Bier für Truthähne
Ein Züchter in den USA gibt seinen Truthähnen Bier zu trinken. Dies soll sie fetter, geschmackvoller und saftiger machen.
November ist es wieder so weit: In den USA feiern unzählige Familien und Freunde gemeinsam Thanksgiving. Den Höhepunkt des gemeinsamen Essens bildet für Nichtvegetarier der Truthahn. Ein Züchter setzt auf Bier, um den Geschmack zu verbessern.
Bier passt hervorragend zu Geflügel, das ist für Joe Morette klar. Seine Truthähne trinken schliesslich alles – einschliesslich Bier. Der Truthahnzüchter zieht in diesem Jahr rund 50 der Tiere gross, die zum traditionellen Thanksgiving, dem amerikanischen Erntedankfest, serviert werden sollen. Morette setzt in der Zucht schon seit Jahren auf Bier. Das soll die Vögel fetter, geschmackvoller und saftiger machen.
Reizvoller Geschmack
Dabei begann alles mit einem Zufall. 1993 sassen Morette und seine Mitarbeiter an einem heissen Juli-Tag in New Hampshire bei einigen Dosen Bier zusammen. Ein Truthahn stiess eine Dose um und begann zu trinken, wie Morette erzählt. Seitdem bekommen die Vögel regelmässig Bier serviert. Und das schlägt sich im Geschmack der Tiere nieder, wie der Züchter beteuert.
«Oh, ja, das merkt man», sagt er. «Es ist ein starker Geschmack nach Wild, ein schöner Truthahn-Geschmack.» Das kann sein langjähriger Kunde Dan Borque bestätigen, der nach eigenen Angaben noch nie einen schlechten Vogel von Morette bekommen hat. Die Truthähne vom Züchter seien denen aus dem Supermarkt klar überlegen. «Wir finden, dass der Saft deutlich dunkler und geschmackvoller ist», sagt er. «Insgesamt hat der Vogel einen leicht anderen Geschmack, der sehr reizvoll ist.»
Umstrittene Methode
Die Tierschutzorganisation Peta erklärt, dass man Truthähnen kein Bier geben sollte. «Bauern im ganzen Land setzen fragwürdige Methoden ein, um die Kosten zu senken oder den Geschmack des Fleisches der Tiere zu verändern, denn für sie steht der Profit im Vordergrund und nicht das Wohlbefinden der Tiere», teilte die Organisation mit. Der Geflügel-Experte Carl Majewski von der Universität von New Hampshire kann dagegen ein Leiden der Tiere nicht erkennen. «Ich weiss nicht genau, wie viel Bier jeder Truthahn bekommen, aber es müsste schon eine ganze Menge sein, um den gleichen Effekt zu haben wie zu viel Bier auf Menschen», erklärt er. «Ich kann mir vorstellen, dass es nicht genug ist, um sie wirklich betrunken zu machen. Sie geniessen wahrscheinlich einfach nur ein Bier zum Essen. Warum nicht?»
Die Direktorin der Organisation Humane Heartland, die sich dem Schutz von Nutztieren widmet, erklärt, dass ihre allgemeinen Standards die Gabe von Bier nicht verbieten. Sie habe mit einem Vogelkundler beraten und dieser habe gesagt, dass der Hopfen die Verdauung der Vögel unterstützen könne, erklärt Kathi Brock. Morettes Truthähne sind auch nicht die ersten Tiere, die Alkohol bekommen. Japanische Bauern sollen Rinder mit Bier füttern, um ihren Appetit anzuregen. Ein Winzer und ein Bauer in Südfrankreich gaben Kühen die Überreste der ausgepressten Trauben und nannten das entstandene Fleisch «Vinbovin».
Zusätzlich Kalorien machen dicker
Bei einer Fütterung kürzlich tauchten Morettes Truthähne immer wieder ihre Schnäbel in die schaumige Flüssigkeit in einem Trog. Einige Minuten später erschien mindestens ein Vogel leicht benommen, das Bier tropfte ihm aus dem Schnabel. Die anderen Vögel machten einen wachen und ganz und gar nicht mitgenommenen Eindruck. «Truthähne sind anscheinend nicht die schlauesten», sagt Morette. «Sie könnten stolpern und man wüsste nicht, ob sie zu viel getrunken haben oder nicht.»
Majewski erläutert, die zusätzlichen Kalorien und Kohlenhydrate liessen die Vögel dicker werden und natürlich habe das Bier, wie alles, was die Tiere fressen, Einfluss auf den späteren Geschmack des Fleisches. Auswirkungen auf die Saftigkeit sieht er dagegen nicht. «Ich glaube, das hat viel damit zu tun, wie man ihn zubereitet», sagt er. «Man kann einen gut gefütterten Vogel nehmen und ihn nicht sehr saftig servieren.» Majewski braut zu Hause selber Bier und züchtet auch Hühner. Auf Morettes Methode will er dennoch nicht zurückgreifen. «Jedes Bier ist zu gut für sie, das trinke ich lieber selbst.»
AP/jdt
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