Besuch beim Patenkind: Ein bleibendes Erlebnis – weit entfernt vom Pauschalurlaub
In den Ferien auf der Dominikanischen Republik pendelte Familie Weiss aus Hinwil zwischen zwei Welten. Sie sah die Kluft zwischen Arm und Reich.
Von Monica Widmer Hinwil – Es war die Einladung eines ehemaligen Arbeitskollegen aus Santo Domingo, die Matthias und Ruth Weiss aus Hinwil und ihre zwei erwachsenen Söhne bewog, im Sommer Land und Leute des Karibikstaats näher kennen zu lernen. Fest stand von Beginn weg ein erstes Treffen mit ihrem zehnjährigen World-Vision-Patenkind Yennifer. Nach der Ankunft in Santo Domingo überraschte der Bekannte die Familie mit seiner topmodernen Wohnung inklusive Köchin und Kindermädchen. Sein gehobener Lebensstil stand im krassen Widerspruch zu dem, was die vier in den Strassen der Hauptstadt zu sehen bekamen. Kein Wunder: Nur fünf Prozent der Bevölkerung gehören der reichen Schicht an, der Rest lebt in zum Teil bitterer Armut. «Es war diese Kluft zwischen Arm und Reich, die mir anfangs sehr zu schaffen machte», erinnert sich Ruth Weiss. Seit 13 Jahren vor Ort Die Dominikanische Republik gehört zu den ärmsten Ländern Lateinamerikas. In der Hauptstadt Santo Domingo führt die in Dübendorf domizilierte Hilfsorganisation World Vision Schweiz seit 1997 das regionale Entwicklungsprojekt El Pino durch. Hier profitieren nach Angaben des Hilfswerks rund 2500 Patenkinder von den Projektaktivitäten in den Bereichen soziale Entwicklung, Schule, Bildung und Gesundheit. Mehrmals jährlich besuchen Sozialarbeiter die Mädchen und Jungen, um die Fortschritte zu überprüfen. Auch Yennifer lebt hier, zusammen mit ihrer 28-jährigen Mutter und drei Brüdern. Ruth Weiss erzählt: «Um der Familie das beschämende Gefühl wegen ihrer ärmlichen Behausung zu ersparen, schlug uns die Projektmitarbeiterin eine Zusammenkunft in einem der Kurslokale von World Vision vor.» In vier einfachsten Gebäuden bietet das Projekt laufend Frisier-, Näh-, Back- und Tapezierkurse sowie eine Ausbildung im Reparieren von elektronischen Haushaltgeräten an. Die meisten Teilnehmenden, welche diese Hilfe zur Selbsthilfe nutzen, sind Frauen. Unterricht gestaffelt besuchen Mittlerweile waren Yennifer und ihre Mutter im Kurslokal eingetroffen. Während die Fünftklässlerin noch sehr scheu neben ihrer alleinerziehenden Mutter stand, erzählte diese, dass sie soeben einen Coiffeurkurs absolviert habe in der Hoffnung, sich so ein regelmässiges Einkommen sichern zu können. Schnell galt das Interesse jedoch den diversen Mitbringseln aus der Schweiz. In der Zwischenzeit hatte Yennifer ihre Schüchternheit abgelegt und berichtete von ihrem Interesse an Geschichte und Geografie. Aber auch Zeichnen mag sie – und sowieso alles, was pink ist. Obwohl die Kinder in Santo Domingo mangels Schulen den Unterricht nur gestaffelt besuchen, bleibt ihnen wenig Freiraum. Zu sehr wird ihre Mithilfe im Haushalt gefordert. Ruth Weiss ist bewegt und betroffen von der Not der Bevölkerung und würde bei der Projektarbeit am liebsten gleich selber Hand anlegen. Aber sie freut sich auch über die Fortschritte, die Yennifer und ihre Mutter schon gemacht haben. World Vision Schweiz ist ein christlich-humanitäres Hilfswerk mit Sitz in Dübendorf. Es wurde im Jahr 1982 gegründet und unterstützt gegenwärtig nach eigenen Angaben rund 100 Projekte und 63 000 Patenschaften in gut 30 Ländern. World Visions Markenzeichen sind persönliche Patenschaften. Mit einer solchen werden laut dem Hilfswerk nicht nur das Patenkind, sondern auch seine Familie und die ganze Gemeinschaft unterstützt. Spender erhalten einen jährlichen Bericht über die Entwicklung von Kind und Projekt. Sie haben auch die Möglichkeit, mit ihrem Patenkind Kontakt zu pflegen und es vor Ort zu besuchen. www.worldvision.ch
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