Greenpeace-Studie Bei diesen Strecken ist die Bahn eine gute Alternative zum Flugzeug
Die Umweltorganisation hat ausgerechnet, welche Flugverbindungen in Europa sich problemlos durch Züge ersetzen lassen. Zum Beispiel Zürich–Genf oder Genf–Paris.

Es ist eine Debatte, die inzwischen jeder kennt – bei Dienstreisen oder vor den Ferien: Muss es zwingend das Flugzeug sein, oder könnte man nicht auch die klimafreundlichere Eisenbahn nehmen? Dieser Frage wollte die Umweltschutzorganisation Greenpeace auf den Grund gehen und gab dafür eine Studie in Auftrag. Ziel war, herauszufinden, auf welchen Strecken der Zug eine gute Alternative wäre und wo Reisende tatsächlich weiterhin auf das Flugzeug angewiesen sind, um in einem vertretbaren Zeitraum ans Ziel zu kommen.
Untersucht hat der Thinktank OBC Transeuropa dafür im Auftrag von Greenpeace die 250 am häufigsten genutzten Flugstrecken in Europa. Dazu zählen auch Verbindungen in und aus der Schweiz.
Und zumindest für die untersuchten Schweizer Verbindungen scheint der Zug eine valable Alternative: Für die Strecke Zürich–Genf etwa benötigt die Bahn 2:41 h. Und dennoch haben diese Strecke im untersuchten Zeitraum 2019 knapp 623’000 Passagiere mit dem Flugzeug zurückgelegt.
Eine Zugfahrt von Genf nach Paris dauert 3:08 h und dürfte damit ebenfalls eine gute Alternative zum Flugzeug sein. Das sahen gut 1’059’000 Passagiere aber anders und nahmen trotzdem das Flugzeug.
Beide Strecken entsprechen den Kriterien von Greenpeace für eine akzeptable und wettbewerbsfähige Reisezeit von weniger als sechs Stunden mit dem Zug. Das trifft auch auf eine ganze Reihe beliebter innereuropäischer Verbindungen zu – wie etwa Amsterdam–Paris (3:23 h), Paris–Frankfurt (3:50 h) oder Venedig–Neapel (5:10 h). Insgesamt gibt es für 29 Prozent der untersuchten Flugstrecken eine Alternative mit dem Zug, die weniger als sechs Stunden dauert. Und für all diese Strecken fordert Greenpeace ein Verbot von Flügen.
Allerdings klappt es nicht überall so gut mit dem Zug: Auf 43 Strecken, so zeigt es die Erhebung, wären die Reisenden mehr als 16 Stunden unterwegs, wenn es keine Flüge gäbe. Für sechs weitere gibt es gar keine Zugverbindung.
Schlechte internationale Zugverbindungen
Erschwert werde das landgestützte Reisen durch zunehmend schlechtere internationale Zugverbindungen, kritisiert Greenpeace nach Durchsicht aller Fahrpläne. Der Eurostar etwa hat seine Tunnelzüge zwischen Grossbritannien und Frankreich deutlich reduziert.
Und auf der Strecke Frankfurt–Lyon, einer wichtigen Verbindungsachse zwischen Deutschland und Frankreich, fährt nur ein Direktzug pro Tag – was beispielhaft zeigt: Passagiere, die vom Flugzeug auf die Bahn umsteigen, müssen allenthalben mit umständlichen Umstiegen rechnen. Immerhin gewinnen aber die Nachtzugverbindungen wieder an Attraktivität: Wien–Paris sowie Zürich–Amsterdam starten im Dezember.
Trotz dieser Unterschiede und der anhaltenden Debatten: Das Fliegen ist weniger für den Klimawandel verantwortlich, als manch einer womöglich annimmt. 3,5 Prozent trägt der globale Luftverkehr durch CO₂, Kondensstreifen oder Russ zur Klimaerwärmung bei, soweit sie vom Menschen verursacht ist. Das Gewinnen von Strom und Wärme aus Kohle, Gas und Öl sowie das Verbrennen von Benzin und Diesel beim Autofahren sind weit gravierendere Faktoren.
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