Nach UnfällenBLS verbessert die Bremsen der Doppelstockzüge
Das Bahnunternehmen hat offenbar die Probleme bei den Mutz-Zügen gelöst. Ab sofort fährt es mit den geräumigen Doppelstöckern wieder nach Schwarzenburg.

Bahnreisenden zwischen Bern und Schwarzenburg stehen wieder mehr Sitzplätze zur Verfügung. Nach acht Monaten Verbannung fährt die BLS seit Montag auf der Linie S6 wieder mit den Doppelstockzügen des Typs Mutz.
Im letzten Frühling waren die Mutzen wegen Bremsproblemen von älteren, einstöckigen Zügen abgelöst worden. Damit fehlten jeweils rund 50 Sitzplätze pro Zugskomposition.
Bremssoftware verbessert
Die Bremsprobleme seien nach umfangreichen Untersuchungen gelöst worden, teilt die BLS mit. Die Ursache für das ungewöhnliche Bremsverhalten habe zusammen mit Stadler Rail eingegrenzt und behoben werden können.
Bei der gesamten Flotte von 39 Mutz-Zügen sei die Bremssteuerung angepasst worden, wodurch das Bremssystem optimiert werde. Konkret wurde die Software für das Zusammenspiel von elektrischen und pneumatischen Bremsen umprogrammiert. Das Bundesamt für Verkehr (BAV) hat dafür nun die Betriebsbewilligung ausgestellt.

In den vergangenen Jahren war es zu mehreren Zwischenfällen gekommen: Unter bestimmten Bedingungen – nasskalte Witterung mit Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt – war der Bremsweg zu lang. Offenkundig wurde das Problem, als an Silvester 2020 ein Mutz beim Ankoppeln in Belp auf einen zweiten Mutz auffuhr.
Obwohl der Lokführer eigentlich rechtzeitig die Bremsung eingeleitet hat, prallte sein Zug mit 23 km/h auf die stehende Komposition. Es wurde niemand verletzt. An beiden Fahrzeugen entstand aber Sachschaden von je rund 400’000 Franken.
Vorsichtiger fahren
Auf das Kuppeln der Züge in Belp wurde vorerst verzichtet. Zudem wurde das Lokpersonal angehalten, bei schlechten Schienenverhältnissen die Geschwindigkeit vor Signalen oder anderen Haltepunkten früher und stärker zu reduzieren und zum sicheren Bremsen vermehrt Sand zu streuen. Auf der relativ steilen Strecke nach Schwarzenburg begnügte sich die BLS aber nicht mit diesen Vorsichtsmassnahmen, sondern verzichtete vorläufig ganz auf den Einsatz der Mutz-Züge.
Publik wurde damals, dass es vorher bereits zu einigen ähnlichen Fällen wegen eines zu langen Bremswegs gekommen war. Seit 2013 waren es 11 Vorfälle. 6 davon waren nicht gravierend und nicht meldepflichtig, bei weiteren 5 wurde aber ein Haltepunkt überfahren. Zudem war im November 2020 ein Mutz in Schwarzenburg auf einen Prellbock aufgefahren.
Julian Witschi ist Wirtschaftsjournalist im Ressort Bern. Er hat über 20 Jahre Berufserfahrung und wurde mit einem Swiss Press Award ausgezeichnet.
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