Brücken sorgen für Diskussionen
In Leissigen und Sigriswil hat der Verein Panorama-Rundweg Thunersee zwei Hängebrücken gebaut; vier weitere sollen in anderen Gemeinden folgen. Während Tausende von den Brücken schwärmen, erreichen uns auch kritische Briefe. Die drei jüngsten haben wir gemäss den Spielregeln zur Publikation von Leserbriefen gekürzt und zusammengestellt.

In Burgerwald werden keine Hängebrücken gebaut!
Die Panoramabrücke in Sigriswil wurde auf der Basis einer äusserst speziellen Baubewilligung mit entsprechenden Ausnahmebewilligungen erstellt und eingeweiht. Die Kosten sind nur teilweise beglichen. Die Gemeinde Sigriswil gewährte dem Verein Panorama-Rundweg Thunersee, anscheinend ohne entsprechende finanzielle Sicherheit, ein zinsloses Darlehen von 250'000 Franken und muss zudem den Unterhalt der Brücke in Höhe von bis zu etwa 20'000 Franken jährlich übernehmen! Ungelöst bleiben die Haftungs- und Sicherheitsfragen (z.B. bei Missbrauch durch Extremsportler etc.)!
Der Verein Panorama-Rundweg plant nach wie vor 6 Brücken. Dies, obschon sich die Burgergemeinde Thun gegen die Brücken im Burgerwald (Chollerenschlucht und Chelli) ausgesprochen hat. Dabei wird vom Verein nicht berücksichtigt, dass für die Brücken im Burgerwald die Voraussetzungen für eine Ausnahmebewilligung nicht erfüllt sind.
Die klare Haltung des Burgerrates Thun wurde vom Verein offenbar ignoriert. Ich bin froh, dass sich der Burgerrat fundiert, sachlich, klar und deutlich zum Bauvorhaben äussert und diese unnötigen Brücken im Burgerwald nicht zulässt. Dadurch schützt er die spezielle Fauna und Flora in diesem Gebiet und bietet Gewähr zur fachlichen Pflege und sorgfältigen Nutzung des Burgerwaldes.
Ob die Burger und Einwohner von Oberhofen solches Vorgehen goutieren, zeigt sich an der Burgerversammlung vom 30.November. Max Lang, Sigriswil
Zwei Hängebrücken sind genug!
Da tun sich eine Handvoll Privatpersonen zusammen und gründen einen Verein. Diese projektieren auf fremdem Grundeigentum 6 Hängebrücken, lösen Aufträge aus, die dann schliesslich die Öffentlichkeit – wir Steuerzahler – zu berappen hat. Auf solider Basis kann dieses Projekt nicht stehen, denn gemäss Machbarkeitsstudie sind die Baukosten für alle 6 Brücken mit nur 2 Millionen Franken veranschlagt.
Im Thuner Tagblatt war zu lesen, dass die Brücken in Leissigen und Sigriswil bereits weit über diesen Betrag hinaus Kosten verursacht haben. Ist dies der Grund, warum die Machbarkeitsstudie nicht mehr auf der Homepage des Vereins aufgeschaltet ist? Die Finanzierung der bisherigen Brücken ist immer noch nicht gesichert, und trotzdem sprechen die Verantwortlichen über weitere Brückenprojekte. Es wird so kommen, dass die Standortgemeinden der Brücken die Zeche zu bezahlen haben oder diese Bauwerke dereinst mit teurem Geld zurückbauen müssen. Daniel Meinen, Steffisburg
Botschafter mit Weitblick gesucht
Der Verein Panorama-Rundweg Thunersee sucht Brücken-Botschafter mit Weitblick, im Klartext Geld zum Erstellen weiterer Hängebrücken über den Chelligraben und die Chollerenschlucht, beide im Besitz der Burgergemeinde Thun. Als Gegenleistung kauft man sich mit seinem Mitgliederbeitrag vom Rückschritt zum mittelalterlichen Brückenzoll los.
Mit Blick auf die zwei Hängebrücken, geplant gegen die ablehnende Haltung der Burgergemeinde, frage ich mich: Wer hat da Weitblick? Sind es die, die einem möglichen Modetrend aufsitzen, der den Wald als Stück uns verbliebener Natur zur Ware verkommen lässt?
Ich gehöre zu den Thunern, die zwischen Dezember 1950 und März 1951 den abendlichen Masseneinflug von Bergfinken in die Chollerenschlucht mit Augen und Ohren miterlebt haben. Im Winter 1968/1969 hat sich das Schauspiel mit viel kleineren Zahlen wiederholt.
Es ist zwar nicht anzunehmen, dass die geplante Hängebrücke einen zukünftigen Masseneinflug von Bergfinken ganz verhindern würde. Meiner Meinung nach haben aber alle, die das möchten, das Recht, dass ihr Weitblick auf eine zukünftige Wolke herannahender Bergfinken nicht an einer Brücke voller lärmender Menschen hängen bleibt. Hansrudolf Thoma, Thun
Die Redaktion hat die drei Leserbriefe dem Verein Panorama-Rundweg Thunersee zur Stellungnahme vorgelegt:
Der Verein Panorama-Rundweg Thunersee setzt sich für einen Höhenwanderweg um den Thunersee ein. Dieser besteht bereits zu 95 Prozent und soll mit Hängebrücken über Schluchten vervollständigt werden. In Leissigen und Sigriswil konnten zwei Hängebrücken gebaut werden, welche das ordentliche Bewilligungsverfahren durchliefen. Sämtliche Vorschriften der Sicherheit, des Landschafts- und Naturschutzes sind eingehalten.
Finanzierung, Verantwortlichkeiten, Haftungsfragen und Unterhalt wurden in Verträgen mit der zuständigen Gemeinde geregelt. Den technischen Unterhalt verantwortet und bezahlt der Verein. Die langfristige Finanzierung wurde sorgfältig geplant. In Leissigen und Sigriswil hat die Gemeindeversammlung dafür einen Beitrag gesprochen. Die kantonalen Fachstellen unterstützen den Rundweg im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben. Die Restkosten werden durch Spenden, Mitglieder- und Sponsorenbeiträge sowie den Brückenzoll in Sigriswil getragen. Weder Burgergemeinden noch Privateigentümer tragen irgendwelche Kosten.
Die ersten Wochen seit der Eröffnung der Brücke in Sigriswil zeigen, dass das Projekt auf enormes Interesse stösst. Die begeisterten Rückmeldungen, die stark steigende Zahl der Vereinsmitglieder und die Einnahmen aus dem Brückenzoll sprechen für sich. Damit verbunden ist für die Region eine steigende Wertschöpfung. Es sind keine Abfall- oder Lärmprobleme feststellbar, welche die umgebende Pflanzen- und Tierwelt beeinträchtigen könnten.
Der Panorama-Rundweg Thunersee stellt ein einzigartiges Angebot des sanften Tourismus mit beträchtlichem Nutzen für die Bevölkerung dar. Wir hoffen, dass sich viele Oberhofner an der Burgerversammlung vom 30.November aus erster Hand informieren lassen. Peter Dütschler, Präsident Verein Panorama-Rundweg Thunersee
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