Bitterer Sieg für Wacker Thun
Wacker schlägt Alpla Hard im Hinspiel der 3. Runde des EHF-Cups 19:17. Bloss 6 Tore erzielen die Thuner in der zweiten Hälfte. Sie versäumen es damit, sich zu Hause ein entscheidendes Polster zu erarbeiten.

So sehen Verlierer aus. Kreisläufer Reto Friedli schüttelt ungläubig den Kopf. Assistenztrainer Remo Badertscher diskutiert mit dem Verbandsdelegierten. Und Keeper Marc Winkler lässt die Wahl zum Best Player über sich ergehen, als wäre sie eine lästige Pflicht.
Frederic Wüstner, Aufbauer des Gegenübers, rennt derweil zu den mitgereisten Anhängern, ballt die Faust, jubelt.19:17 hat Wacker Alpla Hard im Hinspiel der 3. Runde im EHF-Cup bezwungen, es handelt sich um den achten Erfolg in Serie für die Thuner. Gewinnen hat selten so wenig Spass gemacht.
Der Sieg fühlt sich für die Berner Oberländer wie eine Niederlage an. Weil er zu tief ausgefallen ist, als dass sie damit eine Vorentscheidung herbeigeführt hätten. Vor allem aber, weil sie deutlich vorn gelegen waren, 10:6 nach der Startphase, 13:8 zur Pause und 16:10 sowie ein bisschen später 17:11 als Folge des gelungenen Auftakts in die zweite Hälfte. Das Polster für das Wiedersehen am Samstag in der Bregenzer Kleinstadt ist wenig komfortabel.
Martin Rubins Mannschaft demonstrierte, dass sie sich durchsetzen und damit in die Gruppenphase einziehen will, obwohl es gute Gründe dafür gäbe, dies nicht zu tun – finanzielle primär, aber auch sportliche.
Die Partie war rasch eine hitzige Angelegenheit, der Widersacher aus Österreich aggressiv gestimmt, angeführt von Trainer Petr Hrachovec, der in Umgang eins gleich zweimal einen eigenen Mann in selten gesehener Intensität zusammenstauchte.
Vor 1180 Leuten konnten die Gäste auf die Unterstützung von rund 70 mitgereisten Fans zählen, die bisweilen für mehr Lärm sorgten als die restlichen Besucher in der Lachenhalle. Die Begegnung erinnerte einen an die emotional geführte Playoff-Halbfinal-Serie 2015/2016 zwischen Wacker und Pfadi Winterthur.
Die Thuner hatten ihr erstes Heimspiel damals 17:16 gewonnen. Auch am Samstag fielen aussergewöhnlich wenig Tore. Hard spielte hart, Wüstner war dabei so was wie der Marcel Hess Österreichs: stets im Zentrum des Geschehens.
Einen höheren Sieg verpassten die Hausherren in der zweiten Hälfte. In den ersten 30 Minuten war alles nach ihrem Geschmack verlaufen, vor allem das Ende, da machten sie aus einem 11:8 einen 5-Tore-Vorsprung und sorgten mit einem gedankenschnell und spektakulär vorgetragenen Gegenstoss dafür, dass Dominik Schmid, Leistungsträger bei Alpla, eingreifen musste und vom Platz gestellt wurde.
Im zweiten Umgang tat sich Wacker ausgesprochen schwer; bloss Winkler zeigte, wozu er fähig ist. Lediglich 6 (!) Tore gelangen den gewöhnlich so offensivstarken Thunern.
Die Defizite des Seriensiegers
Die Berner Oberländer hatten in den Partien davor Defizite verbergen oder zumindest kompensieren können. In der zweiten Hälfte gegen den österreichischen Serienmeister traten diese zutage. Das Flügelspiel ist gegenwärtig ungenügend. Luca Linder und Thomas Lanz werden zu selten lanciert. Rechts fällt das Fehlen des verletzten Leistungsträgers Jonas Dähler ins Gewicht.
Sven Krainer ist ziemlich weit davon entfernt, so stark zu sein, wie er es in der letzten Saison war, Marco Giovanelli ist offensichtlich mehr Aufbauer denn Aussenakteur und Gabriel Felder, ein weiterer, sehr begabter Linkshänder, seinem Stammklub Steffisburg verpflichtet, wenn dieser gleichentags im Einsatz steht.
Im Rückraum vermag Zuzug Nicolas Suter nicht an seine formidablen Leistungen aus den ersten beiden Monaten anzuknüpfen, und Captain Roman Caspar fällt es zunehmend schwer, im Angriff Akzente zu setzen.
Die Deckung schliesslich funktioniert auch ohne Co-Chef Stefan Huwyler ganz gut, die tiefe Anzahl Gegentore ist bester Beweis dafür. Viktor Glatthard vertrat den Aargauer erneut sehr ordentlich, der Brienzer sah jedoch wie am Mittwoch nach drei 2-Minuten-Strafen Rot.
Prächtige Aussichten haben die Thuner dennoch. Übermorgen dürften sie in Endingen den neunten Sieg in Folge realisieren. Und die Nationalspieler Dähler und Huwyler werden demnächst zurückkehren.
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