Blair fordert Bodentruppen gegen den IS
Luftschläge würden gegen die Islamisten nicht ausreichen, sagt der frühere britische Premier. Es brauche Kräfte am Boden, insbesondere westliche Spezialkräfte.

US-Präsident Barack Obama sträubt sich dagegen, der französische Präsident François Hollande schliesst sie ebenfalls aus: Bodentruppen im Irak. Es wäre die nächste Eskalationsstufe im Kampf gegen die Extremisten der Terrormiliz Islamischer Staat (IS), ein Tabu, das niemand zu brechen wagt.
Und nun fordert Tony Blair, ehemaliger britischer Premierminister, genau dies. In einem Essay auf der Website seiner Tony Blair Faith Foundation warnt er heute – am Tag vor der UNO-Vollversammlung in New York: Luftschläge würden nicht ausreichen, um die Jihadisten zu besiegen. Der Zeitpunkt ist nicht zufällig gewählt: Grossbritannien erwägt momentan, sich den US-amerikanischen und französischen Luftschlägen anzuschliessen. Von Bodentruppen will aber auch der britische Premier David Cameron nichts wissen.
Lob für Obama
Tony Blair, heute Friedenssonderbeauftragter für den Mittleren Osten, lobt Barack Obama für dessen Bemühungen, eine breite Koalition aufzubauen im Kampf gegen die Islamisten. Doch dann wird er deutlich: Luftschläge seien zwar ein wichtiges Mittel, um die Extremisten zu bekämpfen. Doch – und das sei die bittere Wahrheit – Luftschläge allein würden nicht ausreichen.
Er spreche nicht von Besatzungstruppen, relativiert er und betont, dass er nicht von einer Wiederholung der langen Militäreinsätze im Irak und in Afghanistan spreche. Doch er ruft dazu auf, Bodentruppen zu entsenden, wo es nötig sei, insbesondere auch Spezialkräfte.
PKK ruft türkische Kurden zu Kampf gegen IS auf
Bereits am Boden kämpfen die kurdischen Peshmerga gegen die IS-Milizen. Hinzu sollen jetzt auch die Kurden in der Türkei. Die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) hat die Kurden in der Türkei zum Kampf gegen IS im benachbarten Syrien aufgerufen. «Es gibt im Widerstand keine Grenze mehr», weshalb eine «Mobilisierung» nötig sei, hiess es in einer PKK-Mitteilung, aus der die prokurdische Nachrichtenagentur Firat am Montag zitierte.
Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte eroberten IS-Kämpfer seit Donnerstag etwa 60 Dörfer in den Kurdengebieten im Norden Syriens und drängten kurdische Kämpfer zurück. Nach UN-Angaben flohen inzwischen rund 100'000 syrische Kurden über die Grenze in die Türkei. Ziel der IS-Offensive ist die kurdische Stadt Ain al-Arab nahe der Grenze zum Nachbarland. Die PKK kämpft bereits im Norden des Iraks aufseiten der kurdischen Peshmerga gegen die Jihadisten, nachdem Anfang August die Kurden aus dem Irak, der Türkei und Syrien gegen die Extremisten eine gemeinsame Offensive starteten. In den syrischen Kurdengebieten führt die kurdische Partei der Demokratischen Union (PYD) den Kampf gegen die IS-Milizen an. Sie ist die syrische Schwesterpartei der PKK.
Der PKK-Vertreter Dursun Kalkan rief laut Firat in einem belgischen Fernsehsender alle Kurden auf, sich zusammenzuschliessen. «Die kurdische Jugend vor allem, die Frauen, müssen diesen Angriffen entgegentreten», sagte Kalkan. Er warf der Türkei «Kollaboration» mit der IS-Miliz vor, weil Ankara territoriale Ambitionen im Irak und in Syrien habe. Die Türkei hatte sich bisher im Kampf gegen die Jihadisten zurückgehalten, die seit Juni im irakischen Mosul 46 türkische Diplomaten und Angehörige als Geiseln hielten, bevor sie diese am Samstag freiliessen.
Deutschland lehnt Einsatz ab
Wer weiterhin an seiner Haltung gegenüber Kampfhandlungen im Irak und Syrien festhält, ist Deutschland. Nach wie vor lehnt das Land Einsätze ab. Der deutsche Aussenminister Frank-Walter Steinmeier bekräftigte dies kürzlich in einem Fernsehinterview, wie das Magazin «Der Spiegel» berichtet.
Deutschland werde nicht zu einer Beteiligung an der Luftunterstützung oder gar zu einem Einsatz von Soldaten im Irak gedrängt, sagte der Aussenminister. «Das kommt für uns nicht infrage», betonte demnach Steinmeier.
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