Bei Grabung Schätze entdeckt
Die archäologische Grabung in Langenthal zeigt Erstaunliches: Im Gebiet Wuhr waren schon vor 750 Jahren Leinenweber am Werk. Und Scherben aus der Römerzeit lassen gar auf eine römische Siedlung schliessen.
Dunkle Erdverfärbungen in einer Grube und eine grössere Vertiefung: Diese Funde, die in den letzten Monaten im Areal Wuhr ausgegraben wurden, verraten genug. In Langenthal, so die Archäologen, gab es im Hochmittelalter am Ufer der Langete eine Siedlung, deren Bewohner in Grubenhäusern am Webstuhl sassen. Denn die dunklen Kreise und die Vertiefung entsprechen genau den Funden einer früheren Ausgrabung in Winterthur. Dort konnte man nachweisen, dass es Überreste von Webstühlen sind. In Löchern standen die Pfosten des Webstuhls, die Vertiefung war die Trittgrube, wo die Füsse des Webers auf die Mechanik drückten. Pfosten, Töpfe, Feuerstelle Die bisherigen Erkenntnisse der Grabung Wuhr, die seit letztem Sommer läuft, sind gestern den Medien vorgestellt worden. Noch gibt es keine spektakulären Funde zu vermelden, doch viele Entdeckungen lassen die Fachleute Schlüsse ziehen: «Für uns ist es wichtig, zu verstehen, wie sich Langenthal entwickelte», sagt Marianne Ramstein vom Archäologischen Dienst des Kantons, der die Grabung durchführt. So ist denn der Nachweis einer Siedlung im Mittelalter neu. Bekannt ist zwar, dass Langenthal schon im 9.Jahrhundert ein Dorf war. Doch wo die Häuser standen und was die Leute arbeiteten, lag bisher im Dunkeln. In der Wuhr konnten mehrere Webkeller dokumentiert werden. Dazu gibt es weitere Zeichen von Besiedlung und Handwerk im Mittelalter: Holzpfosten, Topfscherben, Metallteile und eine Feuerstelle. Einzelne Holzpfosten könnten gar noch älter sein. Aus welcher Zeit sie stammen, wird eine spezielle Untersuchung zeigen. Interessante Entdeckungen wurden auch im Bereich der Langete gemacht: Ein altes, kanalähnliches Bachbett, das jahrhundertelang Wasser führte, ist zum Vorschein gekommen. Durch Überschwemmungen oder Wässerung der anliegenden Matten lagerten sich Schwemmschichten ab, worin mittelalterliche Scherben und römische Ziegelstücke gefunden wurden (siehe Kasten). Die von der Langete abgelagerten Schichten schützten die tiefer gelegenen Überreste vor der Zerstörung. Das ehemalige Bachbett sei künstlich angelegt und Wasserkraft vom Gewerbe genutzt worden, vermuten die Archäologen. Bekannt ist, dass es in der Wuhr schon 1224 eine Mühle gab. Vorläufer der Porzi Einen überraschenden Fund machten die Grabungsleute bei der Entdeckung mehrerer aus Geröllsteinen gebauten Sodbrunnen. In einem lag am Grund zerbrochenes Tongeschirr. Die Scherben müssen im 19.Jahrhundert in Langenthal hergestellt worden sein. Damit wird klar, dass die Fabrikation in der Porzellanfabrik eine Weiterführung der früheren Geschirrproduktion aus Ton war. Aus neuster Zeit stammen Mauern und Pflästerung zweier Keller. Einer gehörte zu einem Haus, das auf einem Plan von 1895 noch eingezeichnet ist. Herbert Rentsch>
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