Regierungsratswahlen 2022Weshalb die GLP keine Nationalrätin ins Rennen schickt
Die Grünliberalen des Kantons Bern werden voraussichtlich mit ihrem Präsidenten Casimir von Arx zu den Regierungsratswahlen antreten.

Eine starke und prominente Frauenkandidatur – damit hätte die GLP des Kantons Bern die besten Chancen, in die Kantonsregierung einzuziehen. Etwa mit einer der Nationalrätinnen Kathrin Bertschy und Melanie Mettler. Denn der frei werdende Sitz wird mit Beatrice Simon (Die Mitte) bisher von einer Frau besetzt. Die SP greift diesen Sitz mit dem Bieler Stadtpräsidenten Erich Fehr an. Die Mitte will ihn mit der ehemaligen BDP-Schweiz-Generalsekretärin Astrid Bärtschi halten.
Zudem schliessen sich die Bürgerlichen und die Linken voraussichtlich zu schlagkräftigen Tickets zusammen, mit denen sie sich gegenseitig unterstützen. In diesem Powerplay ziehen meist jene Parteien den Kürzeren, die wie die GLP nicht in einem solchen Wahlbündnis sind. Umso wichtiger ist eine prominente Kandidatur.
Doch als die GLP-Geschäftsleitung am Freitag als letzte der Grossratsparteien die Katze aus dem Sack lässt, wird klar: Keine der Nationalrätinnen tritt an. Sondern Casimir von Arx. Der 39-jährige Mathematiker arbeitet beim Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten, ist Präsident der GLP Kanton Bern, Grossrat und Gemeindeparlamentarier in Köniz. Ihn soll die Mitgliederversammlung Mitte August zur Wahl nominieren.
Bertschy und Mettler wollten nicht
Nationalrätin Melanie Mettler weibelte für von Arx’ Kandidatur. Er habe breite Erfahrung und Führungsqualitäten, sei stets gut informiert und auf allen Ebenen sehr aktiv. Für Mettler selbst ist eine Kandidatur nicht infrage gekommen, wie sie am Rande der Medienkonferenz sagte. Denn sie sei erst vor 18 Monaten in den Nationalrat gewählt worden und habe kürzlich das Vizepräsidium der GLP Schweiz übernommen.
Auch Nationalrätin Kathrin Bertschy hatte im Nominationsverfahren abgewinkt: Sie habe als Co-Präsidentin des Frauendachverbandes Alliance F andere berufliche Prioritäten, sagt Mettler.
«Trete an, um gewählt zu werden»
Ist von Arx’ Kandidatur also primär ein Vehikel, um als Partei im Gespräch zu sein und somit bei den Grossratswahlen zu profitieren? «Ich trete an, um gewählt zu werden», betont von Arx. Es brauche die GLP im Regierungsrat, weil weder eine bürgerlich dominierte noch eine mehrheitlich links-grüne Regierung den Kanton Bern adäquat abbilde. Zudem bilde die Partei mit einer ökologischen, liberalen und progressiven Stimme ein Gegengewicht zu den konservativen Kräften, die es auch im linken Lager gebe.
Voraussichtlich steigt die GLP zusammen mit der EVP in den Wahlkampf. Auf diesem Ticket wäre dann mit der EVP-Kandidatin Christine Grogg auch eine Frau vertreten. Die GLP hat auch versucht, andere Allianzen zu schmieden. Die Mitte winkte ab, weil sie auf dem bürgerlichen Ticket ins Rennen steigen will. Und ein Zusammengehen mit Links-Grün sei «an Maximalforderungen von SP und Grünen gescheitert», so von Arx.
Im Grossen Rat setzt sich von Arx unter anderem für eine Senkung der Einkommenssteuern, gegenfinanziert durch zusätzliche Erträge aus der Erbschafts- und der Schenkungssteuer, ein. In mehreren Vorstössen drängte er auf die Förderung von Wasserstofffahrzeugen.
Sechs Bisherige treten an
Die Berner Regierungsratswahlen finden gleichzeitig mit den Grossratswahlen am 27. März des kommenden Jahres statt. Ausser Beatrice Simon (Die Mitte) treten alle bisherigen Regierungsmitglieder wieder an. Neue Kandidatinnen und Kandidaten sind Astrid Bärtschi (Die Mitte), Erich Fehr (SP), Moussia von Wattenwyl (Grüne) und Christine Grogg (EVP).
Die GLP des Kantons Bern wird im kommenden Jahr zum dritten Mal zu Regierungsratswahlen antreten. 2014 tat sie dies mit Barbara Mühlheim, 2018 mit Michael Köpfli. Dieser landete vor drei Jahren hinter Christophe Gagnebin (SP) auf Rang 9.
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