Blutauffrischung unter Zwang
Drei von fünf Gemeinderäten treten in Unterlangenegg auf Ende Jahr zurück. Der scheidende Gemeindepräsident Rudolf Reusser sieht in der grossen Rochade auch eine Chance.

«Meine Batterien sind leer.» Unterlangeneggs Gemeindepräsident Rudolf Reusser (SVP) macht keinen Hehl daraus, dass er amtsmüde geworden ist. 16 Jahre lang war er im Gemeinderat, die letzten 8 Jahre präsidierte er ihn. Jetzt hat er genug. «Ich will aufhören, bevor es zu spät ist», sagt Reusser. Er habe sich den Schritt reiflich überlegt und ihn bereits Anfang Jahr seinen Kollegen im Gemeinderat kommuniziert.
«Sie konnten den Entschluss nachvollziehen», sagt Reusser. Die Unterlangenegger haben aber morgen Abend an ihrer Gemeindeversammlung nicht nur einen neuen Präsidenten zu wählen. Mit Elisabeth Kropf (parteilos) und Samuel Krähenbühl (SVP) verabschieden sich neben Reusser zwei weitere Ratsmitglieder. «Nein, der Gemeinderat ist nicht zerstritten», sagt der Gemeindepräsident und lacht. Bei Kropf hätten gesundheitliche Gründe den Ausschlag gegeben, bei Krähenbühl zeitliche.
Chance oder Hypothek?
Das Gesicht des Gemeinderates wird sich also grundlegend verändern. «Das ist eine Chance, keine Hypothek», ist Reusser überzeugt. Neue Kräfte mit Elan und Ideen würden sich nicht scheuen, grosse Projekte anzupacken. Dank seinem bisherigen Stellvertreter und designierten Nachfolger, Michael Graf, sowie René Künzi (beide parteilos), der für eine weitere Legislatur kandidiert, sei für Konstanz im Gemeinderat gesorgt. «Und wir Abtretenden sind ja auch nicht ab der Welt», sagt Reusser – falls ihr Rat noch erwünscht sei.
Die Suche nach Nachfolgern gestaltete sich aufwendig. «Wir haben viele Gespräche geführt», sagt Reusser. Als die Botschaft zur Gemeindeversammlung gedruckt wurde, waren erst zwei Kandidaten gefunden. Unterdessen hat sich zu Christian Bohnenblust und Daniel Reusser mit Karl-Ludwig Hertig ein dritter Name gesellt. «Wir hätten den Gemeinderat gerne mit einer Frau verstärkt», sagt der scheidende Präsident. Leider gelang dies nicht. Job oder Familie seien meist als Gründe ins Feld geführt worden.
Flucht nach vorn
Die Suche nach Amtsträgern harzt nicht nur in Unterlangenegg. Die meisten Kommunen haben damit zu kämpfen. Heiligenschwendi hat die Flucht nach vorn angetreten. Die Gemeinde hat vor ein paar Wochen einen lockeren Austausch zwischen Gemeinderat und Einwohnern mit dem Hintergedanken organisiert, an potenzielle Gemeinderäte heranzukommen.
«Wir müssen die Bürger abholen», sagt Heiligenschwendis Gemeindepräsident Christian Zwahlen (SVP). Viele würden sich den Job nicht zutrauen. «Keine Frage: Es braucht Mut», sagt Zwahlen. Aber was gebe es Befriedigenderes, als sich für seine Gemeinde zu engagieren? Er habe gemerkt, dass Bürger Respekt davor hätten, sich zu exponieren. «Man kann an der Aufgabe wachsen», sagt Zwahlen. Es sei noch kein Gemeinderat vom Himmel gefallen.
Für ihn und seine Mitstreiter im Gemeinderat habe sich der Aufwand gelohnt. «Unser Denkanstoss hat in der Gemeinde eine Diskussion ausgelöst.» Am Anlass hätten rund 30 Einwohner teilgenommen. Zudem habe sich bei ihm ein Bürger gemeldet, der sich ernsthaft ein Gemeinderatsmandat zutraut. «Das ist doch ein schöner Anfang», sagt Zwahlen.
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