Das Geschäft boomtBerner Kantonalbank bricht mit der Behäbigkeit
Armin Brun trimmt die lange Jahre zurückhaltende BEKB auf Wachstum. Die Risiken glaubt er im Griff zu haben.

Die Berner Kantonalbank (BEKB) wächst so ambitioniert wie nie mehr seit der Immobilienkrise der 1990er-Jahre. Damals endeten spekulative Geschäfte im Fiasko, die Bank musste vom Kanton gerettet werden. Danach ging sie im Vergleich zu anderen Banken zurückhaltender Risiken ein.
Wachstumsschwäche überwinden
Viele Jahre wuchs die BEKB langsamer als Konkurrenten. «Mit der neuen Strategie wollen wir diese Wachstumsschwäche überwinden», sagt Armin Brun. Er ist seit Mitte 2019 Chef der Bank.
Für 2021 kann er nun ein starkes Wachstum ausweisen: Die Bilanzsumme wuchs um 7,1 Prozent, die Kundengelder nahmen um 7,2 Prozent und die Hypotheken um 5,1 Prozent zu. Damit übertraf die BEKB das Marktwachstum. Der Gewinn ist mit 154,9 Millionen Franken um 4,4 Prozent gewachsen und damit höher als prognostiziert.
Die Risiken für eine Immobilienblase seien in der Schweiz aber weiter gestiegen, warnt die Grossbank UBS. Die Nationalbank verlangt deshalb von den Banken höhere Kapitalpuffer.
«Reserven sind weltmeisterlich»
Die BEKB sieht sich sehr gut gerüstet. Die Gesamtkapitalquote blieb stabil bei hohen 19 Prozent. «Wir sind fast Weltmeister bei den Reservepolstern», sagt Brun. Er lasse die Zügel nun nicht schleifen, «wir kehren nicht ab von unserem Risikomodell». Die Erfahrungen der letzten Immobilienkrise wirkten weiterhin nach.
Finanzchef Alois Schärli erinnert daran, dass die Krise der 1990er-Jahre vor allem nach ausserkantonalen Finanzierungen entstanden sei, vorab im Tessin. «Das machen wir nicht mehr.» Das jetzige Wachstum komme mehrheitlich aus Hypotheken für selbst bewohnte Wohnimmobilien. Die durchschnittliche Hypothek betrage rund 450’000 Franken. «Wir suchen nicht das einmalig grosse Geschäft, sondern breit abgestütztes Wachstum bei Retailkunden», sagt Schärli. Die Bank wolle nicht ausserhalb ihres jetzigen Marktgebiets expandieren.
Weniger reserviert sein will die Bank hingegen bei ihren Kunden. «Wir wollen die Marktchancen nutzen», sagt Brun. Aus Kundenberatenden am Schalter werden Finanzcoachs: Diese sollen mit einem unternehmerischen Ansatz vorgehen und nicht in der Bank warten, bis jemand vorbeikommt und ein Geschäft abschliessen will. Sie sollen auf die Kundinnen und Kunden zugehen, ihre lokale Verankerung nutzen und die künftigen Finanzbedürfnisse besser planen.
Das Wachstum soll also forciert werden. Armin Brun sieht noch viel Potenzial im Kanton Bern: «Unser Marktanteil beträgt je nach Geschäft zwischen 20 und 30 Prozent, andere Kantonalbanken haben bis zu 50 Prozent.» Für das Wachstum investiert die Bank weiter in die Ausbildung des Personals, in die Modernisierung des Filialnetzes, in die Innovation und in die IT.
Die Hälfte ihrer rund 60 Filialen hat die BEKB bereits umgebaut. Aus Schalterhallen werden Beratungszonen mit Gesprächsnischen und Ateliers. Umgestaltete Filialen geschäften laut Brun tendenziell erfolgreicher als die klassischen, wenn auch je nach Region unterschiedlich.
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