Von Herzen
Von irritierenden Werbeslogans und Berliner.
Und was habt ihr so im Herzen?
Fräulein P. schaut uns an. Wir sitzen in der Innenstadt, aber draussen denn das machen alle andern ja auch, wenn das Thermometer über, sagen wir mal, 5 Grad Celsius steigt: Sie kriechen aus all ihren Löchern. Item. Wir trinken Tee und Kaffee mit komplizierten Namen. Seltsam, wenn Saufen Pflicht ist, so wie jetzt an der Fasnacht, haben wir gar keinen Durst mehr. Das war schon immer so, jedenfalls, seit wir uns keine Masken mehr aufsetzen.
Im Herzen? Warum?, frage ich.
Frau S. sagt nichts. Sie isst. Berliner. Oder etwas, das aussieht wie Berliner, bleich, tropfend und niedergeschlagen, vielleicht heisst das Gebäck ja auch YB.
SRF macht doch diese Herzkampagne, sagt Fräulein P. jetzt, «Die Schweiz im Herzen», habt ihr nie gesehen?
Doch, sage ich, während der Ski-WM hatte der gemeine Zuschauer «den Wintersport im Herzen », ich erinnere mich.
Ja, sagt Fräulein P., und während «Der Bestatter» lief, hatten wir alle «Krimi im Herzen». So ein Schwachsinn.
Apropos, sage ich.
Mmpf, sagt Frau S.
Letzthin war ich ja in diesem Kanton Aargau. In der Nähe vom Herzberg, ohne Scheiss, habe ich mich verfahren, also bog ich auf einen hübschen Landweg ab und hielt am Waldrand. Total lauschig. Bis ich realisierte, dass das voll der «Bestatter»-Moment ist, Frau im Mittellandwald, Mörder vielleicht nah, niemand, der ihr helfen könnte. Ich schwöre, hinter dem Baum stand Roeland Wiesnekker. Mike Müller. Ist ja egal. Es war unheimlich.
Panik im Herzen?, fragt Fräulein P.
Yup, sage ich.
Fräulein P. schaut Frau S. an: Und du so?
Die macht sich an den dritten Berliner und sagt: Ich habe nichts im Herzen. Eher auf dem Magen. Die Fasnacht. Verkleidet als Berliner.
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