«Da verblasst jeder Aberglaube»
In diesen Tagen lesen viele gespannt ihr Jahreshoroskop. Statt eines astrologischen wirft Experte Marcel Prohaska für uns einen astronomischen Blick auf 2010. Der Berner Astronom leitet die Sternwarte Uecht in Niedermuhlern.
Ob Starastrologin Elisabeth Teissier oder Madame Etoile bei DRS3 – neigt sich das Jahr dem Ende zu, so haben Astrologinnen Hochkonjunktur. Herr und Frau Schweizer wollen wissen, wies um sie steht im neuen Jahr – beruflich, gesundheitlich und privat. Dieser astrologische Hype löst bei Astronomen Kopfschütteln aus. Auch sie befassen sich mit dem Kosmos, jedoch nach streng wissenschaftlichen Kriterien. Gibt es denn so etwas wie einen astronomischen Jahresausblick? Und wenn ja, interessiert uns das überhaupt? Die Antworten auf diese Fragen werden auf der Uecht in Niedermuhlern gegeben.
Nur nackte Zahlen
Mitten auf dem Längenberg steht seit fast sechzig Jahren die Sternwarte Uecht. Auf rund 1000 Metern über Meer, fernab vom störenden Licht der Bundeshauptstadt, wird dort heute nicht mehr aktiv nach Neuentdeckungen im All gesucht. Dafür bietet ein Team aus Profi- und Amateurastronomen Führungen in der Sternwarte an (siehe Kasten).
Hier treffen Besucher auf den Astronomen Marcel Prohaska, der seit 1993 im Team der Sternwarte und seit eineinhalb Jahren deren Leiter ist. Seit seiner Studienzeit beobachtet er das Weltall. Für ihn zählen nur nackte Zahlen und Fakten, die der wissenschaftlichen Prüfung standhalten. Glaubt so ein Mann an Horoskope à la Madame Etoile? «Horoskope sind zwar lustig zum Lesen, aber ich glaube nicht daran», sagt Marcel Prohaska. Er würde sich unwohl fühlen, wenn er wüsste, dass sein ganzes Leben durch den Standort von ein paar Planeten vorbestimmt wäre, begründet er. Für ihn sind Trefferquoten bei Horoskopen nur dem Zufall zu verdanken.
Verdunkelter Silvester
Das «Internationale Jahr der Astronomie 2009» geht heute zu Ende. Denn um genau 19:51:36 Uhr tritt der Vollmond in den Kernschatten der Erde ein. Da die Verdunkelung des Mondes nur gerade 8,2 Prozent beträgt, wird diese partielle Mondfinsternis den meisten Feiernden wohl gar nicht erst auffallen.
Zwei Mondfinsternisse wird es 2010 geben, beide kaum sichtbar. «Nur die Hälfte seines Eindringens in den Kernschatten der Erde werden wir am 21.Dezember 2010 zu sehen bekommen», erklärt Marcel Prohaska. Dasselbe bei der Sonne. Da wird zwar am 15.Januar während unverschämt langen 11 Minuten und 11 Sekunden die Sonne vom Mond bedeckt sein. Doch wer das miterleben will, muss nach Nairobi oder auf die Malediven reisen. Erst am Morgen des 4.Januar 2011 werden wir in der Schweiz wieder einmal in den Genuss einer partiellen Sonnenfinsternis kommen.
Romantik pur
Dafür bietet 2010 wieder einmal einen Blick auf den Ring des Saturns. Zwischen April und August werden der fast 1,6 Milliarden Kilometer entfernte Planet und sein imposantes Ringsystem am Abendhimmel leicht erkennbar sein. Ab September drängt sich auch Jupiter ins Firmament. «Jeder sollte den Jupiter einmal durch ein Teleskop gesehen haben», schwärmt Marcel Prohaska.
Bis in den Sommer hinein werden auch Venus und Mars am Abendhimmel zu sehen sein. Wer einen romantischen Sommerabend plant, sollte den Freitag, 13.August, in der Agenda rot anstreichen. Am Abend werden Mars, Venus und Saturn neben der Mondsichel in der Abenddämmerung erstrahlen. Astronom Prohaskas Kommentar: «Gegen so viel Schönheit verblasst jeder schnöde Aberglaube!»
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