Cohen und die Russland-Affäre
Der Ex-Anwalt von Donald Trump hat brisantes Insiderwissen. Auspacken will er nun zu zwei Themen, die Sonderermittler Robert Mueller besonders interessieren.

Wie sein einstiger Klient Donald Trump ist auch der Anwalt Michael Cohen eine Person von sehr bescheidener Glaubwürdigkeit. Ob Cohen jetzt als Kronzeuge gegen den US-Präsidenten nur die Wahrheit und nichts anderes als die Wahrheit erzählen wird, darf bezweifelt werden.
Unbestritten ist jedoch, dass Cohen als langjähriger Anwalt und Ausputzer von Trump über viel Insiderwissen verfügt. Der Fall Cohen war bisher ein Nebenschauplatz der Russlandaffäre, er rückt nun in den Fokus von Sonderermittler Robert Mueller. Cohen hat einen eigenen Anwalt engagiert. Er heisst Lanny Davis. Cohen hat laut Davis Informationen zur Einmischung Russlands im Wahlkampf 2016.
Treffen im Trump Tower und Hackerattacken
«Cohen ist mehr als glücklich, dass er dem Sonderermittler alles sagen kann, was er weiss», erklärte Davis in einem Interview mit dem TV-Sender MSNBC. Davis erwähnte zwei Themen, zu denen Cohen angeblich hochbrisante Informationen hat. Das eine Thema ist das Treffen im Trump Tower in New York am 6. Juni 2016. Dabei ging es um kompromittierendes Material gegen Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton. Dieses soll von Personen angeboten worden sein, die der russischen Regierung nahestehen.
Bei dem anderen Thema handelt es sich um die Hackerattacken gegen das Wahlkampflager von Clinton sowie die Demokratenzentrale, inklusive der öffentlichen Verbreitung von gestohlenen Informationen und E-Mails. In dieser Angelegenheit hat Sonderermittler Mueller bereits im letzten Frühling zwölf Mitarbeiter des russischen Militärgeheimdienstes (GRU) angeklagt. Cohen kann gemäss seinem Anwalt erklären, was Trumps Wahlkampfteam mit den russischen Hackerattacken zu tun hat.
«Er ist mehr als glücklich, dass er dem Sonderermittler alles sagen kann, was er weiss»: Cohen-Anwalt Lanny Davis im Interview. Quelle: Youtube/MSNBC
Bei den Russlandermittlungen untersucht Mueller, ob es geheime Absprachen zwischen Trumps Wahlkampfteam und russischen Regierungskreisen gegeben hat. Von besonderem Interesse ist die Frage, welche Rolle Trump persönlich spielte, falls sein Wahlkampfteam tatsächlich gemeinsame Sache mit den Russen gemacht haben sollte. Im Juristenjargon hiesse das Verschwörung zum Betrug an den USA bei der Präsidentenwahl 2016. Cohen wird laut seinem Anwalt dem Sonderermittler erzählen, ob Trump die sogenannte Kollusion befördert oder zumindest davon gewusst hat.
Trump bestreitet Absprachen zwischen seinen Wahlkampfhelfern und Personen mit Kremlverbindungen. Überhaupt: Er weiss angeblich von nichts. So behauptet er, dass er nicht in das Treffen im Trump Tower eingeweiht gewesen sei. Bei dem Treffen am 6. Juni 2016 waren Trump-Sohn Donald, Trump-Schwiegersohn Jared Kushner und Trumps Kampagnenchef Paul Manafort mit mehreren russischen Staatsbürgern zusammengekommen. Darunter war auch die kremlnahe Anwältin Natalia Weselnizkaja. Trump will erst von dem Treffen erfahren haben, als US-Medien im Juli 2017 darüber berichteten. Gemäss dem Trump-Lager blieb das Treffen ohne Ergebnis.
Trump-Anwalt Giuliani attackiert Cohen
Dieser Version widerspricht sein früherer Anwalt Cohen, wie die TV-Sender CNN und NBC mit Verweis auf anonyme Quellen bereits vor ein paar Wochen berichteten. Cohen will anwesend gewesen sein, als Donald Trump Jr. seinem Vater von dem möglichen Treffen mit Russen berichtet hatte und dafür grünes Licht erhielt. Das Treffen im Trump Tower kann als versuchte Kollusion mit Russland interpretiert werden.
Der umtriebige Trump-Anwalt Rudy Giuliani hat längst vorsorglich verlauten lassen, dass «Kollusion kein Verbrechen ist». Ausserdem äusserte er den bemerkenswerten Satz: «Wahrheit ist nicht Wahrheit.» Zuletzt sprach Giuliani dem neuen Trump-Feind Cohen jegliche Glaubwürdigkeit ab. Und Trump schimpft Cohen einen Lügner.
Video: «Das Geld kam von mir»
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