Costa Crociere muss um die Zukunft bangen
Zwei Unglücke innert weniger Wochen könnten das Ende für die Reederei bedeuten. Es gibt Gerüchte, die Marke Costa Crociere solle verschwinden. Derweil müssen sich die Passagiere der Costa Allegra in Geduld üben.
Nach der Havarie des Kreuzfahrtschiffes Costa Allegra bangt die italienische Reederei Costa Crociere um ihre Zukunft. Nach dem Unglück des Schwesterschiffs Costa Concordia im Januar mit mindestens 25 Todesopfern könnte der erneute Unfall für die Kreuzfahrtgesellschaft mit Sitz in Genua das Ende bedeuten.
Gerüchte kursieren, wonach der US-amerikanische Mutterkonzern Carnival auf die Marke Costa Crociere verzichten könnte, berichtete die Mailänder Zeitung «Il Giornale». Costa Crociere könnte mit dem Brand Carnival Cruise Line Italia ersetzt werden.
Costa Crociere ist eine gesunde Gesellschaft – 2011 hatte der Konzern trotz der ungewissen Wirtschaftslage eine Rekordzahl an Passagieren gemeldet. Dennoch könnte Costa als Marke infolge der Unfallserie zugrunde gehen, warnten zuletzt Experten der Kreuzfahrtbranche.
Warten auf die Buchungszahlen
Zwar wurden diese Gerüchte von Costa Crociere entschieden dementiert; sie sorgen jedoch für Spannungen in Genua, da die Reederei wirtschaftlich wichtig ist für die Hafenstadt. In der Genueser Ortschaft Sestri Levante wurden die neuesten Costa-Schiffe gebaut. Das Unternehmen beschäftigt direkt und indirekt mehr als 20'000 Personen und generiert einen Umsatz von 2,5 Milliarden Euro.
Nach dem Unglück der Costa Concordia vor der toskanischen Insel Giglio und dem Brand an Bord der Costa Allegra wartet das Unternehmen ab, ob im März die Zahl der Buchungen für Kreuzfahrten zurückgehen wird. In diesem Jahr wurden bisher gleich viele Kreuzfahrten ab dem Heimhafen Savona wie 2011 registriert.
Im vergangenen Jahr hatte die Kreuzfahrtgesellschaft eine Million Passagiere begrüsst. 218-mal hatten Schiffe von Costa Crociere 2011 in Savona gehalten, in diesem Jahr sollen es 215 Stopps sein.
Ausweichen auf Hauptinsel
Die im Indischen Ozean in Seenot geratene italienische Costa Allegra ist derweil auf dem Weg in Sicherheit. Drei Schiffe nahmen den Luxusliner ins Schlepptau. Frühestens am Donnerstag können dessen Insassen auf den Seychellen wieder an Land gehen.
Das Kreuzfahrtschiff wird seit Dienstagnacht von einem französischen Fischtrawler Richtung Norden gezogen. Auch zwei Schlepper haben das fahruntüchtige Schiff mittlerweile erreicht. Gemeinsam könnten sie die Costa Allegra rascher voranbringen, teilte die Genueser Reederei Costa Crociere mit.
Ziel der Abschleppaktion war zunächst die abgelegene kleine Seychellen-Insel Desroches. Eine Überprüfung habe jedoch ergeben, dass die dortigen Sicherheitsbedingungen für das Anlegen und die Ausschiffung nicht gegeben seien. Auch reichten die Unterkünfte auf der Insel nicht aus, erklärte die Reederei.
Stattdessen nimmt das Schiff nun Kurs auf die Hauptinsel Mahé. Dort soll es laut Costa Crociere am Donnerstagmorgen ankommen.
Versorgung aus der Luft
Bis dahin müssen die mehr als tausend Passagiere und Crewmitglieder weiter ohne Strom an Bord auskommen. Dank eines Notaggregats haben sie zumindest Licht an Bord.
Helikopter versorgen die Schiffsinsassen mit Lebensmitteln, Taschenlampen und Satellitentelefonen. Am Dienstagmorgen sei den Passagieren ein «kaltes Frühstück» serviert worden, teilte Costa Crociere mit.
Das Kreuzfahrtschiff war am Montag auf dem Weg von Madagaskar zu den Seychellen, als im Maschinenraum ein Brand ausbrach. Das Feuer konnte zwar gelöscht werden, allerdings fiel daraufhin der Strom aus, das Schiff trieb manövrierunfähig auf dem Meer und musste einen Notruf absetzen.
Alle 636 Passagiere – darunter 90 Schweizer – wurden für den Fall einer Evakuierung auf die äusseren Decks gerufen. Fotos eines indischen Marineflugzeugs zeigten, wie sich dort Menschen um den Swimmingpool drängten.
Lage «ruhig»
Der internationale Kreuzschifffahrt-Verband (CLIA) «bedauerte» den Vorfall, lobte aber die «Schnelligkeit und Professionalität», mit der die Besatzung auf den Brand reagiert habe. Ihr sei es mit zu verdanken, dass bei dem Vorfall niemand zu Schaden gekommen sei. Laut dem Präsidialamt der Seychellen war die Lage auf dem Luxusschiff «ruhig». Abgesehen von den technischen Problemen gebe es bisher keine weiteren Schwierigkeiten.
Nach einem Bericht der österreichischen Nachrichtenagentur APA hat die Staatsanwaltschaft der italienischen Hafenstadt Genua inzwischen Ermittlungen eingeleitet, um die Ursachen des Brandes im Maschinenraum zu klären. Der Kapitän der Costa Allegra hatte ausgeschlossen, dass der Brand mutwillig gelegt worden sein könnte.
Die Costa Allegra war erst am Samstag in See gestochen. Als weitere Stationen der Kreuzfahrt waren der Oman, das Rote Meer und die ägyptische Hafenstadt Alexandria geplant.
SDA/kpn
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch