Bund verlangt Therapie auf Krankenkassenkosten
Der Bund ist der Meinung, dass deutlich mehr Schweizer eine Psychotherapie nötig hätten. Eine Erneurung im Krankenversicherungsgesetz soll die Behandlung nun attraktiver machen.

Der Bund möchte den Schweizern mehr Psychotherapien verordnen. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) ist der Meinung, dass bedeutend mehr Schweizerinnen und Schweizer eine solche nötig hätten – «es finden zu wenig Therapien statt», sagt BAG-Vizedirektor Stefan Spycher gegenüber der «NZZ am Sonntag».
Der Bund stützt sich bei dieser Aussage auf eine Umfrage aus dem Jahr 2007. Gemäss dem Schweizerischen Gesundheitsbericht von damals gehen jährlich nur rund 5 Prozent der Bevölkerung zur Psychotherapie. Nötig hätten dies jedoch rund 10 Prozent. Laut der Befragung litten 4 Prozent unter einer hohen psychischen Belastung. Davon würde sich jedoch nur ein Drittel behandeln lassen. Zusätzlich würden 13 Prozent an einer mittleren psychischen Belastung leiden.
Krankenkassen sollen Behandlungskosten übernehmen
Der Bund macht die hohen Kosten offenbar zum entscheidenden Faktor, weshalb nicht mehr Menschen professionelle Hilfe in Anspruch nehmen, um ihre psychischen Probleme zu behandeln. Vor diesem Hintergrund soll es ab 2013 eine Erneuerung in der Krankenversicherung geben: Selbständige Psychologen sollen ihre Therapien direkt zulasten der obligatorischen Grundversicherung abrechnen können.
Therapien bei selbständig arbeitenden Psychologe waren bis anhin in der Regel kostenpflichtig. Es sei denn, der Therapeut arbeitet als Angestellter und unter Aufsicht eines Arztes. Nimmt ein Patient die Arbeit eines Psychologen direkt in Anspruch, muss er die Kosten selbst tragen oder eine Zusatzversicherung abschliessen.
Diese Hürde soll nun fallen. Verena Schwander, Geschäftsleiterin der Föderation der Psychologinnen und Psychologen begrüsst diese Massnahme. Dies auch deshalb, weil sich bei den Psychiatern ein Nachwuchsmangel bemerkbar mache: Der Bedarf der psychologischen Leistungen kann ohne Psychologen und Psychotherapeuten nicht mehr abgedeckt werden, sagt sie gegenüber der «NZZ am Sonntag».
Kritik von den Krankenkassen
Weniger begeistert über die Ankündigung des Bundes zeigt sich Silvia Schütz vom Krankenkassenverband Santésuisse. Sie befürchtet, dass die Kosten für die Krankenkassen um hunderte Millionen Franken steigen könnten. «Viele psychische Störungen erfordern gar keine psychotherapeutische Behandlung», sagt Schütz.
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