Bei einer Fusion können Bern und Ostermundigen gewinnen
Der Kommentar von Stefan Schnyder zu den Fusionsabklärungen zwischen Bern und Ostermundigen.
Der Entscheid hat eine historische Dimension: Die Gemeinde Ostermundigen will eine Fusion mit der Stadt Bern prüfen. Der Entscheid vom Donnerstagabend im Gemeindeparlament fiel so deutlich aus, dass es sehr wahrscheinlich ist, dass die Fusion in wenigen Jahren Tatsache werden wird.
Der Berner Stadtpräsident Alec von Graffenried (GFL) empfängt Ostermundigen mit offenen Armen. Er weibelt schon länger für eine Grossfusion der Gemeinden in der Region Bern. Nun könnte der erste konkrete Schritt viel früher kommen als erwartet.
Der Fall Ostermundigen ist typisch: Gemeinden ringen sich erst zur Aufnahme von Fusionsverhandlungen durch, wenn es anders nicht geht. Die Gemeinde steht finanziell schlecht da: Trotz eines hohen Steuerfusses und guter Wirtschaftslage erzielte sie im vergangenen Jahr einen Überschuss von gerade mal einer halben Million Franken.
Das Fusionsprojekt bringt für die Stadt Bern also gewisse finanzpolitische Risiken mit sich. Doch beide Seiten können dank einer Fusion gewinnen. Ein Blick auf die Karte zeigt, dass Ostermundigen schon heute ein Stadtteil von Bern ist. Die Gemeinde wird durch Bernmobil erschlossen. Und die meisten Wegpendler von Ostermundigen arbeiten in der Stadt Bern.
Eine Fusion erlaubt es, viele Aufgaben gemeinsam effizienter und kostengünstiger wahrzunehmen, so dass zumindest den Einwohnern von Ostermundigen tiefere Steuer winken. Zudem haben die Ostermundiger nach einer Fusion die Möglichkeit, über Themen abzustimmen, die auch sie betreffen: Wie die Verkehrspolitik der Stadt oder die Ausgestaltung des Bahnhofs und dessen Umgebung.
Der Stadt Bern eröffnen sich in der Stadtplanung neue Perspektiven. So sucht sie Flächen für die Industrie- und Gewerbeareale der Zukunft. Hier hat Ostermundigen interessante Grundstücke zu bieten.
Der Verein «Bern neu gründen» schlägt vor, dass die Berner Agglomerationsgemeinden zu Gross-Bern fusionieren. Grundsätzlich ist dieser Ansatz vielversprechend. Aber in der Region Bern gibt es mehrere Gemeinden, die finanziell gut dastehen und sich um keinen Preis der Stadt Bern anschliessen wollen.
Muri, Bolligen, Ittigen und Köniz gehören dazu. Eine Grossfusion der Berner Agglomerationsgemeinden würde dort auf erbitterten Widerstand stossen. Deshalb ist es sinnvoll, wenn die Stadt die Gelegenheit für eine Fusion mit Ostermundigen jetzt pragmatisch nutzt. Das Zusammengehen wird anderen Gemeinden als Lehrstück dienen.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch