Christian Kracht sagt Lesung auf Leipziger Buchmesse ab
Nach dem Wirbel um sein Buch «Imperium» versucht der Schweizer Autor, sich der kritischen Öffentlichkeit zu entziehen.
Eine am Donnerstagvormittag auf der Messe geplante Lesung aus «Imperium» wurde gestrichen. «Er hat alle Gespräche abgesagt», sagte Gaby Callenberg, Sprecherin des Verlags Kiepenheuer & Witsch. Kracht wolle lediglich am Donnerstagnachmittag eine Signierstunde geben und am Abend in der Leipziger Universitätsbibliothek Bibliotheca Albertina lesen.
«Imperium» hatte eine hitzige Debatte ausgelöst, nachdem der «Spiegel» Kracht ein rassistisches Weltbild vorgeworfen hatte. Darauf hatte der Autor die Buchvernissage in Berlin abgesagt. Die Lesepremiere fand darauf am 7. März im Zürcher «Kaufleuten» statt; die Veranstalter schirmten den Autor ab, Kracht beantwortete keine Fragen.
Kritiker uneins
Der «Spiegel»-Journalist Georg Diez hatte Kracht als «Türsteher der rechten Gedanken» bezeichnet und geschrieben, man könne an «seinem Beispiel sehen, wie antimodernes, demokratiefeindliches, totalitäres Denken seinen Weg findet hinein in den Mainstream».
In seinem Text stützt sich Diez nicht nur auf Passagen aus dem Roman «Imperium», sondern bezieht sich insbesondere auch auf einen im Vorjahr publizierten, bislang wenig beachteten Briefwechsel Krachts mit dem US-Künstler David Woodard.
Krachts Brieffreund schwärmt laut «Spiegel» unter anderem für den Terroristen Timothy McVeigh und Goebbels Propagandaschreiber, Wilfred von Oven. Kracht seinerseits soll Woodard geraten haben, seine Gesinnung hinter einem «Nebelvorhang» vor den Linken in Europa zu verstecken, wie es in dem Artikel heisst.
Im deutschsprachigen Feuilleton fand Diez' Kritik an Kracht nicht sonderlich viel Rückhalt; «Imperium» erntete überwiegend wohlwollende Rezensionen, während der umstrittene Briefwechsel «Five Years» allenfalls am Rande erwähnt wurde.
SDA
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