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Die Velorouten im Westen von Thun sind nun neu ausgeschildert
Drei Velorundkurse, die durch den Westen von Thun führen, sind in den letzten Tagen neu ausgeschildert worden. Jetzt sind sie in beide Richtungen ohne Probleme befahrbar.
Das Fahrradchaos am Bahnhof Thun wird entschärft: Der Stadtrat genehmigte 710'000 Franken für eine neue Veloabstellanlage mit 450 Plätzen neben dem Gleis 1 – an den Kosten wollen sich die SBB beteiligen.
Die Veloabstellanlage Stückgut Süd neben dem Gleis 1 (rechts im Bild) am Thuner Bahnhof. Der Stadtrat sprach gestern Geld für eine Anlage, die 450 statt wie heute 130 Plätze bietet.
(Bild: Michael Gurtner)
Von totaler Freude bis zu totalem Unverständnis: Die Meinungen zum 710'000-Franken-Kredit für eine neue Veloabstellanlage mit rund 450 Plätzen im Bereich Stückgut Süd neben dem Gleis 1 gingen im Thuner Stadtrat diametral auseinander. Für die linken Parteien war die Sache klar: «Es ist eine pragmatische, relativ schnell umsetzbare Lösung am richtigen Standort – näher an den Zügen geht gar nicht», sagte Franz Schori (SP) als Präsident der zuständigen Sachkommission.
Seine Parteikollegin Sabine Kaufmann gab ihrer Freude Ausdruck, «dass es zügig vorwärtsgeht»: «Es ist unangenehm, wenn man das Velo schon fast archäologisch ausgraben muss, wenn man nach Hause fahren möchte.» Und Till Weber (Grüne) versuchte, Ängste zu zerstreuen, dass die Radler Probleme mit der doppelstöckigen Anlage haben könnten: Aus eigener Erfahrung an seinem Studienort wisse er, dass solche Anlagen sehr wohl funktionieren würden.
Auch bei der Fraktion der Mitte stiess das Geschäft auf Zustimmung. Alois Studerus äusserte zwar gewisse Bedenken, ob die Leute den oberen Teil der Doppelstockanlage nutzen werden – «aber mit flankierenden Massnahmen ist es wohl möglich». Angedacht ist, dass der Ordnungsdienst der Velostation im Einsatz sein wird, etwa um eine Unordnung rund um die Anlage zu verhindern.
«Luxus» versus «im Rahmen»
Ganz anders tönte es von der SVP/FDP-Fraktion. Mit markigen Worten brandmarkte Reto Schertenleib das Projekt als «Luxuslösung»: «Für einen Betrag, mit dem sich viele Leute den Traum vom Eigenheim erfüllen, wollen wir uns in Thun einen Veloständer leisten!» Das «Velopuff» am Bahnhof sei zwar gross, aber es mache den Anschein, dass hier nur das Beste vom Besten gut genug sei.
Teilweise Unterstützung bekam Schertenleib von der BDP. «Für uns ist klar, dass genügend Abstellplätze vorhanden sein müssen», sagte Simon Werren. Für eine knappe Mehrheit der Fraktion sei die vorliegende Anlage aber zu teuer. Die Gegner der Vorlage überzeugte auch das Votum von Bauvorsteher Konrad Hädener gleich zu Beginn nicht.
Der CVP-Gemeinderat hatte erklärt, dass die SBB soeben an einer Sitzung nicht nur die mündliche Zusicherung zum Bau der Anlage gegeben hätten. «Uns wurde auch bestätigt, dass die Kosten absolut im Rahmen sind.» Hädener wies darauf hin, dass die SBB vielerorts selber Veloabstellanlagen installieren würden und entsprechend Erfahrung hätten.
Im Übrigen hätten die Bundesbahnen eine Kostenbeteiligung in Aussicht gestellt – genannt wurde die Zahl von 50 Prozent. Hädener führte aus: «Wir können die Anlage kleiner machen, aber dann steuern wir am Ziel vorbei. Wir können sie einstöckig machen, dann braucht es ein Mehrfaches an Fläche.»
Am Ende unterlagen die SVP/FDP-Fraktion und die knappe Mehrheit der BDP: Mit 20 zu 15 Stimmen bei einer Enthaltung sagte der Stadtrat Ja zum Kredit.
Bald folgt der nächste Kredit
Für die neue Anlage soll noch im Mai das Baugesuch eingereicht werden. Der Baustart ist für den Herbst 2017 geplant. Und weitere Schritte gegen das Velochaos sollen folgen: «An der Mönchstrasse ist die Situation nicht besser», erklärte Bauvorsteher Hädener im Stadtrat. Deshalb sei auch dort ein Projekt mit einer Doppelstockanlage in der Pipeline.
Genaue Kosten konnte Hädener noch nicht nennen – «sie wird aber nicht günstiger sein». Voraussichtlich nach den Sommerferien wird das Parlament über den Kredit abstimmen können. Das Thema Veloabstellplätze bleibt also politisch hochaktuell.
Am Donnerstag wurden gleich zwei Vorstösse zum Thema Stadtentwicklung eingereicht: Die Grünen fordern eine Reorganisation mit der Einsetzung eines Stadtbaumeisters. Die SVP/FDP-Fraktion stellt in einer Interpellation kritische Fragen zur Arbeit des Planungsamts.
Die Neubesetzung der Stelle des Stadtplaners solle als Chance genutzt werden, die internen Strukturen in der Direktion Stadtentwicklung von Marianne Dumermuth (SP) zu prüfen. Die Grünen schlagen in ihrem Postulat vor, wieder einen Stadtbaumeister, wie es ihn früher gab, einzusetzen. Hierzu solle nötigenfalls das Organigramm angepasst werden, sodass die heute auf zwei Direktionen verteilten Bauaufgaben die Interessen der Öffentlichkeit und der Bauherrschaften gleichermassen berücksichtigen. Zudem solle so die Qualität des Städtebaus gesteigert werden. Die heutige Situation sei unübersichtlich und unbefriedigend, es fehle eine kompetente Ansprechperson, so die Grünen.
Fragen von SVP und FDP
Die SVP/FDP-Fraktion reichte eine Interpellation zur Direktion Stadtentwicklung ein. Dabei greift die Fraktion auch die vom Thuner Architekten Matthias Zellweger in einer Aufsichtsbeschwerde kritisierten Punkte auf. Dieser hatte sich vor allem über die Rolle des Fachausschusses Bau- und Aussenraumgestaltung (FBA) beschwert und eine Reorganisation der Direktion Stadtentwicklung verlangt. Die Fraktion fordert nun vom Gemeinderat Auskunft darüber, wie er auf die regelmässig auftauchende Kritik am FBA reagieren wolle. Und ob nicht eine andere Organisation im Planungsamt notwendig wäre. Dies insbesondere nach dem überraschenden Abgang der Stadtplanerin Beatrice Aebi. Antworten wollen SVP und FDP auch zur bisherigen Leistung des Planungsamts im Zusammenhang mit der laufenden Ortsplanungsrevision. Weiter hinterfragt die Fraktion die Vergabe von Mandaten an Externe. rdh
Thuner Tagblatt
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