Blackberry-Imperium droht der Kollaps
Randalierende Manager, ein Tablet als Ladenhüter, Gewinneinbruch und verärgerte Investoren: Der einstige Smartphone-Pionier RIM ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Nun verspricht die Führung, «jeden Stein» umzudrehen.
Eines muss man Research in Motion (RIM) lassen: Auch ohne Verkaufserfolge ist der Blackberry-Hersteller immer wieder für Schlagzeilen gut. Auf den jüngsten Aufreger hätte das Unternehmen aber wohl gerne verzichtet: Vor kurzem randalierten die beiden RIM-Vizpräsidenten George Campbell und Paul Alexander Wilson in einem Flugzeug von Air Canada derart heftig, dass die Maschine, welche auf dem Weg nach China war, nach Vancouver umkehren musste.
Wie CBC News Canada herausgefunden hat, mussten die beiden betrunkenen, schreienden und pöbelnden Passagiere von Crewmitgliedern und anderen Passagieren mit Handfesseln und Klebebändern ausser Gefecht gesetzt werden, welche von Campbell und Wilson aber durchgebissen wurden.
Massive Abschreibungen
RIM reagierte umgehend und entliess die Krawallbrüder. Wie die Führung allerdings auf die schlechten Geschäftszahlen reagieren will, ist eine andere Sache. Im abgelaufenen Geschäftsquartal hat RIM einen Gewinneinbruch verzeichnet und blickt skeptisch in die Zukunft. In den drei Monaten bis zum 26. November sei der bereinigte Gewinn um 27 Prozent auf 667 Millionen Dollar gesunken, heisst es.
Darin nicht enthalten seien massive Abschreibungen wegen nicht verkaufter Tablet-PC vom Typ Playbook oder Kosten im Zusammenhang mit der weltweiten Betriebsstörung im Oktober, teilte das Unternehmen am Donnerstag (Ortszeit) mit. Der Umsatz ging auf 5,17 Milliarden Dollar nach 5,5 Milliarden Dollar im Vorjahresquartal zurück. RIM-Aktien notierten im nachbörslichen Handel 7 Prozent im Minus bei der Marke von 14 Dollar. So billig waren sie zuletzt Anfang 2004.
Im vierten Quartal, das das traditionell wichtige Weihnachtsgeschäft umfasst, rechnet RIM mit der Auslieferung von 11 bis 12 Millionen Blackberry-Geräten, nach 14,1 Millionen Stück im Vorquartal und 14,8 Millionen im letztjährigen Weihnachtsquartal.
Einführung von Blackberry 10 erst ab Mitte 2012
Mit der Markteinführung seines grossen Hoffnungsträgers, des Blackberry 10 Smartphone, das auf dem neuen Betriebssystem QNX basiert, rechnet RIM erst in der zweiten Jahreshälfte 2012. Grund dafür ist gemäss RIM, dass die nötigen Chips erst dann lieferbar sein werden. Das Unternehmen hofft, mit dem QNX-System der Popularität des Apple-iPhone oder dem Android-System von Google Paroli bieten zu können.
Die beiden Konzernchefs Jim Balsillie und Mike Lazaridis bitten ihre Aktionäre denn auch weiter um Geduld: Es werde einige Zeit dauern, bis sich RIM neu aufgestellt habe, erklärten sie am RIM-Firmensitz im kanadischen Waterloo. Die Co-Chefs, deren Rücktritt von immer mehr unzufriedenen Investoren gefordert wird, haben zudem angekündigt, ab jetzt nur noch für ein symbolisches Jahresgehalt von einem Dollar zu arbeiten.
«Jeden Stein umdrehen»
Die letzten Quartale seien die «schwierigsten» in der jüngeren Geschichte des Unternehmens gewesen, erklärte Balsillie am Donnerstag bei Vorlage der jüngsten Quartalszahlen. «Unsere Anteilseigner könnten das Gefühl haben, dass wir nicht unser Bestes gegeben haben.» Er versprach, die Führung werde auf der Suche nach den nötigen Änderungen «jeden Stein umdrehen».
afp/sda/rek
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