Bewaffnete stoppen Bus und töten 28 Insassen
Wer nicht aus dem Koran vorlesen konnte, musste sterben: Islamisten in Kenia haben bei einem Terroranschlag auf einen Reisebus mindestens 28 Menschen getötet.

Mutmassliche Kämpfer der radikal-islamischen Al-Shabaab-Miliz hätten den Bus am Samstag im Dorf Arabia im Bezirk Mandera überfallen, sagte ein Behördensprecher der Nachrichtenagentur dpa. Dann hätten sie den Bus zur somalischen Grenze gefahren.
Dort hätten sie jeden der Fahrgäste erschossen, der nicht in der Lage war, Verse aus der Heiligen Schrift des Islams zu lesen. So wollten sie offensichtlich herausfinden, wer kein Muslim ist. Die Opfer, darunter sieben Frauen, seien mit Kopfschüssen umgebracht worden.
Ein anderer Behördensprecher sagte der Zeitung «Daily Nation», an dem Angriff in den frühen Morgenstunden seien rund 100 Bewaffnete beteiligt gewesen. Sie seien anschliessend zu Fuss nach Somalia geflohen. Der Bus war in die kenianische Hauptstadt Nairobi unterwegs. Unter den 60 Passagieren befanden sich demnach auch zahlreiche Regierungsbeamte, Polizisten sowie Lehrer.
Bekenntnis von Al-Shabaab
Die somalische Al-Shabaab bekannte sich zu dem Anschlag. Es handle sich um eine Vergeltungstat für «die Schändung von Moscheen, Tötungen und Verhaftungen von Muslimen in Kenia», teilte der Sprecher der Gruppe, Sheikh Ali Mohammed Rage, am Samstag mit.
Er forderte zugleich den Rückzug der kenianischen Streitkräfte aus Somalia sowie ein Ende der Militäroperationen gegen die Al-Shabaab. Kenia unterstützt die somalische Regierung im Kampf gegen die Terroristen.
Jagd auf Attentäter
Die kenianischen Streitkräfte starteten noch am Samstag eine grossangelegte Aktion zur Jagd auf die Attentäter, wie der Polizeichef des Bezirks Mandera, Noah Mwivanda sagte. «Wir haben mit einer Luftraumüberwachung begonnen und Teams an den Tatort entsandt.»
Mwivanda hatte zuvor der «Daily Nation» von zwei jungen Frauen berichtet, die entkommen seien und von ihrem Versteck aus vier Polizisten unter den Toten entdeckt hätten. Bestätigen konnte er den Tod der Kollegen zunächst aber nicht.
Die Luftraumüberwachung dient offensichtlich auch der Sicherheit der entsandten Polizisten und Soldaten. Grund dafür sei ein ähnlicher Angriff im vergangenen Jahr in demselben Gebiet, erklärte Mwivanda der Zeitung. Damals habe der Anschlag als Falle für die Sicherheitskräfte gedient – acht Polizisten seien damals bei ihrem Einsatz getötet worden.
Brutale Auslegung der Scharia
Al-Shabaab hat im Grenzgebiet zwischen Kenia und Somalia ein wichtiges Rückzugsgebiet. Sie verbreitet in der Region seit Jahren Angst und Schrecken. Die mit dem Terrornetzwerk al-Qaida verbündete Miliz legt die islamische Rechtsprechung Scharia äusserst brutal aus. Immer wieder gibt es öffentliche Hinrichtungen und Amputationen.
Shabaab-Kämpfer verübten insbesondere den Angriff auf das Westgate-Einkaufszentrum in Nairobi, bei dem im September 2013 mindestens 67 Menschen getötet wurden. Mitte Juni tötete die Miliz bei zwei Angriffen auf Küstenorte etwa 60 Menschen.
Die Kämpfer bezeichnen die Angriffe als Vergeltung dafür, dass Kenia an dem internationalen Militäreinsatz in Somalia beteiligt ist. Seit dem Sturz von Machthaber Siad Barre im Jahr 1991 herrscht in Somalia Bürgerkrieg.
Die Rebellen kontrollierten über Jahre weite Teile im Zentrum und Süden des Landes, wurden inzwischen aber aus den meisten Städten zurückgedrängt. Ihr Ziel ist die Errichtung eines islamischen Gottesstaats.
SDA/wid
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