Berner Stadttheater ist saniert - Fahrplan und Budget eingehalten
Eine Sanierung in vier Akten. Die Präsentation der Stadttheater-Aufhübschung hat sich zum jährlichen Ritual gemausert. Fehlt nur noch die Zugabe: Das Theatercafé soll nächstes Jahr fertig werden.
Alle Jahre wieder, da wiederholt sich der Feiertag. Weihnachten? Nein, aber fast. Die Rede ist vom Besuch auf der Stadttheater-Baustelle. Am Dienstagmorgen war es wieder so weit: Stadtpräsident von Graffenried, Stadtbaumeister Pfluger und Theaterpräsident Märki laden zur Medienkonferenz. Zu dieser erscheinen traditionell die Lokalpresse und das Lokalfernsehen. Im Wesentlichen geht es darum, dass die Stadt dem Theater in Etappen ein saniertes Stadttheater schenkt.
Jeweils in der Sommerpause ist in den letzten vier Jahren gebaut worden, für insgesamt 50 Millionen Franken wurden neue Technik und neue Sessel installiert, Garderoben und Billetschalter verschoben, Wände durchgebrochen, Böden gelegt, es wurde gezimmert und gestrichen. Und zum Abschluss der Etappe wurden, alle Jahre wieder, die Fortschritte präsentiert. Dieses Jahr, zur Feier der letzten Sanierungsphase, war das besonders nötig, weil die neusten Fortschritte für das Publikum gar nie augenfällig werden. Es sind die Sanierungen hinter den Kulissen.
Bald wird die kleine Tradition der Baustellenbegehung zu Ende gehen. Immerhin lief sie nochmals wie gewohnt ab. Stadtpräsident Alec von Graffenried führte sie im Geiste seines Vorgängers Tschäppät fort. Er erläuterte zunächst mit Stadtbaumeister Thomas Pfluger, was alles neu glänzt und funkelt. Am meisten ins Auge stiess dabei seine Bern-Tourismus-Gürtelschnalle. Daraufhin bedankte sich Stephan Märki artig für die Geschenke und erwähnte doch noch, welche Abstriche von der Wunschliste Konzert Theater Bern habe hinnehmen müssen.
«Das Bärengraben-Trauma schwebte über dem Umbau.»
«Das Trauma Bärengraben schwebte über dem Umbau», fasste Märki gestern das Dilemma zwischen Wünsch- und Machbarem zusammen. Nachdem beim Bärenparkbau (2004 bis 2009) die Kosten völlig aus dem Ruder gelaufen waren (24 statt 10 Millionen), sah sich die Stadt bei der Stadttheatersanierung vor: Dem Stimm- und Theatervolk wurde ein Bauprojekt mit Kostendach erfolgreich zur Abstimmung vorgelegt. «Design-to-Cost» lautete die Formel: Der Kontostand bestimmt, was noch gebaut wird, das Verzichtbarste fliegt vom Wunschzettel. Auch dieses Jahr wurde verzichtet: auf die Anschaffung neuer Scheinwerfer. Zwar gehen die alten noch, aber die Umstellung auf LED, eine Investition von einer Million Franken, wird auf die lange Bank geschoben. Und die Toiletten im Backstagebereich sammeln weiterhin Patina-Punkte. Das hinterste Treppenhaus wirkt, nein, nicht baufällig, aber mindestens angejahrt. Trotz Abstrichen: Märki bezeichnet den Stadttheaterumbau als «eine der erfolgreichsten Theatersanierungen, die ich kenne».
Es folgte Teil zwei, quasi das Festessen: der Rundgang. Er beginnt in der Mansarde, der Studiobühne im vierten Obergeschoss. Die gesteppte Stoffbahn an den Wänden soll für eine bessere Akustik sorgen. Für Stirnrunzeln sorgen zwei kleine Balkone in der Mansarde. Wozu sind die gut? «Romeo und Julia!», scherzt der Stadtpräsident. Einst führten Notausgänge über sie. Heute sind sie nur noch Dekoration. «Eine Reminiszenz an die Vergangenheit», sinniert Stadtbaumeister Pfluger. Jedenfalls hat der Denkmalschutz veranlasst, dass sie bleiben.
Weiter geht es tief unter der Erde. Das Stadttheater hat nicht nur sieben Obergeschosse, sondern auch fünf unterirdische Stockwerke. Ballettsaal und Chorproberaum haben die Etagen getauscht. Früher konnten Sänger und Tänzer nicht gleichzeitig proben, weil das Rumpeln des Balletts einer harmonischen Chorprobe im Wege stand. In den Gängen wird noch gebohrt und gestrichen, die Bauarbeiten sind leicht im Verzug. Fast fertig ist immerhin die Cafeteria für Angestellte und Künstler. Von der Decke hängen nackte Glühbirnen. «Hier sehen Sie die Sparbemühungen der Stadt», sagt der bestens gelaunte Alec von Graffenried zum Scherz. Die falschen Lampenschirme wurden bestellt. In wenigen Tagen soll die zweite Sendung eintreffen.
Eine Baustelle bleibt dann doch noch: das neue Theatercafé in der alten Kornhauspost nebenan. Das Café war auch so ein Kandidat für die Liste der Verzichtbaren. Doch dem Theater war es wichtig, dass Künstler und Publikum besser in Kontakt treten. Künftig können Opernsänger diskret beim Mittagessen bestaunt werden. Und, frohe Botschaft: Eine Baustellenbesichtigung bleibt also noch. Im nächsten Sommer soll der Umbau fertig sein.
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