«Flüchtlingskrise findet gar nicht statt», sagt Rackete im Kaufleuten
Die Sea-Watch-Kapitänin sprach in Zürich mit Tamedia-Redaktor Sandro Benini und stellte ihr Buch vor.
Am TA-Podium im Zürcher Kaufleuten sprach Carola Rackete am Dienstagabend über ernste Themen wie den Klimawandel oder die Flüchtlingsproblematik. Die Deutsche brachte das Publikum aber auch mit ihren Sprüchen zum Lachen. Rackete will, dass unsere Demokratie nicht mehr so stark von einzelnen Lobbys beeinflusst wird. «Wir brauchen mehr demokratisches Handeln.»
Auf den Einwand von Moderator Sandro Benini, «wir stimmen in der Schweiz ja sogar darüber ab, ob Kühe Hörner tragen sollen oder nicht», sagte Rackete: «Aber ihr diskutiert ja nicht. Ihr könnt schlussendlich nur mit Ja oder Nein antworten.»
Rackete fordert, dass der Erfolg eines Landes nicht mehr mit dem BIP berechnet werden soll, sondern mit dem Well-being-Faktor. Also: «Wie gesund ist die Bevölkerung und wie lebt man im Land.» 11'000 Wissenschaftler seien sich schliesslich einig, dass man von der Wachstum basierten Wirtschaft abkommen müsse, um die Klimakrise eindämmen zu können, meinte sie.
Pikant war auch ihre Aussage über die sogenannte Flüchtlingskrise. «Es sind nur ein paar Prozent der Geflüchteten, die wirklich lange Reisen unternehmen. Die meisten bleiben im Land oder Nachbarland. Diese Flüchtlingskrise findet real gar nicht statt», sagte Rackete.
Der Kampf mit dem Innenminister
Im Juni setzte sich Rackete über das Verbot des damaligen italienischen Innenministers hinweg: Mit 40 geretteten Flüchtlingen an Bord ihrer Sea Watch steuerte sie den Hafen der Insel Lampedusa an. Dadurch wurde die 31-jährige Deutsche weltberühmt. Während Innenminister Matteo Salvini sie öffentlich beschimpfte, urteilte eine sizilianische Richterin: Die Rettung der Flüchtlinge und das Einlaufen in den Hafen von Lampedusa erfolgten gemäss dem internationalen Seerecht.
Die Deutsche hat über ihre Erfahrungen als Seenotretterin und über die Gefahren des Klimawandels ein Buch mit dem Titel «Handeln statt Hoffen. Aufruf an die letzte Generation» geschrieben. Sie fordert darin ein radikales Umdenken – sonst sei das Überleben der Menschheit in Gefahr.
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