Geldberater: Der Marktschrei(b)erCalida wirft sich in Pose
Holcim tut was fürs Image +++ Chance mit Basilea +++ SFS kommt in bessere Form +++ Die Bank Vontobel vergrössert geschickt.

Calida: Kaufen
Erfreuliche News kommen aus dem Hause Calida. Die Wäsche- und Möbelgruppe befindet sich in einer Phase der Fokussierung. Durch den eben bekannt gemachten Verkauf der Kleidermarken Millet und Lafuma Outdoor kann das Management unbelastet auf die Bereiche Unterwäsche und Gartenmöbel fokussieren. Dass Lafuma Mobilier im Portfolio bleibt, ist der Profitabilität zu verdanken. Auf diesen Cashflow will Calida für die geplante Expansion nicht verzichten. Als nächsten strategischen Schritt ist ein Zukauf in den Bereichen Unterwäsche oder Lingerie zu erwarten. Je rascher ein geeignetes Unternehmen gefunden wird, desto eher könnte der Aktienkurs aus dem aktuellen Seitwärtstrend ausbrechen. Dem Management traue ich zu, die gewünschte Ergänzung in nicht allzu ferner Zeit zu finden. Kaufen
Holcim: Halten
Holcim macht vorwärts mit der neuen Strategie 2025 namens Accelerating Green Growth, die den CO2-Fussabdruck reduzieren soll. Der Schweizer Baustoffkonzern kauft das amerikanische Dachsystemunternehmen Malarkey Roofing Products. Damit vergrössert er den Geschäftsbereich Lösungen und Produkte und reduziert so den Anteil der Zementdivision am Gesamtumsatz. Bis 2025 soll der Umsatzanteil des Geschäftsbereichs Lösungen und Produkte auf 30 Prozent gesteigert werden. Derzeit beträgt er 15 Prozent. Das 65-jährige Familienunternehmen Malarkey mit einem Umsatz von 600 Millionen Dollar und 120 Millionen Betriebsgewinn ergänze bestens den 2021 erworbenen Anbieter von Gebäudehüllen namens Firestone Building Products, sagt das Management. Der Kauf wird aus eigenen Mitteln finanziert und soll sich bereits im ersten Jahr positiv auf den Gewinn pro Aktie auswirken. An Holcim klebt wegen der Zementproduktion das Etikett Umweltsünder, weshalb die Aktien trotz guter Unternehmensleistung von einer wachsenden Zahl institutioneller Investoren und auch von immer mehr Privatanlegern gemieden werden. Mit der jetzt angekündigten Akquisition kommt Holcim auf dem Weg zum kleineren CO2-Fussabdruck ein gutes Stück voran. Das ist wichtig für das Image und die Aktienkurspflege. Halten
Basilea: Dosiert kaufen
Die meisten Schweizer Biotech-Aktien haben in den vergangenen Jahren enttäuscht. Verluste von 80 Prozent und mehr sind keine Seltenheit. Auch die Titel von Basilea waren vor fünf Jahren doppelt so viel wert. Dann verlangte die US-Gesundheitsbehörde FDA zusätzliche Studien für das Antibiotikum Zevtera. Die Aktien fielen, tragen die USA doch 80 bis 90 Prozent zum Weltmarkt für solche Antibiotika bei. Die Ausgangslage ist heute anders: Über Partner vermarktet Basilea zwei Medikamente, neben Zevtera auch das Antipilzmittel Cresemba. Damit wird Basilea 2021 um die 120 Millionen Franken eingenommen haben. Auch ohne US-Markt für Zevtera sollte Basilea die Gewinnschwelle spätestens 2023 erreichen. Mit dem US-Markteintritt ist 2023 zu rechnen, Studienresultate werden für die erste Jahreshälfte 2022 erwartet. Deutlich grösser ist das Risiko bei der klinischen Entwicklung von zwei Krebsmedikamenten. Das weiter fortgeschrittene wird gegen verschiedene Tumore getestet. Drei Studienresultate sollen bald vorliegen. Vorsichtige Anleger warten vor einem Engagement besser diese Daten ab. Doch ich würde jetzt zupacken. Dosiert kaufen
SFS: Kaufen
Der Umform- und Befestigungsspezialist SFS kauft die deutsche Hoffmann Group und erhöht damit den Umsatz um gut 50 Prozent auf fast 3 Milliarden Franken. Hoffmann ist grösstenteils komplementär. Das deutsche Familienunternehmen vertreibt Werkzeuge und Ausrüstungen für Bau- und Industrieanwendungen und ist in diesem Geschäft in Europa marktführend. SFS hatte diese Art des Handelsgeschäfts bisher nur in der Schweiz getätigt. Man kennt sich aus langjähriger Zusammenarbeit, denn Hoffmann war ein wichtiger Lieferant von SFS. Das ist eine gute Voraussetzung, damit die Akquisition ein Erfolg wird. Zum Preis wurden keine Angaben gemacht, doch Hoffmann werde zum Gewinn pro Aktie schon unmittelbar nach Vollzug der Akquisition beitragen, verspricht SFS. Finanziert wird der Kauf teilweise durch die Ausgabe neuer Aktien, die an die Eigentümerfamilien von Hoffmann gehen. Diese werden danach mit etwa 4 Prozent an SFS beteiligt sein und einen Verwaltungsratssitz übernehmen. Den Aktien von SFS wird der Zukauf wohl zu einem Revival verhelfen. Sie notieren deutlich unter den Höchstkursen vom Sommer. Kaufen
Vontobel: Halten
Während andere Privatbanken US-Kunden meiden wie der Teufel das Weihwasser, baut die Zürcher Vontobel ihre Geschäftsaktivitäten im grössten Private-Banking-Markt der Welt aus. Das Institut hatte bereits 2019 das US-Geschäft von Lombard Odier übernommen; insofern macht dieser nächste Schritt mit der Übernahme der UBS-Tochter Swiss Financial Advisers strategisch Sinn. Mit der Zusammenführung der zugekauften US-Einheit und des bereits bestehenden Geschäfts dürften die für US-Kunden verwalteten Vermögen auf rund 10 Milliarden Dollar deutlich zunehmen. Bezogen auf die gesamthaft verwalteten Assets von 260 Milliarden Franken ist das für Vontobel nur ein Nebenschauplatz, der finanziell keinen grossen Einfluss haben wird, auch wenn das US-Geschäft als besonders profitabel gilt. Die Transaktion stützt mein Aktienurteil, zumal die Finanzierung vollständig aus dem Eigenkapital abgewickelt werden kann und die kapitalmässig solide ausgestattete Vontobel nicht aus dem Gleichgewicht bringen wird. Halten
Diese Kolumne wird von den Redaktorinnen und Redaktoren der «Finanz und Wirtschaft» verfasst. Sie haben sich verpflichtet, nicht in den entsprechenden Titeln aktiv zu sein. Wer die Tipps dieser Kolumne umsetzt, tut das auf eigenes Risiko. Die SonntagsZeitung übernimmt keine Verantwortung. Weitere Artikel der «Finanz und Wirtschaft» finden Sie unter www.fuw.ch
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