrationsministerin erklärt in ihrem Facebook-Eintrag, dass sie die Bombenkarikatur als Hintergrund für ihr iPad ausgewählt hat, um für Meinungsfreiheit einzutreten. Støjberg will damit dagegen protestieren, dass ausgerechnet eine Blasphemieausstellung im Skovgaard-Museum in Viborg es nicht wagt, islamische Leitfiguren zu veräppeln, während Jesus und andere Glaubenssymbole dort gehörig auf die Schippe genommen werden.
So wird etwa «Piss Christ» ausgestellt, ein Bild, bei dem ein Kruzifix in Urin steht. Die Ausstellung findet statt, weil das Parlament im Sommer den seit 1683 bestehenden Straftatbestand der Blasphemie abgeschafft hat. Gotteslästerung gehört in Dänemark nun uneingeschränkt zur Meinungsfreiheit. Doch anscheinend haben sich die Organisatoren trotzdem nicht getraut, den islamischen Propheten abzubilden, dessen Karikaturen im Land bereits zu viel Wirbel führten.
Die Mohammed-Karikaturen «zeigen, dass wir ein freies Land sind, wo Meinungen infrage gestellt werden und wo du sagen kannst, was immer du möchtest, und kritisieren kannst, wen immer du möchtest», schreibt die Migrationsministerin zu ihrem Facebook-Eintrag. «Ich persönlich habe Kurt Westergaards berühmte Zeichnung als Hintergrundbild auf meinem iPad. Ich habe es, weil ich Dänemark liebe», schreibt die Ministerin, die der sonst gemässigten grössten bürgerlichen Partei Venstre angehört. Es sei eine freie Entscheidung des Museums, das nicht auszustellen, aber das sei «schade», so die Ministerin weiter.
Ihr Parteikollege, Ministerpräsident Lars Lökke Rasmussen, kommentierte, dass er selbst die Mohammed-Zeichnung nicht als Hintergrund für sein iPad ausgewählt hätte. «Aber ich bin froh darüber, in einem Land zu leben, in dem man das darf», sagte er.
«Unnötige Provokation»
Kritiker halten die Aktion für unnötige Provokation, die man am besten ignoriert. Gerade als Migrationsministerin sollte man Brücken schlagen und nicht einreissen, sagten viele. Zudem wurde kritisiert, dass Støjberg als Ministerin, die von der Polizei beschützt werde, leicht reden könne. Es sei etwas anderes, wenn man ein kleines Museum sei, das nicht über den Sicherheitsschutz einer Ministerin verfüge. Zudem gehe es bei der Ausstellung um Blasphemie im Allgemeinen. Mit den Mohammed-Karikaturen gerate das Grundthema völlig in Vergessenheit, so Støjbergs Kritiker.
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