Beruf: Bädele
Reiseblogs im Internet boomen. Mit Text, Bild und Video teilen immer mehr Abenteurer ihre Erlebnisse mit der Onlinegemeinde. Für die meisten Blogger ist es ein aufwendiges Hobby. Einige aber verdienen damit ihr Geld.
Sie trampen durch Vietnams Reisterrassen. Fahren durch Boliviens Salzwüste. Springen in Neuseeland von Felsklippen. Und halten alles in Text, Bild und Video fest.
Die Rede ist von Reisebloggern: meist junge oder jung gebliebene Abenteurer, die ihre Erlebnisse und Tipps im Internet einem unbegrenzten Publikum zugänglich machen. Ihre Motivation dabei: Spass, Hilfsbereitschaft und oft auch eine Portion Selbstdarstellung – oder aber Geld. Denn einige Blogger finanzieren sich mit den Reiseberichten ihr Leben.
Reisender Youtube-Star
Einer von ihnen ist der Kanadier Christian Le Blanc, der sich mit seinen Reisevideos gerade zum Youtube-Star mausert. Vor einem Jahr kündigte der 23-Jährige seinen Job und reiste mit seiner Freundin nach Südostasien. Seither meldet er sich mal von den Philippinen, mal aus Thailand, mal vom Schwumm mit Walhaien, mal vom Tanzen im Nachtclub.
Wo sich Le Blanc auch aufhält, lässt er die Zuschauer an seinen Erlebnissen teilhaben. Seine teils spektakulären Drohnenaufnahmen ergänzt er mit Selfie-Videos, in denen er den Zuschauern erklärt, wo es am schönsten, wo am günstigsten und wo am sichersten ist.
Auch wenn niemand nach seinen Tipps gefragt hat – sie sind offenbar begehrt. So begehrt, dass er in den sozialen Medien im Nu eine riesige Fangemeinde aufbauen konnte. Über 20 Millionen Mal wurden seine unzähligen Videos bereits angeschaut. Heute lebt der Jüngling nach eigenen Angaben vom Reisen.
Werbegeld und Sponsoren
Wie aber geht das eigentlich? Das Konzept ist simpel: Youtube verdient mit jeder geschalteten Werbeanzeige Geld. Rund 60 Prozent dieser Einnahmen gibt der Konzern dabei dem jeweiligen Videomacher weiter, bei dem die Anzeige erscheint. Grundsätzlich gilt: Je mehr Klicks ein Filmchen generiert, desto mehr Werbung wird angezeigt und desto mehr Geld fliesst.
Das Werbegeld bleibt in der Regel aber nicht die einzige Einnahmequelle. Denn hat sich jemand mit seinen Videos einmal eine gewisse Reichweite erarbeitet, klopfen bald auch Unternehmen an. Sie wollen in den viel beachteten Videos ebenfalls ihren Auftritt haben und bieten dem Blogger Geld, wenn er sich dafür mit ihrem Produkt ablichten lässt – und sponsern ihm nicht selten auch Kleider und Ausrüstung.
Nach ähnlichem Prinzip funktionieren auch Text- und Fotoblogs: Hat man sich im Web einen Namen gemacht, steigen rasch die Einnahmen durch Werbebanner auf der entsprechenden Seite, Hotels bitten zur Gratisübernachtung, und Fluggesellschaften wollen einen an Bord haben. Und so reist man irgendwann als eine Art Markenbotschafter im Vollzeitpensum um die halbe Welt.
So weit die Theorie. In der Praxis sieht das Ganze etwas anders aus. «Die Bloggerszene ist ein enorm hartes Pflaster», sagt der Schweizer Onlinemarketing-Experte Markus Maurer. Die Konkurrenz sei riesig, und die grosse Aufmerksamkeit erhalte man nur, wenn man in einer bestimmten Nische qualitativ hochstehende Inhalte anzubieten habe. «Im Internet wartet letztlich niemand auf dich.»
Schweizer habens schwer
Gerade in Ländern wie der Schweiz sei es zudem kaum möglich, von einem Blog zu leben. Eine Handvoll Reiseblogger verdienen sich mit ihren Beiträgen zwar einen Zustupf, sie alle haben aber noch einen festen Job. Die Bernerin Anita Brechbühl alias «Travelita» etwa arbeitet als eine der erfolgreichsten Schweizer Reisebloggerinnen hauptberuflich als Verkehrsplanerin. «Hierzulande ist der Markt einfach zu klein», sagt Maurer. Dazu komme die Sprache, mit der sich, je nachdem, nur ein begrenztes Publikum erreichen lasse.
Viele würden ausserdem den Aufwand unterschätzen, der hinter den Blogs stecke. Von der Produktion der Beiträge über den Aufbau und die Pflege der Community bis hin zur Suchmaschinenoptimierung: Mit dem Bädele allein ist die Arbeit nicht getan. Um bei den ungeduldigen Onlinekonsumenten nicht in Vergessenheit zu geraten, muss ein Blogger zudem regelmässig neue Inhalte anbieten. Maurers Fazit: «Bis man von einem Blog leben kann, ist es ein sehr langer Weg.»
Wie lange der Weg beim kanadischen Youtuber Christian Le Blanc war, ist nicht bekannt. Bei ihm hat der Erfolg aber definitiv eingeschlagen. Gemäss Schätzungen der Website Socialblade verdient er allein dank Youtube-Werbung bis zu 185 000 US-Dollar pro Jahr. Längst wird er zudem von Unternehmen gesponsert.
Und: Scheinbar hat ihm sein Beruf als Reisender nebst Geld auch schon einen gewissen Ruhm eingebracht. Auf seiner Facebook-Seite jedenfalls hat der Blogger den Status gewechselt – und nennt sich nun «Person des öffentlichen Lebens».
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