Wegen Teilzeitarbeit und HomeofficeBernmobil reagiert auf weniger Fahrgäste am Freitag
Weil Ende Woche weniger Menschen zur Arbeit gehen, plant Bernmobil erstmals unterschiedliche Fahrzeiten an Werktagen.

Teilzeitangestellte machen gern kurz vor oder nach dem Wochenende frei. Der Trend zu mehr Teilzeitarbeit und Homeoffice macht sich auch im Alltag bemerkbar. Etwa auf dem Arbeitsweg: Sind in der Stadt Bern an einem Mittwochmorgen um 7.30 Uhr im Schnitt 14’344 Personen mit dem ÖV unterwegs, sind es an einem Montagmorgen schon 1600 Fahrgäste weniger. Und an einem Freitag sind es mit 11’753 nochmals fast tausend weniger, die in der Früh mit Bus oder Tram fahren.
Dafür sind freitags deutlich mehr Menschen zwischen den Stosszeiten unterwegs als an anderen Wochentagen. Das hat eine Auswertung von Bernmobil ergeben. Das Unternehmen schliesst daraus, «dass jene Personen, die nicht arbeiten, zu Tageszeiten ausserhalb der Stosszeiten in unseren Verkehrsmitteln unterwegs sind», erklärt Christoph Hofer, Leiter Angebotsplanung bei Bernmobil.
Das führt nun bei den städtischen Verkehrsbetrieben zu einer Premiere: Bernmobil dünnt auf kommenden Dezember den Fahrplan für Freitag aus. Vorerst auf der Linie 10 zwischen Ostermundigen und Köniz. Dort werden die Busse künftig zur Hauptverkehrszeit am Freitagmorgen, also zwischen 6.30 Uhr und kurz nach 8 Uhr, nur noch im 3-Minuten-Takt anstatt wie an den anderen Wochentagen im 2,5-Minuten-Takt verkehren. Unterschiedliche Bus-Fahrzeiten innerhalb der Arbeitswoche gab es in Bern zuvor noch nie.
Eingespartes wird reinvestiert
Die ÖV-Nutzerinnen würden die etwas niedrigere Fahrfrequenz kaum spüren, heisst es beim Verkehrsbetrieb. «Der Bus fährt immer noch alle drei Minuten. Da schauen sich die Reisenden keinen Fahrplan an. Sie warten einfach, bis der nächste Bus kommt», sagt Rolf Meyer, Mediensprecher von Bernmobil. Bei Linien, die weniger häufig bedient werden, bestehe aktuell kein Bedarf für eine Taktreduktion.
Am Freitagvormittag werden fünf Fahrzeuge weniger als zuvor im Einsatz sein. Die Fahrplanänderung sei aber weder mit Personalabbau verbunden, noch werde man dadurch insgesamt weniger Fahrzeuge haben. Denn: «Was wir einsparen, investieren wir in den Ausbau anderer Angebote.»
Konkret wird die Buslinie 10 ab Dezember an Freitagen und Samstagen abends bis Betriebsschluss häufiger bedient als bis anhin. Am Samstag und Sonntag wird der Bus eine Stunde länger als zuvor im 7,5-Minuten-Takt fahren, bevor die Frequenz runtergeschaltet wird. Und schliesslich können sich Nutzerinnen und Nutzer sonntags am späten Vormittag und frühen Nachmittag über eine höhere Frequenz freuen. Da wird die Linie 10 ab Fahrplanänderung im nächsten Winter im 7,5-Minuten-Takt statt wie bisher im 10-Minuten-Takt bedient.
Zuglänge statt Fahrplan anpassen
Dass sich an bestimmten Tagen weniger Menschen auf den Weg zur Arbeit machen, merkt man auch bei der BLS: «Auch bei uns ist die Nachfrage am Montag und Freitag am tiefsten, gerade im Vergleich etwa zum Dienstag», sagt Mediensprecherin Helene Soltermann.
Da der Fahrplan bei Zügen viel weniger dicht ist als jener der städtischen Busse, könne man sich Änderungen, wie sie Bernmobil vornimmt, nicht leisten. «Eine Fahrplanausdünnung würde bei der BLS oft einen Wechsel vom Viertel- auf einen Halbstundentakt bedeuten. Das würden die Kunden viel stärker spüren als die Anpassung von einem Zweieinhalb- auf einen Dreiminutenrhythmus auf einer Buslinie.» Das Angebot wolle man möglichst gleich halten, denn die Kunden seien sich den S-Bahn-Takt gewohnt.
Ein anderes Mittel kann Abhilfe schaffen: «Es geht darum, die Züge zu verlängern oder zu verkürzen, anstatt die Fahrplan-Zeiten anzupassen.» Das bedeute aber auch mehr Aufwand und Kosten, da dies stets mit Leerfahrten und zusätzlichem Personal verbunden ist, so Soltermann.

Ähnlich tönt es beim Regionalverkehr Bern-Solothurn (RBS). Er verzeichne ebenfalls weniger Fahrgäste an Freitagen, doch erhole sich der Trend nach Corona langsam auch wieder, sagt RBS-Mediensprecherin Tanja Roth. Fahrpläne entsprechend anzupassen, komme wegen der kleineren Taktdichte auch für sie nicht infrage. «Bei unseren Linien wäre der Leistungsabbau deutlich grösser und aufgrund der fahrplanmässigen Umsteigeanschlüsse auch eine massive Verschlechterung für unsere Fahrgäste.»
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