Bibliotheksprojekt torpediert
In den Rütner Briefkästen liegen Flyer vom «Überparteilichen Komitee Rütner Steuerzahler». Die Absenderadresse ist jene der Firma des SVP-Bezirkspräsidenten Martin Suter.
Von Regula Lienin Rüti – Am 15. Mai kommt in Rüti das neue Bibliothekskonzept an die Urne. Es beinhaltet zwei Vorlagen: den Kreditantrag für die Bibliothek und den Anschlussvertrag mit Dürnten. Es schien, als ob das Projekt auf breite Zustimmung stossen würde. Nun ist in Rüti ein anonymer Flyer im Umlauf, der sich gegen die «überteuerte Rütner Grossbibliothek» stellt. Das Papier ist mit «Überparteiliches Komitee Rütner Steuerzahler» gezeichnet. Den Verfassern des Flugblatts ist die neue Bibliothek zu teuer. Sie koste jährlich mit 483 100 Franken doppelt so viel wie die bisherige Lösung. Allerdings geht diese Rechnung nicht auf: Der Betrag ist nur dann so hoch, wenn der Verbund mit Dürnten scheitert. Nicht berücksichtigt wird in diesem Zusammenhang, dass die Bibliothek am neuen Standort in der Überbauung Schanz dreimal mehr Platz als im Amthaus erhalten würde. Dank dem vorgesehenen Zusammenschluss mit den Schulbibliotheken stünden 15 000 zusätzliche Medien zur Auswahl. Bücher und Leser sind für das Komitee kein Thema, die Grösse und der Quadratmeterpreis hingegen schon – beides sei überrissen. Beat Ernst, Architekt und Beteiligter am Konsortium Schanz: «Mit 140 Franken pro Quadratmeter für die gesamte Fläche ohne Innenausbau liegt der Preis unter dem Durchschnitt vergleichbarer Projekte.» Die Verfasser des Flugblattes sind auf 203 Franken pro Quadratmeter gekommen. Dieser Betrag ergibt sich aus der Miete von 152 000 Franken und der Fläche von 750 Quadratmetern. Wer aber versteckt sich hinter dem Flyer? Auf dem Flugblatt ist die Adresse Neuwiesenstrasse 5 vermerkt. Unter anderem befindet sich dort der Sitz der Firma Maschinenring – und ihr Inhaber ist Martin Suter. Er ist SVP-Bezirkspräsident sowie RPK-Mitglied und war gestern für eine Stellungnahme telefonisch nicht erreichbar. Die SVP Rüti hat bisher als einzige Partei die Nein-Parole gefasst. Gemäss Parteipräsident Christian Klambaur sollen die Rütner demnächst einen entsprechenden SVP-Flyer erhalten. Nur: Darin wird nichts anderes stehen als im anonymen Flugblatt. Zufall? «Die SVP hat nichts damit zu tun, das ist ein privates, unabhängiges Papier», sagt Klambaur. Argumente «nicht plausibel» Fest steht: Der Flyer löst heftige Reaktionen aus. Karin Mäder-Zuberbühler, Präsidentin der SP Rüti, ärgert sich: «Das ist nicht förderlich für das politische Klima in unserem Dorf.» FDP-Präsident Pascal Becher findet die Argumentation im Flugblatt «nicht plausibel». Mit der Ablehnung steht die SVP allein da. Grundsätzlich stösst das Projekt auf viel Zustimmung. So beteiligen sich die Primar- und die Schulgemeinde Rüti sowie die Gemeinden Rüti und Dürnten am Projekt. Die Rechnungsprüfungskommissionen beider Gemeinden haben grünes Licht gegeben. Gemeindepräsident Anton Melliger (CVP) sagte anlässlich der Pressekonferenz zur Vorlage: «Es ist einmalig, dass wir eine Lösung über politische und gemeindeinterne Grenzen gefunden haben.» Zentrum für Leseförderung In Dürnten wird am 16. Juni an der Gemeindeversammlung über den Anschlussvertrag abgestimmt. Die Gemeinde erhielte mit dem Projekt eine Bibliothek für Erwachsene und die Schulen der beiden Gemeinden bekämen ein neues Zentrum für die Leseförderung. Die Kosten für den Medienaustausch zwischen dem Hauptstandort und den Schulbibliotheken – ebenfalls ein Kritikpunkt des Gegnerkomitees – sind laut Melliger in den Betriebskosten berücksichtigt. Lehnt der Souverän am 15. Mai den neuen Standort ab, ist eine zeitgemässe Bibliothek für Rüti vom Tisch. Bei der Ablehnung des Anschlussvertrags mit Dürnten würde Rüti einen eigenen Verbund mit den Schulgemeinden bilden – ohne Kostenbeteiligung von Dürnten.
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