Berner Kinderkliniken reagieren skeptisch auf Zürcher Marschhalt
Auch an der Klinik für Kinderchirurgie des Inselspitals Bern und der Kinderklinik Wildermeth in Biel sorgt das Urteil eines Kölner Gerichts zu Beschneidungen an Knaben für Diskussionen.

Beide Kliniken beurteilen einen Beschneidungsstopp derzeit aber skeptisch.
Das Kölner Gericht entschied Ende Juni, ein Arzt, der einem Buben aus religiösen Gründen die Vorhaut entferne, mache sich der Körperverletzung schuldig. In der Folge beschloss das Zürcher Kinderspital kürzlich, einstweilen keine solchen Eingriffe mehr vorzunehmen.
Auch an der Universitätsklinik für Kinderchirurgie der Berner Insel werden pro Jahr etwa 30 bis 50 dieser religiös motivierten Eingriffe vorgenommen. Das teilte die Insel am Freitag auf Anfrage mit. Ob ein Stopp angebracht sei, werde die Klinik nach den Sommerferien prüfen, wenn das Team komplett sei.
Gegen einen Kurswechsel spreche, dass schwer wiegende Gesundheitsschäden vermieden werden könnten, wenn durch den Eingriff im Spital Beschneidungen «in einem Hinterzimmer» zu vermeiden seien.
«Kein Gericht wird Tradition brechen können»
Etwa 100 Beschneidungen aus religiösen oder rituellen Gründen pro Jahr macht die Kinderklinik Wildermeth in Biel, wie der Chefarzt Kinderchirurgie des Spitalzentrums Biel, Markus Bittel, auf Anfrage sagt. Die Kinderklinik ist Teil des Bieler Spitalzentrums.
Die Eltern erachteten die Beschneidung ihrer Söhne als religiöse Pflicht und würden sie auch vornehmen lassen, wenn Ärzte den Eingriff ablehnten.
Im Interesse des Kindes und zur Vermeidung von Komplikationen sei es deshalb besser, diese Eingriffe in einem Spital vorzunehmen. «Es wird kaum einem Gericht gelingen, eine 3000 Jahre alte Tradition zu brechen», ist er überzeugt.
Aus religiösen Gründen beschnitten werden in Biel vorwiegend muslimische Knaben. Insgesamt etwa 200 bis 250 Beschneidungen nimmt die Bieler Kinderklinik pro Jahr vor. In dieser Zahl inbegriffen sind Eingriffe aus rein medizinischen Gründen, etwa bei verengter Vorhaut.
SDA/cls
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