Beim «Kantonalen» ist das Fernsehen nicht erwünscht
Die Organisatoren des Bernisch-Kantonalen Schwingfests haben dem Regionalsender Telebärn eine Abfuhr erteilt. Sie verzichten auf eine Liveübertragung. Zu viele Medienleute nähmen den Zuschauern die Sicht.

Dem Schwingsport geht es gut. Sehr gut sogar. Kaum eine Sportart hat in den letzten Jahren einen solchen Anstieg an Beliebtheit erlebt wie das Schwingen. Die Besten der Bösen sind hierzulande zu wahren Heroen geworden. Die Veranstaltungen locken Heerscharen von Zuschauern an.
Und auch die Medien haben an dem ureidgenössischen Sport einen Narren gefressen. Das hat seine Schattenseiten. Vor lauter Journalisten, Fotografen, Medientribünen und Videokameras können zahlende Zuschauer oft kaum mehr erkennen, was da im Sägemehl gerade vor sich geht.
Zu wenig Platz für alle
Das haben auch die Mitglieder des Organisationskomitees (OK) vom Bernisch-Kantonalen Schwingfest in Affoltern gemerkt und nun reagiert. Wenn sich am 9. Juli die Bösen schnaufend in den Armen liegen, wird man sich das heuer nicht gemütlich vom heimischen Sofa aus anschauen können. Das OK hat dem Regionalsender Telebärn einen Absage erteilt: keine Liveübertragung.
Das bestätigt Chefredaktor Adrian Grob: «Wir mussten von Anfang an Vorbehalte feststellen», sagt er. Seit zwei Jahren überträgt der TV-Sender das Bernisch-Kantonale Schwingfest live, so geschehen und gesehen in Seedorf und in Meiringen. Grob verheimlicht nicht, dass diese Sendungen wirkliche Quotenrenner sind und Telebärn nur sehr ungern darauf verzichtet.
Roland Ryser ist OK-Präsident des Schwingfests. Er sagt es so: «Innerhalb des Komitees haben wir das besprochen und uns dagegen entschieden.» Zu wenig Nutzen sehen sie in einer Liveberichterstattung. Zu viel Aufwand, auch finanziellen, für die Organisatoren, zu viele Medienleute, die sich innerhalb des Schwingplatzes tummeln würden.
Noch andere Gründe wirft die Medienverantwortliche des Schwingfests, Sandra Joder, ins Sägemehl: «Wir wollen auch auf die lokalen Medien setzen, die uns von Anfang an begleitet haben», sagt sie und erläutert, dass sie schon jetzt an die 30 Anfragen habe für den Anlass. Und da seien jene aus der Region noch nicht alle dabei. Dazu kommen noch das Boulevardblatt «Blick» und das Schweizer Fernsehen, die sowieso mit dem «Eidgenoss», wie der Eidgenössische Schwingverband in diesen Kreisen genannt wird, Vereinbarungen für Berichterstattungen haben. «Es ist schade, dass wir nicht jedes Medium berücksichtigen können, aber es hat einfach nicht genug Platz für alle», so Joder.
Auch national ein Thema
Mit dieser Änderung folgen die Organisatoren auch den Vorgaben vom «Eidgenoss». Dort ist man seit Jahren daran, zu überlegen, wie man mit dem Ansturm der Medienvertreter umgehen soll. Adrian Affolter ist Präsident des Bernisch-Kantonalen Schwingverbands und dadurch auch im Vorstand auf Landesebene. Er sagt: «Wir überlassen das grundsätzlich dem OK, solche Entscheide zu treffen.»
Aber Fotoanalysen von anderen Veranstaltungen hätten gezeigt, dass sich innerhalb des Schwingplatzes grundsätzlich zu viele Menschen aufhalten. Deshalb schlägt der Verband vor, die Anzahl auf vier bis fünf Fotografen gleichzeitig zu beschränken. Und dann die einzelnen Medienvertreter nur noch rotierend auf den Schwingplatz zu lassen.
Adrian Grob von Telebärn kann das nachvollziehen. Bei einer Liveübertragung fährt der Sender schliesslich auch ziemlich viel Personal auf. 45 Leute wären da im Einsatz. Drei Kameras müssten innerhalb des Rings aufgestellt werden. Pro Kamera wären das zwei Personen. Dennoch hofft Grob, dass Affoltern eine Ausnahme bleibt und sich das OK vom Kantonalen in Utzenstorf nächstes Jahr wieder für Telebärn entscheiden wird.
Werbung für die Region
Das ist gut möglich. Denn eine Live-TV-Übertragung kann auch ein gutes Werbefenster nicht nur für den Sport, sondern auch für die Region sein. So gesehen in Meiringen, wo immer wieder Einspieler über die Tourismusregion über den Bildschirm flatterten.
Dessen sind sich die Organisatoren in Affoltern bewusst. Der Aufwand stehe aber in keinem Verhältnis zur Wirkung. Mediensprecherin Joder sagt es treffend: «Es kommt ganz darauf an, wer im OK sitzt. Eher Schwinger oder Touristiker? Bei uns haben sich die Argumente der Sportseite durchgesetzt.»
Und sowieso: Mehr Werbung braucht der Anlass nicht. Der Vorverkauf ist vorbei, und in den Worten von Präsident Ryser: «Ja, wir sind voll.» Jawohl, dem Schwingsport geht es gut.
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